Im Velohelmtest 2021 hat der TCS 14 der meistverkauften Velohelme und einen Airbaghelm getestet. Alle Helme erzielten dabei in der Gesamtwertung mindestens ein empfehlenswertes Resultat. Grund zur Kritik gaben die teilweise schlechte Sichtbarkeit und Auffälligkeiten bei der Hitzebeständigkeit.
Mit der wachsenden Beliebtheit von Velos und E-Bikes wächst auch das Interesse an Fahrradhelmen. Laut Studien* lag die Helmtragequote bei E-Bikes 2019 bei über 60% und bei den Velos ohne Antrieb bei etwas über 50%. Damit ein Helm seine schützende Wirkung überhaupt entfalten kann, muss er eben auch getragen werden. Unterstützung bei der Auswahl des passenden Helms soll der TCS Velohelmtest 2021 bieten. Dabei wurden 14 Helme und ein Airbaghelm getestet.
Das Test Setup
Die Auswahl der zu testenden Produkte, welche sich auf eine umfangreiche Marktanalyse stützt, fand im Vorfeld durch die Stiftung Warentest statt. Da die Absorbierung eines Stosses für einen Helm das wichtigste Kriterium ist, wurden alle Helme im Test einer erweiterten Stossprüfung bei Raumtemperatur unterzogen. Bei negativem Abschneiden in der erweiterten Stossprüfung erfolgte zusätzlich eine Stossprüfung in Anlehnung an DIN EN 1078. Dieser Norm unterliegen alle Helme, die für die Benutzung von schnellen E-Bikes bis 45 km/h vorgeschrieben sind. Ausserdem wurde der feste Sitz der Helme auf dem Kopf mit einem der Grösse entsprechenden Prüfkopf untersucht. Die Festigkeit der Trageeinrichtung und die Leichtigkeit des Öffnens wurde an einem Prüfmuster und an einem passenden Prüfkopf verschiedenen Tests unterzogen. Zur Beurteilung der Sichtbarkeit der Helme wurden die Reflektoren auf den Helmen begutachtet. Neben der Anzahl war dabei auch die Grösse und die Position der Reflektoren für die Bewertung ausschlaggebend. Zuletzt wurden die Helme punkto Handhabung und Komfort, Hitzebeständigkeit sowie auf Schadstoffe hin überprüft. Nebst den klassischen Fahrradhelmen und ausserhalb der Wertung wurde der Airbag-Helm Hövding 3 näher angeschaut und einem Crashversuch mit einem Stuntman unterzogen.
Alle Helme mindestens „empfehlenswert“, Kritik bei der Sichtbarkeit
Selbst der Helm, der im Test am schlechtesten abgeschnitten hat, erzielte noch eine empfehlenswerte Schutzwirkung bei einem Stoss gegen den Helm. Dabei erstaunt, dass der günstige Urban Plus von Fischer für nur 45 Euro den besten Unfallschutz im Test bietet. Dieser Helm ist zur Zeit in der Schweiz jedoch nur online verfügbar. Den Testsieg holt sich mit der Gesamtnote von 74 % der Uvex City i-vo MIPS. Mit dem zweitbesten Unfallschutz und der -zusammen mit den Modellen von Cratoni und Giro- besten Handhabung im Test ist er ein echtes Allroundtalent. Bei den Hitze- und Schadstoffprüfungen erreicht der Helm zudem jeweils ebenfalls ausgezeichnete Noten. Alle Helme erzielten in der Gesamtwertung mindestens das Prädikat „empfehlenswert“.
Der Test hat aber auch gezeigt, dass es in einigen Testkategorien noch Nachholbedarf gibt. Dabei sollte die Erkennbarkeit im Dunkeln durch Reflektoren verbessert werden. Gleich fünf Helme (Cratoni, Giro, Lazer, POC und Specialized) überzeugen in dieser Testkategorie nicht. Bei MADE VISIBLE gibt es Reflektoren zum Aufkleben, womit das Problem in Eigenregie behoben werden kann. Vier Helme (B´Twin, Bell, Fischer und Nutcase) zeigten ausserdem Auffälligkeiten beim Hitzetest. Es lösten sich Klebeverbindungen und es gab Verformungen. Zuletzt gaben die Kennzeichnungen im Helminnern bei drei Helmen (Lazer, POC, und Specialized) Anlass zur Beanstandung. Diese ist nicht vollständig und wurde daher nur mit einem „bedingt empfehlenswert“ bewertet.
Der ausser Konkurrenz geprüfte Airbaghelm Hövding 3 überzeugte punkto Unfallschutz ausgezeichnet, das aber nur, sofern der Airbag auch ausgelöst wurde. Dies ist jedoch nicht in jeder Situation -etwa bei einem stumpfen Aufprall ohne Rotationsbewegung des Velofahrers- gewährleistet. Auch bei der Handhabung zeigten sich Schwächen. So störten das hohe Gewicht und die Faltenbildung am Stoff, was den Komfort beim Tragen deutlich schmälert.
* Quelle der BFU (Beratungsstelle für Unfallverhütung)
• Um eine möglichst gute Sichtbarkeit zu gewährleisten sollte der Helm mit einer LED- Beleuchtung ausgestattet sein. Da die Aktivierung vom Nutzer jedoch oft vergessen wird und der Akku auch mal leer sein kann, sollt der Helm auch über eine passive Sicherheitsausstattung in Form von reflektierenden Elementen an der gesamten Helmschale sowie im Kinnriemen verfügen. Bei MADE VISIBLE gibt es entsprechende Reflektoren zu kaufen, sofern diese nicht bereits vorhanden sind. Ein helles Design in auffälligen Farben erhöht zudem die Sichtbarkeit bei Tag und Nacht.
• Da jede Kopfform individuell ist, ist es empfehlenswert den Helm vor dem Kauf anzuprobieren. So lassen sich Passform und Einstellmöglichkeiten des Wunschhelms prüfen und ein Fehlkauf vermeiden.
• Der Helm muss nach einem Sturz ersetzt werden. Es können dabei nicht sichtbare Schäden entstanden sein. Dadurch könnte die Schutzfunktion des Helms teilweise oder vollständig beeinträchtigt sein.
• Die
TCS Unfallforschung belegt, dass ein Helm beim Sturz effektiv vor vielen
Kopfverletzungen schützen kann. Auch der schlechteste Helm im Test kann im
Ernstfall Leben retten, wenn er richtig getragen wird. Daher gilt: Immer nur
mit Helm fahren und diesen auch richtig aufsetzen und anpassen!