Unaufmerksamkeit und Ablenkung am Steuern sind die häufigsten Unfallursachen der Schweiz. Im Jahre 2021 zählte Unaufmerksamkeit und Ablenkung zur Hauptursache bei 9‘154 Unfällen. Quelle: ASTRA Publikation Standardstatistik der Strassenverkehrsunfälle 2021.
Eine Umfrage, die die Allianz Versicherung in der Schweiz durchführte zeigt:
Beim Fahren werden unsere visuellen, akustischen, kognitiven und grob motorischen Fähigkeiten beansprucht. Ablenkung wirkt sich auf all diese 4 Bereiche aus. Musik zum Beispiel lenkt uns akustisch ab, indem unsere Aufmerksamkeit dem Verkehr gegenüber abnimmt. Ein Navi oder Smartphone hinter dem Steuer zu bedienen, stört unsere grob motorischen Fähigkeiten beim Fahren, da wir jeweils nur noch eine Hand am Steuer haben.
Die Gesellschaft verlangt von uns, dass wir unsere Zeitressourcen optimal nutzen. Dazu gehört mittlerweile für die meisten, jederzeit erreichbar zu sein. Um diesen gesellschaftlichen Ansprü-chen gerecht zu werden, nutzen wir immer häufiger das Auto als Verlängerung unseres Wohnzimmers oder Büros.
Ausserdem nehmen die Autohersteller diesen Trend auf und arbeiten an immer besseren Infotainment-Bordsystemen. Die Versuchung, sich während des Fahrens mit ablenkenden Dingen zu beschäftigen, steigt.
Die meisten Fahrerinnen und Fahrer sind sich bewusst, wie gefährlich ein Blick auf das Handydis-play ist. Viele von ihnen halten denn auch das Lösen der Hand vom Lenkrad für problematisch, um eine SMS zu schreiben oder das Navigationsgerät zu bedienen. Trotzdem tun es viele.
Warum? Weil sie aufgrund ihrer Fahrroutine ihre Fähigkeiten überschätzen und meinen, zwei Dinge gleichzeitig konzentriert ausführen zu können. Denn jede zusätzliche Aktivität am Steuer lenkt von der Hauptaufgabe ab, dem Steuern.
Ob die Unaufmerksamkeit zu einem Unfall führt oder nicht, sie wird in Artikel 3, Abs 1 der Verkehrsregelverordnung ausdrücklich sanktioniert: «Der Fahrzeugführer muss seine Aufmerksamkeit der Strasse und dem Verkehr zuwenden. Er darf beim Fahren keine Verrichtung vornehmen, welche die Bedienung des Fahrzeugs erschwert. Er hat ferner dafür zu sorgen, dass seine Aufmerksamkeit insbesondere durch Tonwiedergabegeräte sowie Kommunikations- und Informationssysteme nicht beeinträchtigt wird».
Der Lenker muss das Fahrzeug permanent so beherrschen, dass er seinen Vorsichtspflichten nachkommen kann (Art. 31 Abs. 1 SVG), weshalb er beim Fahren keine Verrichtung vornehmen darf, welche die Bedienung des Fahrzeugs erschwert (Art. 3 Abs. 1 VRV).
Auch wenn die Anzahl der Ausweisentzüge wegen Unaufmerksamkeit für 2017 im Vergleich zum Vorjahr leicht rückläufig ist (von 8'760 auf 8'411), bleibt diese Ursache nach Geschwindigkeits- und Alkoholdelikten der dritthäufigste Grund für einen Ausweisentzug (Bericht ADMAS 2017, ASTRA).
Der «Hauptschuldige» ist dabei das SMS am Steuer. Die durch eine SMS verursachte Unaufmerksamkeit ist eine der Hauptursachen für Unfälle, kann doch der Fahrer per Definition nicht oder nicht schnell genug reagieren, was zu um so heftigeren Zusammenstössen führt. Während des Steuerns eine SMS zu schreiben ist gleichbedeutend wie mit geschlossenen Augen zu fahren.
Die Kampagne «Händi los» wird von der Fédération Internationale de l’Automobile (FIA), dem internationalen Dachverband des Automobils, in Zusammenarbeit mit den europäischen Automobilclubs durchgeführt. Ziel der Kampagne: Autofahrer, Motorradfahrer, Radfahrer und Fussgänger auf die Gefahr des Händis im Verkehr aufmerksam zu machen. Sie soll sie anregen, das Händi los zu lassen.