Dass die Fahrt über die A1 und rund um Bern Geduld erfordert, ist kein Geheimnis. Abhilfe schaffen sollen die punktuellen Ausbauschritte des Nationalstrassennetzes, über die das Schweizer Stimmvolk diesen Herbst abstimmen wird. Diese betreffen auch einzelne Autobahnstrecken in der Region Bern.
Das Strategische Entwicklungsprogramm (STEP) legt die Prioritäten für den Ausbau der Nationalstrassen fest und wird alle vier Jahre aktualisiert. Es zielt darauf ab, Engpässe zu beseitigen und das Nationalstrassennetz effizienter zu gestalten. Die Massnahmen, die frühestens ab 2027 realisiert werden, werden über den Nationalstrassen- und Agglomerationsverkehrs-Fonds (NAF) finanziert.
Der Grossteil des Nationalstrassennetzes stammt aus den 1960er bis 1980er Jahren und wurde für eine Bevölkerung von sechs Millionen gebaut. Mit mittlerweile über neun Millionen Einwohnerinnen und Einwohner ist die Belastung enorm gestiegen. Im Rahmen des Ausbauschritts 2023 sollen nun schweizweit 34,7 Kilometer – dies sind weniger als zwei Prozent der Gesamtlänge – erweitert werden. Die punktuellen Erweiterungen sollen den Verkehr auf die Autobahnen zurückführen, den Ausweichverkehr in Wohngebieten reduzieren und die schwächeren Verkehrsteilnehmenden wie Fussgänger und Velofahrende schützen. Zudem werden stark frequentierte Strecken entlastet, was auch den Pendlerverkehr verbessert.
Bedeutend für die Region Bern
Im Sektionsgebiet betrifft die Abstimmungsvorlage die Autobahn A1, die den Kanton Bern durchquert. Zwischen Wankdorf und Schönbühl soll die Anzahl der Spuren in beide Richtungen auf vier und auf der A6 bis zum Anschluss Schönbühl auf drei Spuren erweitert werden. «Der Ausbauschritt ist keine Propaganda der Autofahrenden. Viel mehr ist er nötig für die Sicherheit von Kindern, wie Schulkindern, oder Velofahrenden in den Städten und Gemeinden. Diese profitieren davon, wenn der Verkehr, da er flüssig fahren kann, zurück auf die Autobahnen gebracht wird, wo er hingehört», so Lars Guggisberg, Präsident der Verkehrskommission des TCS und Nationalrat BE. Er ergänzt: «Es muss doch unser aller Anliegen sein, dass die Kinder auf dem Weg zur Schule wieder sicherer unterwegs sind – und das bedeutet eben: ohne den ganzen Transitverkehr, der wegen den Staus auf den Autobahnen in die umliegenden Gemeinden ausweicht», so der 47-jährige Familienvater weiter. Für Christoph Neuhaus, Berner Baudirektor und Regierungsrat, ist ein Ja zu den geplanten Ausbauschritten unerlässlich: «Die geplanten Ausbauten beseitigen einen bekannten Engpass. Das ist gut für die Berner Wirtschaft, die Tourismusdestinationen Bern / Berner Oberland und vor allem für unsere Wohnbevölkerung entlang der Achse Bern – Burgdorf». Auf die Frage, ob der Ausbau auch die Situation für die Pendler verbessere, meint er: «Absolut. Mehr Kapazität hilft natürlich auch dem Pendlerverkehr. Dabei darf nicht vergessen werden: Die Ausbauprojekte, die wir heute planen, werden in 5 bis 10 Jahren gebaut. Das ASTRA plant also heute für die Zukunft. Was sofort helfen könnte: Ein wichtiger Teil der «Stau-Teilnehmenden» hätte durchaus die Chance, vor oder nach der Spitzenzeit zu pendeln oder auf Bus und Bahn umzusteigen. Beides sind für Pendlerinnen und Pendler gute Tipps». Mit weniger Ausweichverkehr durch die anliegenden Dörfer wird also die Lebensqualität in den betroffenen Regionen gesteigert.