Camper schreiben für Camper!
Autor: Michael Sterk, TCS Camping Mitglied und begeisterter Camper. Unterwegs mit Wohnwagen und Wohnmobil und tätig als Betriebsleiter im Campinghandel.
Für die Mehrheit der Camper bedeutet autark unterwegs sein, unabhängig zu Reisen und unabhängig von Camping-/Übernachtungsplätzen und von vorhandener bzw. nicht vorhandener Infrastruktur zu sein.
Unter dem Aspekt des Reiseziels und der Reisedauer kann „autark unterwegs sein“ eine ganz unterschiedliche Bedeutung haben. Für die einen reicht es, ein Wochenende ganz unabhängig in den Bergen oder am Meer verbringen zu können. Andere möchten Afrika durchqueren, dabei einige Wochen/Monate unterwegs sein und wenig oder keine Infrastruktur vorfinden.
„Autark sein“ betrifft beim Campen folgende Bereiche: Heizen, Kühlen, Kochen, Stromversorgung, Wasserversorgung und die Toilette
Auch die Kraftstoffversorgung gilt es zu berücksichtigen. Auf diesen Themenbereich werden wir jedoch nicht näher eingehen, denn Diesel oder Benzin bekommt man heute nahezu an jedem Ort der Welt und man kann sich mit wenig Aufwand, für abgelegenere Regionen, entsprechend bevorraten.
Die meisten Reisemobile sind heute für die zuvor genannten Bereiche so ausgelegt, dass man mit der vorhandenen Serienausstattung, gut 2-3 Tage autark unterwegs sein kann. Wobei die Dauer dabei sehr stark davon abhängt, ob man im Sommer am Wasser oder im Winter im Gebirge unterwegs ist oder ob zum Beispiel zwei oder sechs Personen auf der Reise dabei sind.
Um zu überprüfen, wie lange man mit seinem serienmässig ausgestatteten Reisemobil autark unterwegs sein kann, macht man sich zuerst ein paar Gedanken über folgende Verbräuche:
Mit den ermittelten Werten kann man die technischen Daten vom Reisemobil abgleichen und sehen, wo es für die eigenen «autark-sein Bedürfnisse» eng werden könnte, und wo dann mit geeignetem Zubehör nachgebessert werden muss. Man kann es sich aber auch einfacher machen und sich beim Campingfachhändler entsprechend beraten lassen, sich das entsprechend notwendige Zubehör kaufen und bei Bedarf auch einbauen lassen.
Der Bereich, bei dem am häufigsten nachgerüstet wird, ist die Stromversorgung. Wer unterwegs überwiegend ohne Elektrogeräte auskommt und seinen Kühlschrank mit Gas betreibt, braucht relativ wenig Strom.
Die passende Batterietechnik und -grösse sichert uns eine ausreichende Stromversorgung. Bei den meisten Reisemobilen ist neben der ab Werk verbauten Aufbaubatterie genügend Platz für eine zweite Aufbaubatterie vorhanden.
Bevor man eine zweite Aufbaubatterie nachrüstet, kann man überlegen, ob man auf Lithium-Batterien wechselt, die bei gleicher Abmessung gegenüber der meist vorhandenen Gel-/AGM-Batterie, nur halb so schwer sind, aber doppelt so viel Leistung haben.
Zu beachten ist dabei, dass das Batterieladegerät zu den neuen Batterien passt, bzw. ausreichend dimensioniert ist. Ebenfalls beachten muss man, dass zu einer bereits seit längerem im Einsatz befindlichen Gel-/AGM-Batterie nicht einfach eine zweite dazu gebaut werden kann. Meist muss man die «alte» Batterie ersetzten, da sonst die neue Batterie nicht ihre volle Kapazität ausschöpfen kann. In so einem Fall kann man gleich eine grössere Batteriekapazität wählen und/oder auf die Lithium-Technik wechseln.
Damit die Batterien während der Fahrt optimal geladen werden, verbauen die Reisemobilhersteller eine Ladeleitung von der Lichtmaschine zur Aufbaubatterie. Über ein Trennrelais wird sichergestellt, dass der Strom bei abgestelltem Motor nicht «zurückfliesst».
Bei neueren Fahrzeugen (ab ca. Modelljahr 2020) wir die Lichtmaschine «abgeschaltet», sobald die Motor-Startbatterie geladen ist. Das spart Kraftstoff und schon die Umwelt, aber die Aufbaubatterie wird dadurch während der Fahrt nicht mehr geladen.
