An allen Ecken der Welt wird über neue Mobilitätsformen nachgedacht und geforscht. Sowohl beim individuellen als auch öffentlichen Verkehr werden in Zukunft mit Bestimmtheit neue Modelle lanciert. In Bezug auf neue Antriebssysteme wie Hybride oder E-Fahrzeuge oder auch die kollaborative Mobilität hat sich in den letzten Jahrzehnten einiges bewegt.
Klar ist, dass die Mobilität effizienter und immer besser vernetzt wird. Wir können heute mit ein paar Klicks ein Zugticket lösen, dazu ein Auto oder Velo mieten, über eine App eine Mitfahrgelegenheit organisieren oder Parkplätze teilen. Es geht aber noch viel weiter, denn bereits laufen auch in der Schweiz die ersten Versuche mit der autonomen Mobilität.
Ob wir uns einmal mit selbstfahrenden Launchfahrzeugen von A nach B bewegen werden, ist noch eine Vision, könnte aber schon bald Realität werden. Man darf gespannt sein, was noch alles auf uns zukommt.
Jörg Beckmann, Direktor der TCS-Tochter Mobilitätsakademie, sagt, was kommen könnte. Sechs Szenarien.
Der Weltklimavertrag vom 15. Dezember 2015 in Paris kündigte endgültig ein Ende des Zeitalters von Kohle, Öl und Gas und damit eine Dekarbonisierung an. Das bedeutet neben einer Energiewende auch eine Autowende weg vom Verbrennungsmotorischen Fahrzeug in Privatbesitz, hin zum elektrisch angetriebenen Auto, das sich idealerweise mehrere Menschen teilen.
Dadurch besteht langfristig vielleicht auch die Möglichkeit einer postfossilen Mobilität, bei der Energie für elektrisch betriebene Fahrzeuge erneuerbar erzeugt werden kann und nicht mehr durch das Verbrennen von Kohle und Öl.
Das elektrische, geteilte und vielleicht autonom fahrende Auto der Zukunft wird immer mehr den tatsächlichen Bedürfnissen seiner Nutzer gerecht. Es muss nicht mehr übermotorisiert sein. Da selbst auf Autobahnen nur 120 km/h gefahren werden darf, genügt ein Elektromotor mit entsprechender Reichweite und entsprechendem Drehmoment.
Die Reichweiten, die jetzt noch bei Elektroautos Anlass zur Kritik geben, werden sich stark nach oben und in die Nähe von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor bewegen. Der Grund: Batteriepreise purzeln in naher Zukunft und je günstiger Batteriepakete sind, umso mehr können in Autos eingebaut werden und die Reichweiten erhöhen.
Im Zuge der «Share Economy» sind wir dazu übergegangen, immer mehr Dinge zu teilen und zu leihen, anstatt sie zu kaufen. Das gilt auch für Autos, die in der Schweiz pro Tag durchschnittlich knapp eine Stunde genutzt werden. Am Anfang gab es in der Schweiz nur Mobility. Doch dank Smartphones und Apps entstanden in den letzten Jahren verschiedene Car-, Ride- und Bikesharingdienste sowie Parkplatzteilmodelle.
Waren früher Carsharingdienste stationsgebunden und mussten Autos wieder an dem Ort abgegeben werden, wo man sie auslieh, gibt es längst das sogenannte Free-Floating-System. Hier werden die Autos nach der Nutzung einfach irgend - wo in der Stadt parkiert.
Das bietet etwa Mobility mit «Catch a Car» in Basel an. Bald will das Unternehmen auch mit einem One-Way-System starten, bei dem man beispielsweise ein Auto in Genf mietet und es dann in Zürich abstellt. Oder es gibt den privaten Car sharing-Dienst Sharoo, bei dem Autobesitzer ihre Wagen an Leute verleihen, die gerade ein Fahrzeug brauchen.
All diese verschiedenen Dienste machen es immer attraktiver, auf ein eigenes Auto zu verzichten. Bereits heute hat Mobility hierzulande 120 000 Kunden und Sharoo,an der die Migros-Tochter M-Way, Mobiliar und Mobility beteiligt sind, 12 000 registrierte Nutzer.
