Der tote Winkel ist ein Bereich ausserhalb des Blickfelds eines Lenkenden. Es ist eine Zone, die weder im Sichtbereich der Rückspiegel noch des Lenkenden liegt, selbst wenn dieser den Kopf dreht oder seinen Körper bewegt.
Der Sichtbereich und der tote Winkel variieren in Abhängigkeit der Fahrzeugform und der Konstruktion des Fahrzeugs (Höhe, Karosserie, Grösse der Fenster, Dicke der Dachsäulen, Rückspiegel etc.). Bei Motorrad- und Rollerlenkenden ist es vor allem die Visierform und –grösse, welche den Toten Winkel beeinflusst.
Aufgrund ihrer höheren Verletzlichkeit sind Kinder, ältere Personen, sämtliche Zweiradlenkenden und Fussgänger besonders von den Gefahren des toten Winkels betroffen. Unfälle geschehen meistens aufgrund eines Richtungswechsels (Abbiegen, Einspuren oder Überholen). Die Gefahr besteht im Besonderen bei grossen Fahrzeugen, da im Falle eines Unfalls die Folgen oft sehr gravierend, bzw. tödlich sind.
Trotz den Vorschriften über die vorgeschriebenen Rückspiegel für die schweren Motorfahrzeuge (Weitwinkelrückspiegel, Rückspiegel für die Zone unmittelbar rechts und vor dem Führerhaus), steht dem Lastwagenlenkenden dennoch nicht unbedingt die Möglichkeit offen, den ganzen Sichtbereich zu erfassen, vor allem während der Fahrt.
Unten das Schema eines klassischen Unfalls aufgrund des toten Winkels zwischen einem Lastwagenchauffeur und einem Velofahrer. Unser Rat an die Velolenkenden: Wenn Sie sich einer Kreuzung nähern (Rotlicht, Stopp, Kein Vortritt, Einspuren usw.), bleiben Sie in jedem Fall hinter einem schweren Motorfahrzeug,
Vorsicht ! Ein Radstreifen und/oder ein ausgeweiteter Radstreifen (Stoppsack) garantiert keinesfalls eine bessere Sichtbarkeit des Velolenkenden. Die Gefahr rührt vor allem daher, dass die Ampel auf Grün wechseln kann, bevor der Velolenkende den Stoppsack oder die Haltelinie erreicht. Es wird daher auch in diesem Fall dringend geraten, hinter dem schweren Motorfahrzeug anzuhalten, wie es aus der Animation unten ersichtlich wird.
Der tote Winkel ist auch eine grosse Gefahr wenn schwere Motofahrzeuge wie Busse oder Lastwagen abbiegen. Der Grund für diese Unfallgefahr ist die für Velolenkende überraschend breitere Fahrspur, welche das schwere Motorfahrzeug während des Abbiegevorgangs beansprucht (siehe Animationen oben), die deutlich grösser ist als das schwere Motorfahrzeug selbst. Die Gefahr steigt zusätzlich bei Sattelschleppern an, siehe unten.
Bei einer engen Abbiegung nach rechts muss ein Lastwagenlenkender zuerst nach links ausholen, bevor er nach rechts abbiegen kann. Dabei muss er zuerst kurz links blinken, um den entgegenkommenden Verkehr nicht zu gefährden, bevor er rechts blinkt und abbiegt. Der dabei entstehende freie Raum rechts kann den Velolenkenden in falscher Sicherheit wiegen. Besonders gefährlich wird es, wenn der Velolenkende zu diesem Zeitpunkt beginnt, das schwere Motorfahrzeug rechts zu überholen. Dann kann es sein, dass das nach rechts abbiegende schwere Motorfahrzeug den Velolenkenden überfährt (siehe folgende Animation).
Wie oben gezeigt, sind der tote Winkel und die beanspruchte Fläche eines schweren Motorfahrzeugs beim Abbiegen Ursache und Grund von Unfällen. Hinzu kommt, dass der Lastwagenlenkende während dem Abbiegen ein Maximum an Informationen innerhalb einer kurzen Zeit aufnehmen muss. Es passiert leicht, dass Velolenkende oder andere Verkehrsteilnehmer, auch wenn gut sichtbar, vom Lastwagenlenkenden nicht wahrgenommen wird. Dieses Phänomen heisst «looked-but-failed-to-see» (übersetzt in etwa: gesehen, aber nicht wahrgenommen) und kann ebenfalls für Unfälle zwischen schweren Motorfahrzeugen und Velolenkenden verantwortlich sein.