Einige Reisemobilhersteller verbauen deshalb werksseitig einen Ladebooster, der das Problem umgeht und sicherstellt, dass die Aufbaubatterie während der Fahrt optimal geladen wird. Falls nicht vorhanden, kann man diesen im Fachhandel nachrüsten lassen. Für den Einbau braucht es Kenntnisse der Elektrotechnik.
Damit die Batterien im Stand optimal geladen werden, kann man eine zum Strombedarf und Batteriegrösse passende Solaranlage nachrüsten.
Hier gibt es aber gravierende Qualitäts- und Preisunterschiede. Etwas teurere und für den Camper geeignete Qualitätsprodukte vom Markenhersteller gewähren maximal Leistung und lange Lebensdauer.
Sogenannte Flat- oder Flexpanele sind sehr dünne Solarpanele, die man direkt aufs Dach klebt. Diese haben den Vorteil, dass sie leicht sind, die Fahrzeughöhe unwesentlich beeinflussen und auch auf Rundungen verklebt werden können. Verwendung finden diese Panele überwiegend auf Aufstelldächern. Nachteilig ist, dass sie sich stark erwärmen, da sie nicht unterlüftet sind und dann weniger Leistung generieren.
Alle anderen Solarpanele, welche fest auf dem Dach verklebt werden, liegen auf «Spoilern» und zwischen Dach und Solarpanel gibt es einige Zentimeter Luftraum, damit die Panele sich in der Sonne nicht zu stark erhitzen und unterlüftet sind.
Daneben gibt es noch mobile Solarpanele, die man im Aussenbereich um das Fahrzeug herum aufstellen und mittels Kabel mit dem Fahrzeug und der Stromversorgung verbinden kann. Diese kommen meist dann zum Einsatz, wenn es auf dem Dach keine oder zu wenig Fläche für ein fix montiertes Panel gibt.
Damit die Solarpanele die Batterien richtig aufladen, braucht es zwischen Panel und Batterie einen Solarregler der sicherstellt, dass die Batterien korrekt geladen werden. Ein qualitativ hochwertiger Solarregler sorgt hier für ein maximales Ergebnis und viel Freude an umweltfreundlich generierter Energie.
In unseren Breitengraden ist Solarenergie auf dem Reisemobil überwiegend nur von März bis Oktober effizient nutzbar, da in den Wintermonaten die Sonnenscheindauer zu gering ist und der Einfallwinkel der Sonnenstrahlen für eine effiziente Nutzung zu flach ist.
Weitere umweltfreundlichen Alternativen zur Optimierung der Stromversorgung ist neben Solar die 12V Brennstoffzelle oder der 12V Windgenerator.
In Camperkreisen ist «Efoy» der bekannteste Hersteller. Die Efoy Brennstoffzelle ist kompakt, leicht, leistungsstark und findet in fast jedem Reisemobil Platz in einem Stauraum.
Als Medium für die Stromerzeugung wird Methanol verwendet, das man in Kanistern mit 5 oder 10 Liter bequem an Bord mitführen kann. Die Brennstoffzelle schaltet sich automatisch zu, sobald die Batteriespannung unter einen voreingestellten Wert fällt und lädt dann die Aufbaubatterie auf. Die Brennstoffzelle arbeitet nahezu geräusch- und emissionslos. Einziger Nachteil ist der hohe Anschaffungspreis und nicht überall auf der Welt bekommt man Methanaol.
Eine weitere Möglichkeit zur Stromerzeugung ist ein Stromgenerator. Dieser wird mit fossilen Kraftstoff (Benzin, Diesel oder Gas) betrieben. Generatoren gibt es in verschiedenen Leistungsklassen und können grössere Mengen Strom über einen längeren Zeitraum liefern.
In aller Regel wird 230V-Wechselstrom generiert. Es wird zwischen mobilen und fest verbauten Generatoren unterschieden. Der mobile Generator, den man zum Transport in einem grösseren Stauraum oder der Heckgarage unterbringt, wird zum Betrieb ins Freie gestellt und direkt über die 230V-Einspeissteckdose am Reisemobil angeschlossen und überwiegend mit Benzin betrieben.
Für grössere (schwere) Fahrzeuge bietet sich ein fest verbauter Generator an, der unter dem Fahrzeug verbaut wird und fest mit der Fahrzeugelektrik verbunden ist. Im Automatikmodus startet dieser selbständig, wenn eine bestimmte Spannung an der Aufbaubatterie unterschritten wird. Mit einem 230V Generator kann auch eine fest verbaute Dachklimaanlage autark betrieben werden.
Neben der Stromversorgung spielt die Gasversorgung für den autarken Betrieb eine wichtige Rolle. Die meisten Serien-Reisemobile haben heute fürs Heizen, Kühlen und Kochen gasbetriebene Geräte vorgesehen und verfügen über ein Gasfach für Standard-Gasflaschen mit einer Kapazität von 2 x 11Kg.