Beim vollautonom fahrenden Fahrzeug kommen die drei Transformationspfade Dekarbonisierung, Demotorisierung, Deprivatisierung zum Tragen. Es wird dank Elektromotor sauberer, viel effizienter und kann sogar autonom geladen werden. Da es nicht mehr zwingend in Privatbesitz sein muss, könnte es wie eine Art Ruftaxi von Nutzern angefordert werden.
Sie steigen ein, fahren zu ihrer Destination, steigen aus und überlassen es anderen Nutzern. Einen Führerschein, der bisher der Zugang zur Mobilität war, braucht man nicht mehr. An seine Stelle tritt eine App. Es stellt sich die Frage, ob man für diese Fahrten bezahlen muss. Während man unterwegs ist, kann man im Internet surfen, einkaufen oder andere Dinge tun.
Es wird Grossunternehmen geben, die ein Interesse daran haben, dass möglichst viele Leute in ihr Auto steigen und während der Fahrtzeit ihre Produkte kaufen oder Daten liefern. Künftige technische Neuerungen, was Steuerung wie auch Navigation angeht, lassen Geschäftsmodelle entstehen, die die Mobilität wieder komplett verändern.
Sicherlich werden wir in 20 oder 30 Jahren nicht nur in gesichtslosen, von Swisscom, Google oder Apple betriebenen Trabanten unterwegs sein. Künftig werden wir eine Vielfalt von Nutzungsmodellen und Antriebsarten sehen. Auch das private Auto hat weiterhin eine Zukunft. Da wir es lieben, machen wir es immer besser, umweltschonender und sicherer. Das zeigen im Moment die ganzen Assistenzsysteme.
Auch die Elektromobilität und das geteilte Auto sind aus den Bestrebungen entstanden, unerwünschte Nebenwirkungen zu eliminieren. Doch das private Auto wird sehr wahrscheinlich seine Vormachtstellung als Hauptverkehrsmittel verlieren. Es wird eher noch Statussymbol oder Distinktionsmittel sein, so wie man sich heute eine schöne Armbanduhr in erster Linie als Schmuckstück kauft und nicht mehr hauptsächlich, um die Zeit abzulesen.
Ursprünglich ging es einmal darum, mit einem Verkehrsmittel von A nach B zu kommen. Später wollte man möglichst zuverlässig von einem Ort zum nächsten gelangen und schliesslich musste es immer schneller gehen. Künftig wird man Reisezeiten möglichst aktiv nutzen.
Mit dem herkömmlichen Auto war das nicht möglich. Man musste sich konzentrieren und lenken. Da lag allenfalls Radiound Musikhören drin. Bei einer Fahrt mit dem autonomen Auto dagegen kann man im Internet surfen, einkaufen oder die Zeit anderweitig nutzen. Und wer Velo fährt, tut etwas für Körper und Gesundheit. Wir werden bald einen Wandel von der passiven Reisezur aktiven Eigenzeit erleben.
Die Zukunft der Mobilität nur auf das autonome Auto zu reduzieren, wäre falsch. Für die meisten Strecken innerhalb von Städten sind Velos besser geeignet als autonome Fahrzeuge. Insbesondere das Cargobike mit Elektroantrieb. Damit kann man mühelos zwei Kinder oder bis zu 100 Kilogramm Lasten befördern und damit jene drei Kilometer zurücklegen, für die ein Auto heute hauptsächlich genutzt wird.
Dazu kommt, dass Verkehrspolitiker heute den aktiven und den Langsamverkehr fördern möchten. Und Transportmittel, die möglichst wenig Energie benötigen, sind gefragt. Ausserdem arbeiten die meisten heute überwiegend am Computer und bewegen sich zu wenig. Deshalb sind sie froh über jeden Kilometer, den sie aus eigener Kraft zurücklegen können, und dass sie sich nicht wieder in ein Auto, sei es auch ein autonomes, zwängen müssen.
All diese Gründe sprechen für das Velo, das eine Riesenrenaissance erleben wird. Während tonangebende urbane Hipsterlängst das Fahrrad als neues Statussymbol entdeckt haben, steigen dank E-Bike auch ältere Generationen wieder in den Sattel. Die grosse Nachfrage nach dem Velo zeigt sich am Modellangebot, das mittlerweile so umfassend ist wie dasjenige im Automobilbereich.
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