Mehr Crossover als SUV
Bei der Ästhetik fällt das Lob vorsichtiger aus, angesichts der Linien ohne grosse Emotionen. Dasselbe Gefühl herrscht im Innenraum mit dem monolithischen Armaturenbrett und dem sehr sachlichen Ambiente. Trotz allem gibt es bei der Materialqualität Fortschritte und mit Blick auf die Preise ist Kritik kaum angesagt. Wie immer sind praktisch alle Funktionen auf dem monumentalen Fünzehn-Zoll-Tablet zusammengefasst. Intuitiv und reaktionsschnell, jedoch müssen die Augen vom Verkehr abgewendet werden. Es ist schwer, zu verstehen, warum ein als «innovativ» bezeichnetes Fahrzeug kein Head-up-Display bietet. Dies umso mehr, als es nicht mit Gadgets geizt, wie der Karaokefunktion oder der Boombox, die den SUV in eine mobile Disco verwandelt.
Ein echtes Langstreckenauto
Der grosszügige Platz, der den hinteren Passagieren geboten wird, die alle von heizbaren Sitzen profitieren, prädestiniert ihn für grosse Reisen. Und das mit Sack und Pack angesichts der imposanten Kapazität des Kofferraums, der über eine gigantische Heckklappe zugänglich ist. Denn ausser der Straffheit bei niedrigem Tempo wegen der Neunzehn-Zoll-Reifen verfügt das Model Y über guten Fahrkomfort. Man lässt ihn im Komfortmodus gleiten, der progressiv, aber kräftig beschleunigt. Paradigmenwechsel im Modus Sport: Die zwei Elektromotoren setzen ihre gemeinsamen 515 PS mit dragsterartiger Beschleunigung frei. Ein Spassfaktor, unterstützt durch die sehr direkte Spurführung und gezähmt vom Allradantrieb. Man sollte sie nicht missbrauchen, vor allem im Winter nicht, in dem sich die durchschnittliche Reichweite bei 319 Kilometern etabliert hat.
Text: Marc-Olivier Herren
Bilder: Emanuel Freudiger
Karosserie
Als Crossover-Ableitung des Model 3 hebt sich dieser SUV durch seine Höhe und Breite ab. Das grosszügige Platzangebot wird durch den ebenen Boden und die enorme Kopffreiheit noch vergrössert. Gleiches gilt für den über eine riesige elektrische Heckklappe leicht zugänglichen Kofferraum, der durch ein 117-Liter-Fach vorne ergänzt wird.
Innenraum
Wie bei allen Tesla fallen praktisch sämtliche Funktionen dem riesigen Fünfzehn-Zoll-Touchscreen zu. Der ist zwar schnell, wegen seiner Position muss man aber oft den Blick vom Verkehr abwenden. Ein Head-up-Display wäre willkommen. Das nüchterne Innere profitiert von verbesserten Materialien und Holzeinlagen.
Komfort
Ausser einer straffen Federung bei tiefer Geschwindigkeit – vor allem wegen der Neunzehn-Zoll-Räder – bietet dieser Crossover guten Fahrkomfort und verfügt über eine wirksame Schalldämmung.
Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist konkurrenzlos. Das Tesla Model Y verfügt über die notwendigen Ausstattungen (Navi oder Premium-Audioanlage) und Annehmlichkeiten wie heizbare Sitze rundum. Die Optionen sind sehr eingeschränkt. Theoretisch niedrige Unterhaltskosten.
Fahreigenschaften
Der tiefe Schwerpunkt lässt die zwei Tonnen des Geräts, das praktische keine Seitenneigung hat, vergessen. Die variable Lenkung ist konsistent und ultradirekt. Der Allradler profitiert von einer ausgezeichneten Traktion. Geringe Nutzlast (326 kg).
Sicherheit
Der Autopilot erlaubt autonomes Fahren auf Level 2, ergänzt durch ein automatisches Spurwechselsystem. Konzentrationsproblem am Lenkrad wegen der Zentralisierung der Bedienung auf dem Touchscreen. Durchschnittlicher Bremsweg (bei Nässe) und grosser Wendekreis.
Motor und Antrieb
Die kumulierte Leistung von 515 PS und das Drehmoment von 590 Newtonmetern sorgen im Sportmodus für eine Raketenbeschleunigung. Der Komfortmodus ist progressiver. Die starke Abbremsung beim Loslassen des Gaspedals macht Bremsmanöver praktisch unnötig.
Verbrauch
Die Lithium-Ionen-Batterie mit 74,5 Kilowattstunden (TCS-Messung) kann mit einer Leistung von bis zu 250 Kilowatt schnellgeladen werden. Ein Vorteil bietet das dichte Netz der Tesla-Supercharger.