Für den Autark-Betrieb stellt sich deshalb die Frage: wo kann ich meine leeren Gasflaschen auffüllen lassen oder gegen volle tauschen? Vor allem im Winter, wenn man für das Heizen etwa alle 2-3 Tage einen neue 11-kg-Flasche benötigt, ist die Gasversorgung eine elementare Frage.
Zu beachten ist, dass es im Ausland für die Anschlüsse der Gasflaschen unterschiedliche Normen gibt. Hier kann man sich mit entsprechenden Adaptern für die jeweiligen Länder im Campingfachhandel eindecken, so dass man auch eine im Ausland ausgeliehene Gasflasche verwenden kann.
Neben einer Gas-Heizung ist bei den meisten Reisemobilen in aller Regel ein Absorber-Kühlschrank eingebaut, der neben 12V/230V am besten mit Gas funktioniert. Somit muss man auch im Sommer immer wieder mal eine Gasflasche tauschen, wobei man im Sommer mit einer 11-kg-Flasche durchaus 2-4 Wochen auskommt – je nach Aussentemperatur.
Für das Kochen benötigt man geringe Mengen an Gas und eine 11-kg-Flasche reicht je nach Kochintensität auch mal eine ganze Saison.
Um mit der Versorgung von Gas mehr autark zu sein, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Man kann sich in das Gasfach fest installierte 11-kg-Gastankflaschen mit einer Fernbetankung vom Camping-Fachmann einbauen lassen. Diese Tankflaschen kann man in ganz Europa an jeder LPG-Tankstelle selbst befüllen. LPG-Tankstellen sind flächendeckend verfügbar. Wenn man genügend Platz- und Gewichtsreserven hat, kann man sich Unterflur einen grösseren Gastank mit 100 Liter Volumen oder mehr einbauen lassen. Damit hat man dann auch im Winter für einige Wochen Gasvorrat.
Alternativ hat man die Möglichkeit, dass man die Gasgeräte austauscht oder zusätzliche Geräte mit anderen Medien, wie zum Beispiel Diesel, verbaut. Speziell für die Fahrzeug-Heizung bietet sich alternativ der Dieselbetrieb an. Zum einen hat man für Diesel fahrzeugseitig eine grosse Tankkapazität. Zum anderen bekommt man Diesel nahezu überall unbegrenzt. Viele Reisemobilhersteller bieten deshalb bereits ab Werk die Wahl zwischen einer Gas- und/oder einer Dieselheizung an. Man kann eine verbaute Gasheizung nachträglich gegen eine Dieselheizung tauschen. Das ist aber relativ aufwendig und teuer. Alternativ kann man eine Diesel-Warmluft-Standheizung im Motorraum nachrüsten. Damit hat man dann zwei Heizungen mit unterschiedlichen Medien und kann, je nach Verfügbarkeit der Brennstoffe, mit Gas und/oder Diesel heizen.
Den gasbetriebenen Absorber-Kühlschrank kann man gegen einen 12V-Kompressorkühlschrank tauschen oder das Fahrzeug bereits ab Werk mit einem Kompressor-Kühlschrank ausrüsten lassen. Dieser benötigt speziell im Sommer viel Strom. Eine gute Solaranlage kann diesen Strombedarf abdecken oder wenn man täglich ca. 2h oder mehr fährt, bekommt man ausreichend Strom über die Lichtmaschine. Dazu kommt der Vorteil, dass der Kompressor-Kühlschrank im Sommer eine sehr viel bessere Kühlleistung als der Absorber-Kühlschrank hat.
Jetzt bleibt nur noch der Gaskocher, welcher Gas benötigt. Hier muss der Kosten-/Nutzenfaktor abgewogen werden. Denn bereits mit einer kleinen 2,5-kg-Gasflasche kann man schon mehrere Woche kochen. Wenn man ein oder zwei 11-kg-Gasflaschen mitführt, kann man sogar viele Monate kochen. Alternativ kann man einen Spiritus-Kocher einsetzten, wobei der Wirkungsgrad nicht alle «Gourmet-Köche» überzeugen kann. Einige Hersteller bieten Diesel-Einbau-Kochmulden an, aber auch hier hört man nicht nur Gutes. Wenn man für das Erhitzen eines Wassertopfes, um Nudeln zu kochen, 30 Minuten und länger warten muss, dann vertrauen viele Camper doch lieber auf die bewährten, effizienten Gaskocher mit geringem Verbrauch.
