Camper schreiben für Camper!
Autor: Markus J.J. Jenni, TCS Camping Mitglied und seit mehr als 30 Jahren Wohnmobilreisender – normalerweise in Frankreich, Italien, Spanien und Portugal. Jetzt wieder einmal eine "Entdeckungs-"Reise durch die schöne Schweiz.
Es ist Herbst im Jahr 2020. Ein schöner Spät-Sommer. Das Wetter ist sonnig und es ist immer noch sehr warm. Der Himmel blau. Ein Telefonanruf eines befreundeten Ehepaars aus Deutschland erreicht uns. Sie seien aus Italien kommend soeben im Tessin angekommen –
in Lugano, auf dem dortigen Stellplatz für Wohnmobile. Morgen würden sie Richtung Norden, auf den neuen Stellplatz in Locarno fahren und dort übernachten. "Habt ihr Zeit und Lust? Wollen wir uns morgen hier treffen?", fragte Thomas. Wir haben Zeit und wollen!
Ein guter Grund, um liebe Freunde wieder einmal zu treffen, mit denen wir schon so mache schöne Begegnungen in Frankreich, Spanien und auch in Portugal hatten. Also machen wir heute unser WOMO startklar. Das geht bei uns schnell, denn unser WOMO steht jederzeit – im Sommer und im Winter - abfahrbereit vor unserem Haus. Gas- und Diesel-Tank gefüllt. Wasser-Tank voll. Batterien zu 100 % aufgeladen. Alles ist bereit. Als inzwischen gut eingespieltes Team wissen meine Frau, Malu, und ich, was jeder zu tun hat. Nur noch Kleider, Essbares und genügend Reserve-Trinkwasser einladen. Dann kann es losgehen.
Am folgenden Tag starten wir um 9 Uhr in Uttwil, am Bodensee. Wir werden in etwa 3 ½ Stunden unser Ziel, den Stellplatz in LOCARNO, erreichen. Die Reise verlief perfekt. Aber es gibt keinerlei Wegweisung zu diesem neuen Stellplatz. Schliesslich entdeckten wir einige geparkte Wohnmobile innerhalb eines ummauerten Parkplatzes. Und da standen auch schon unsere Freunde. Ein herzliches Wiedersehen!
Unser Tipp für WOMO-Fahrer, die den Stellplatz in Locarno zum ersten Mal anfahren: im Navi "Via della Posta" eingeben. Dann dem Firmen-Hinweisschild "SCHINDLER" folgen. So findet man leicht die etwas schmale Einfahrt zum Stellplatz. Dieser ist gut mit Ver- und Entsorgung und einer Bezahlsäule (Nur 1-, 2- und 5-Franken Stücke) ausgestattet. Kein Strom.
Die Lage ist super. In unmittelbarer Nähe gibt es Restaurants und auch einen gut sortierten Bio-Laden. Nachts ist es ruhig. Der Platz ist beleuchtet. Eine Rasenfläche mit zwei Sitzbänken und einem Tisch aus Granit lädt die Besucher*Innen ein, im Schatten unter Bäumen zusammenzusitzen. Preis: 20.00 CHF für 24 Stunden. Maximale Aufenthaltsdauer: 24 Std.
Es sind nur wenige Gehminuten bis ins Zentrum von Locarno. Der Weg dorthin führt durch einen kleinen Park und dann dem See entlang.
Am nächsten Tag machten wir zusammen mit den WOMOs eine schöne und empfehlenswerte Fahrt in das bezaubernde Maggiatal.
Tipp: Ein WOMO-Stellplatz findet man in Brignasco. Sehr schöner Platz auf einer gut befestigten Wiese. Wird normalerweise als Helikopterlandeplatz gebraucht. Dieser Platz wurde als WOMO-Stellplatz probehalber von der Gemeinde angelegt - mit Ver- und Entsorgung. Kein Strom, jedoch schön gelegen. Nahe bei einem imposanten Wasserfall, der zum Verweilen, Staunen und vielleicht zum Meditieren einlädt. Natürlich ist auch ein Spaziergang in das nahe gelegene Dörfchen empfehlenswert. Hier übernachten wir.
