Im Laufe des Jahres 2021 nimmt der TCS die hartnäckigsten Verkehrssicherheitsmythen unter die Lupe. Oft hört man, dass Winterreifen im Sommer «ausgefahren» werden können. Ist das wirklich ein guter Rat in Bezug auf die Verkehrssicherheit und den Geldbeutel? Der TCS prüft, was wahr und was falsch ist.
Bei Kurvenfahrten auf nasser oder trockener Fahrbahn sind Reifen von guter Qualität für die Fahrzeugsicherheit unerlässlich. Sie gewährleisten die bestmögliche Bodenhaftung und verhindern somit ein mögliches Schleudern. Ausserdem verkürzen sie den Bremsweg, um Unfälle zu vermeiden. Manch einer mag versucht sein, seine Winterreifen im Sommer auszufahren, um die Kosten für den Reifenwechsel in der Garage und den Verschleiss der Sommerreifen einzusparen. Diese Haltung stellt jedoch eine Gefahr für die Verkehrssicherheit dar. Im Falle eines Unfalls kann es so schnell teuer werden oder sogar Menschenleben kosten.
Kürzere Bremswege mit Sommerreifen
Sommerreifen gewährleisten bei wärmeren Temperaturen einen kürzeren Bremsweg als Winterreifen. Tatsächlich haben die Tests des TCS gezeigt, dass ein mit Winterreifen ausgerüstetes Fahrzeug bei einer Vollbremsung aus einer Geschwindigkeit von 100 km/h noch über eine Restgeschwindigkeit von 48 km/h verfügt, während ein Fahrzeug mit guten Sommerreifen bereits zum Stillstand gekommen ist. Das Gleiche gilt auf nasser Fahrbahn. Hier ist ein Fahrzeug mit Winterreifen noch mit 35 km/h unterwegs, während es mit guten Sommerreifen bereits zum Stillstand gekommen wäre. Für Reto Blättler, Fahrzeugtechnik-Experte beim TCS, erhöht die Ausstattung mit guten Sommerreifen die Verkehrssicherheit: «Die von uns durchgeführten Tests zeigen, dass gute Sommerreifen bei 100 km/h auf trockener Fahrbahn bei einer Vollbremsung nach 37 Metern und auf nasser Fahrbahn nach 51 Metern stillstehen. Unter gleichen Bedingungen stehen Autos mit Winterreifen nach 48 Metern bzw. 58 Metern still.» Um sicher unterwegs zu sein ist es daher wichtig, geeignete und auf die Bedürfnisse der Fahrerin oder des Fahrers abstimmte Reifen zu montieren. Um eine optimale Sicherheit zu gewährleisten, empfiehlt der TCS, zu Beginn der Saison Sommerreifen mit mindestens 3 mm Profil aufziehen zu lassen.
Reifen sind jeweils für kalte oder warme Wetterverhältnisse konzipiert und unterscheiden sich nicht nur anhand des Profils, sondern auch in ihrer Gummimischung. Die Gummimischung eines Sommerreifens kann hohe Temperaturen unbeschadet überstehen, so dass er in der Sommersaison eine optimale Bodenhaftung bietet. Winterreifen hingegen sind dafür gemacht, kalten oder sogar Minustemperaturen standzuhalten. Die Verwendung von Sommer- oder Winterreifen in der falschen Saison wirkt sich negativ auf die Lenkbarkeit und die Bodenhaftung des Fahrzeugs aus. Dazu kommt, dass Winterreifen mit geringem Profil, die im Sommer noch gefahren werden, nicht die gleichen Sicherheitsaspekte garantieren. So ist die Gefahr des Aquaplanings mit solchen Reifen deutlich erhöht. Wenn der Lenker die Empfehlungen des Herstellers in Bezug auf Grösse und Reifenfülldruck befolgt und der richtige Reifen zur Saison verwendet, spart er Treibstoff und die Reifen nutzen sich nicht so schnell ab.
Nach Schweizer Recht müssen Autos jederzeit auf Reifen mit einer Mindestprofiltiefe von 1,6 mm und das Fahrzeug in einem betriebssicheren Zustand unterwegs sein. Vor einer Auslandsreise sollte man sich über die dort geltenden Regelungen informieren. In weiten Teilen Italiens gibt es zum Beispiel keine generelle Winterreifenpflicht. Die Bestimmungen können von Provinz zu Provinz variieren und die vorgegebene Bereifung auch kurzfristig durch Schilder angezeigt werden. So dürfen Autos beispielsweise im Südtirol bei winterlichen Straßen nur mit Winterreifen unterwegs sein. In Österreich besteht bei winterlichen Strassenverhältnissen zwischen dem 1. November und dem 15. April eine Winterreifenpflicht. Die gesetzlichen Vorschriften in der Schweiz und den Nachbarländern finden Sie unter www.tcs.ch.