Die Wasserversorgung spielt für autarkes Reisen eher eine Nebenrolle. Zum einen haben alle Serien-Reisemobile ab Werk je nach Fahrzeuggrösse einen ausreichend dimensionierten Wassertank. Zum anderen kann man heutzutage nahezu überall gutes Wasser bekommen. Für eine längere Wüstendurchquerung benötigt es eventuell spezielle Vorräte, aber ansonsten reichen die serienmässig verbauten Tanks in alle Regel aus.
Falls nicht, ist es relativ einfach, einen weiteren Wassertank in einem Fahrzeug zu verbauen. Vorausgesetzt es gibt dafür Platz und ausreichend Zuladungsreserven.
Abschliessend kommen wir zum Thema Toilette, die für autarkes Reisen eine mehr oder weniger wichtige Rolle spielen kann. Ausser in der Van-Klasse, deren bekannteste Vertreter der VW California und der Mercedes Marco Polos sind, haben fast alle Reisemobilklassen serienmässig eine Toilette an Bord.
Am häufigsten kommt dabei die Kassetten-Toilette zum Einsatz. Diese ist einfach zu bedienen, technisch ausgereift, wenig anfällig, leicht, kostengünstig und vor allem in jedem haushaltsüblichen WC einfach zu entleeren. Es sei denn man hat Chemie zur Unterbindung der Geruchsbildung in die Kassettentanks beigegeben. Dann darf man den Inhalt nur an speziellen Entsorgungsstationen entleeren.
Je nach Anzahl der Personen im Fahrzeug, muss man die Toiletten-Kassette täglich entleeren. Manche Camper nehmen eine zweite Kassette mit auf Reisen. So hat man, falls man mal keine Entsorgungsstelle findet, eine Reserve-Kassette, die man einsetzen kann.
Bei grösseren Fahrzeugen kann man Toiletten mit einem fest installierten Fäkalientank verbauen, der je nach Fahrzeuggrösse 100l, 200l oder noch mehr Liter Volumen hat. Damit hat man dann auch mehrere Tage/Wochen «Ruhe», aber irgendwann muss eine spezielle Entsorgungsstation aufgesucht werden, die es meist nur bei Campingplätzen oder grösseren Stellplatzanlagen gibt.
Es kommen immer mehr Alternativen zu den Kassetten-Toiletten auf den Markt.
Immer öfters hört oder liest man von der «Trocken- und/oder Trenntoilette». Vorteil dieser Lösungen ist, dass diese ohne chemische Zusätze auskommen und sich mit relativ wenig Aufwand gegen eine fest verbaute Kassettentoiletten-Anlage tauschen lassen.
Bei diesen Toiletten werden die festen und flüssigen Fäkalien in unterschiedlichen Behältern aufgefangen/getrennt. Das Flüssige kann man sehr einfach regelmässig in jedem WC/Urinal entleeren und das «Feste» lässt sich, vermischt mit einem Granulat, mehrere Wochen in einem dafür vorgesehenen Behälter sammeln, um es dann irgendwann an einer Entsorgungsstation zu entsorgen.
Fachleute gehen davon aus, dass die grossen Serienhersteller in Bälde solche Trenntoiletten bereits ab Werk anbieten werden.
Es gibt noch eine weitere Toiletten-Technik, die sich für autarkes Reisen eignet. Es ist die Verbrennungstoilette. Bekanntester Anbieter ist Cinderella. Diese Toilette benötigt kein Wasser und hat keinen Sammel-Tank. Was nach dem «Geschäft» übrig bleibt, ist eine handvoll Asche. Diese Toiletten sind aber in Reisemobilen bis heute wenig verbreitet. Zum einen sind die Anschaffungs- und Einbaukosten deutlich höher als bei einer Trocken-/Trenntoilette und zum anderen benötigt man für den Verbrennungsvorgang Gas.
„Autark sein“ ist eine individuelle Sache und abhängig von der Anzahl der Mitreisenden, der Reisedauer, dem Reiseziel, der Jahreszeit und den ganz persönlichen Gepflogenheiten.
Bedenken Sie: je mehr autark Sie sein wollen, desto mehr Platz benötigen Sie und umso schwerer wird das Reisemobil. Es ist aber durchaus möglich, nahezu 100% autark zu sein. Aber je mehr autark es sein soll, umso höher werden die Ausgaben.
Wasserversorgung beim Campen
Der korrekte Umgang mit Frischwasser und Grauwasser beim autarken Campen.
Stromversorgung beim Freistehen mit dem Wohnmobil
Woher mit dem Strom, wenn kein Landstrom zu Verfügung steht?
Wie funktioniert die Campingtoilette?
So einfach gehts: Tipps vom Profi zum Entleeren und Reinigen des Camping WCs.