Auf der Rückfahrt machten wir einen Halt in Cevio. Gut zum Parken, auch für grössere WOMOS. Besonders beeindruckend: die alten Häuser mit den kunstvollen Malereien an den Fassaden.
Wir fahren weiter ins Verzascatal. In Brione gibt es ebenfalls einen romantischen Stellplatz für WOMO-Fahrer und ihr "rollendes Zuhause".
Ein erstrebenswertes Ziel übrigens nicht nur für Wohnmobilisten, sondern auch für Naturfreunde und Feinschmecker. Denn ganz in der Nähe des WOMO-Stellplatzes stellt ein BIO-Bauer, einen der feisten (Bio-)Ziegenkäse her. Der Hofladen "In Sü La Scima", ist nur etwa 5 Gehminuten entfernt.
Unsere Freunde haben für heute Nacht einen Campingplatz in Tenero reserviert. Malu, meine Frau und "Chef de Navigation", und ich wollen jedoch wieder zurück nach Hause an den Bodensee.
Wir waren schon so oft in "Bella Ticinese". Und doch: Jedes Mal sind unsere Erfahrungen dort immer eine intensive und bleibende Bereicherung in unserem Leben. Wieder und wieder entdecken wir neue, bezaubernde Orte, freundliche Menschen und für uns bisher noch unbekannte urchige Restaurants oder romantische Grotti.
Es lohnt sich bei einem Besuch des Tessins, genügend Zeit mitzubringen. Oder halt, wie wir dieses Mal, mehrmals – auch für einen Kurz-Trip - dahinzufahren. Vielleicht auch mal nicht über die Autobahn. Die Strecke abseits der "Schnell-Route" hat vieles zu bieten.
Vom Bodensee fahren wir über den Brünig-Pass nach Meiringen und weiter bis zu der berühmten Aareschlucht. Dort stellen wir unser WOMO auf dem Camping-Aareschlucht in Innertkirchen ab, denn da wollen wir über Nacht bleiben.
Wir freuen uns auf den Trip durch diese faszinierende Schlucht, welche die Aare während Jahrtausenden in die Felsen hineingefressen hat. Besonders toll: Am Spätnachmittag hat es nur ein paar wenige Besucher, die mit uns dieses Spektakel teilen. So konnten wir gemächlich von einer Sehenswürdigkeit zur anderen wandern. Imposant!
Ergriffen und voller bleibender Eindrücke fahren wir nach einer erholsamen Nacht weiter nach Interlaken. Wir wollen auf das weltbekannte Jungfraujoch. Es sind zu dieser Jahreszeit viele Camper unterwegs, aber wir finden trotzdem einen sonnigen Platz auf dem Camping Alpenblick.
Am nächsten Morgen fahren wir mit dem Trolley-Bus nach Interlaken-Ost. Von dort geht es dann weiter mit der Bahn nach Grindelwald. Dort steigen wir um und fahren mit der geschichtsträchtigen Zahnradbahn hinauf aufs Jungfraujoch. Ein für uns vollkommen neues Erlebnis war, dass nur wenige Touristen unterwegs waren. So konnten wir die grossartige Aussicht auf die majestätisch wirkenden Berge Eiger, Mönch und Jungfrau, sowie auf die umliegende Alpenwelt, in aller Ruhe bestaunen und bewundern.
Und dann ist es soweit! Wir sind auf dem Jungfraujoch angekommen! "Sehr eindrücklich", meinte meine liebe Frau Malu, die solche Bilder noch nicht so oft gesehen hat. Sie ist im Flachland in der "Kölner-Bucht" aufgewachsen. In mir hingegen tauchten Bilder aus der Vergangenheit auf. Damal, in jungen Jahren, bin ich öfters mal als Privat-Pilot mit einer "Piper Cherokee 140" mit Kunden oder Freunden im Rahmen eines Alpenrundflugs über unsere herrliche Bergwelt geflogen.
Zurück im Wohnmobil genossen wir den Feierabend. Das heisst: Wir feierten diesen einmalig schönen Tag mit einem guten Abendessen und einem edlen Tropfen Wein aus dem Wallis. Denn dorthin wollen wir am nächsten Tag fahren.
Sonnenstrahlen locken uns früh aus dem Bett. Die Vorfreude auf eine tolle Passfahrt ist gross. Wir fahren über den Grimselpass, um dann im Wallis unsere "Tour de Suisse" fortzusetzen.
Weiter geht die Fahrt… über eine kurvenreiche, gut zu fahrende Passstrasse, entlang der Rhone, bis nach Mörel-Filet.
Dort checken wir im Camping Tunetsch ein. Ein kleiner, aber sehr angenehmer Campingplatz. Und vor allem ein toller Ausgangspunkt für Wanderungen, usw.
"Ich möchte unbedingt den bekannten Arven-Wald besuchen…", meinte meine Frau. Also ziehen wir gute Wanderschuhe an und machen uns auf den Weg zum Altetschgletscher.
Wir wollen auf dem gut markierten Rundwanderweg auch das Pro Natura Zentrum besuchen. Mit der Gondel-Bahn geht’s leicht hinauf zur Berg-Station. Von da aus wandern wir, immer auf ca. 2'000 m. ü. M. dem Wegweiser folgend, Richtung Pro Natura Zentrum.
Das Pro Natura Schutzgebiet «Aletschwald», welches sich entlang des weissen Riesen erstreckt, gehört zu den schönsten Bergwäldern der Schweiz. Neben den Arven bietet der Aletschwald auch zahlreichen anderen Lebewesen ein Zuhause. So sind Rothirsche, Gämse, Tannenhäher und die rostblättrige Alpenrose häufig zu beobachten.
Wir durchqueren, gemütlich und voller Aufmerksamkeit, den sprichwörtlich wunderbaren Arven-Wald und tanken dabei die kraftvolle Energie dieser einzigartigen Umgebung: Arven, Lärchen, reine Luft, vereinzelt Bächlein mit (noch) sauberem Trink-Wasser, sowie eine interessante, kaum sichtbare, aber spürbare Biodiversität.
Am nächsten Morgen fahren wir nach Raron und übernachten auf dem Campingplatz Santa Monica. Ein freundlicher Platz mit bestem Service. Hier wollen wir was erleben! Zum Beispiel eine schöne Wanderung in Eischoll. Also sind wir los gewandert und entdeckten dabei tatsächlich auch sogenannten Suonen, die geschichtsträchtigen Bewässerungskanäle im Kanton Wallis. Entlang der Suonen führen viele schöne Wanderwege.
Am Spätnachmittag schlendern wir durch Raron und besuchen – auf Empfehlung von WOMO-Kollegen – die Felsenkirche St. Michael. Wiederum erlebten wir einen Tag voller Staunen.
Die Spannung steigt! Heute wollen wir das Matterhorn besuchen. Also fahren wir früh los und erreichten schliesslich den Campingplatz in Täsch. Dieser war bereits mit vielen begeisterten Campern, die gerne wandern, gut besetzt. Doch wir hatten Glück. Ein sonniger Platz war noch frei. Hier wollen wir für zwei Nächte bleiben.
Früh am nächsten Morgen machten wir uns mit gutem Schuhwerk und warmen Jacken auf den Weg zum Matterhorn. Mit der Bahn geht es in etwa 30 Minuten von Zermatt nach Sunnegga. Was für ein Bild!
Natürlich machten wir auch eine Wanderung entlang dem "Murmeli-Weg" und genossen das schöne Wetter, die unbeschreibliche Bergwelt und die Menschen, die allesamt irgendwie einen glücklichen Eindruck machten. Murmel-Tiere haben wir indessen keine gesehen…
Zu schnell verging die Zeit und wir fuhren zurück nach Täsch auf den Campingplatz zu unserem Wohnmobil. Etwas müde vom Wandern, aber glücklich, genossen wir diesen Abend unterhalb des Matterhorns bei einem feinen Z'Nacht vor unserem WOMO und interessanten Gesprächen mit anderen, von dieser Gegend ebenfalls so sehr begeisterten, Campern.
Nach diesem unvergesslichen Erlebnis fahren wir der Rhone entlang weiter Richtung Westen und machen für eine Nacht auf dem WOMO-Stellplatz in Saint Leonard Halt.
Hier besuchen wir den grössten unterirdischen See Europas, den Lac souterrain. Danach degustieren wir beim Winzer, direkt am Stellplatz, seine mit grosser Sorgfalt vinifizierten, hervorragenden Wein-Schöpfungen. Zum Wohl!
Der nächste Tag: ein Treffen mit langjährigen WOMO-Freunden ist geplant. Also wird es Zeit, unsere "Tour de Suisse" fortzusetzen. So fahren wir weiter Richtung Westen, in das Jura-Gebirge. Wir fahren via Martigny und Lausanne an den schönen Neuenburgersee. Dort treffen wir unsere lieben Freunde, Gino und Emilie, auf dem Campingplatz La Tène in Neuenburg.
Gemeinsam wollen wir den bekannten Creux du Van besuchen. Ein lohnendes Ausflugsziel für mutige WOMO-Fahrer. Es gibt eine Übernachtungsmöglichkeit, aber keine Ver- / Entsorgung und kein Strom. Es ist oft sehr windig. Originelles Restaurant. Tolle Wanderungen möglich. Vielen Schweizern ist dieser grandiose Felsen noch nicht bekannt. Auch wir sind zum ersten Mal hier. Und wir sind erstaunt, beeindruckt und ergriffen von dieser wuchtigen Fels-Masse, welche als steile Wand 160 Meter in die Tiefe geht.
Eigentlich wollten wir hier oben in unseren Wohnmobilen übernachten. Aber starker Wind kam auf und dunkle Gewitterwolken meldeten Regen an. Deshalb haben wir beschlossen, wieder hinunter ins Tal zu fahren, um irgendwo unterwegs die Nacht zu verbringen. Auf einem kleinen, privaten Camping bei einem (Bio-)Bauernhof, im Tal des Creux du Van, genossen wir den immer noch lauen Abend bei einem einfachen Z'Nacht.
Danke, ihr lieben WOMO-Freunde. Danke du treues Wohnmobil. Und danke für dieses ganz spezielle Reiseland: die Schweiz!
Die Schweiz ist, immer mehr auch für uns Wohnmobilisten, tatsächlich ein faszinierendes (Reise-)Land. Mit vielen weltweit einmaligen Hotspots. Man kann verstehen, dass der Tourismus für unser Land eine so bedeutende Rolle spielt und so viele Menschen aus dem fernen Ausland hier ein paar Tage verweilen wollen.
Diese "Tour de Suisse" mit dem Wohnmobil hat auch mich, meine Frau und unsere Freunde neu inspiriert und echt begeistert. Es gibt so viele Geheimtipps in unserer schönen Schweiz, welche es zu entdecken gilt – viele davon mit einem Wohnmobil bestens erreichbar.
In Zukunft werden meine Frau und ich vermehrt, anstatt tausende von Kilometern ins Ausland zu fahren, mit staunenden Augen und offenem Herzen unsere schöne Schweiz bereisen. Noch etwas Positives ist mir auf dieser "Tour de Suisse" aufgefallen: Inzwischen scheinen immer mehr Schweizer Gemeinden verstanden zu haben, dass sich das Einrichten von WOMO-Stellplätzen vor Ort, im wahrsten Sinne des Wortes, "bezahlt" machen. Super. Weiter so!
Ihnen allen, liebe Leser:innen, wünsche ich: Allzeit gute Fahrt. Bleiben Sie heiter und gesund.
Mit kollegialen Grüssen – aus dem WOMO
Markus J. J. Jenni
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