Das Gesamtverkehrskonzept Agglomerationszentrum Luzern (GVK) listet Massnahmen auf, die einseitig zu Lasten des motorisierten Individualverkehrs gehen.
Zudem fehlen innovative Lösungsansätze. Der TCS lehnt das GVK daher ab. Seine Haltung und die Idee des «Grosskreisels Neustadt» hat der TCS zusammen mit Partnerorganisationen am Morgen den Medien vorgestellt.
Die Verkehrspolitik der Stadt Luzern entwickelt sich aus Sicht des TCS seit längerem in die falsche Richtung. Der motorisierte Individualverkehr (MIV) wird mit verschiedenen Massnahmen immer mehr aus dem Stadtzentrum verdrängt.
Auch der TCS unterstützt einen intakten und gut ausgebauten öffentlichen Verkehr (ÖV). Dieser darf aber nicht einseitig und ständig zu Lasten des MIV gefördert werden. Diese Tendenz ist auch im Massnahmenbündel des Gesamtverkehrskonzept Agglomerationszentrum Luzern (GVK) feststellbar.
Der TCS hat im Rahmen der Vernehmlassung ausführlich Stellung zum GVK genommen. Die Hal-tung des TCS wird von den Partnerverbänden ACS, ASTAG und dem Info-Forum Freies Unterneh-mertum (IFU) im Grundsatz geteilt. Daher haben diese Organisationen zu einer gemeinsamen Medienorientierung eingeladen, um ihre Argumente gegen das GVK sowie einen neuen Lösungs-ansatz öffentlich zu machen.
Nach langer Vorbereitungszeit liegt das GVK nun vor. Das nimmt der TCS positiv zur Kenntnis. Die im GVK enthaltenen Schlussfolgerungen und Massnahmen werden vom TCS aber kritisiert. In der Konsequenz lehnt der TCS das Gesamtverkehrskonzept ab. Die im Bericht erwähnte Studie basiert auf der Prämisse, die Mobilitätsnachfrage nehme bis 2030 stark zu: beim MIV um 20 Pro-zent und beim ÖV um 40 Prozent.
«Diese Pauschalvorstellung ist für den TCS keine brauchbare Basis für die Erarbeitung eines Katalogs an räumlich genau platzierten Massnahmen», sagte Peter Schilliger, Präsident der TCS-Sektion Waldstätte, «denn die Verkehrszunahme kann örtlich sehr unterschiedlich verteilt ausfallen.»
Eine weitere Prämisse lautet, dass die Verkehrszunahme des MIV vom ÖV aufgenommen werde. «Für den TCS schwingt da viel Wunschdenken mit, denn ob ein Umsteigen vom MIV auf den ÖV tatsächlich erfolgt, ist mehr als fraglich», so Schilliger weiter.
Eine wesentliche Schwachstelle im GVK sieht der TCS darin, dass die Kapazität, also Angebot und Nachfrage, als voneinander unabhängige Grössen betrachtet werden. Kapazitätssteigerung ist eine Sache.
Eine andere Sache ist, ob sie auch dort angeboten wird, so sie nachgefragt wird, zu den Zeiten, zu denen sie nachgefragt wird und für jene Verkehrsteilnehmer, die sie tatsächlich nachfragen. Die vorgeschlagenen Massnahmen wie Dosierungen und Verkehrsmanagement berücksichtigen dies zu wenig.
Mit Dosierungen stauen sich die Fahrzeuge am Rand des Gebiets, also in Quartierstrassen, Vororten oder Einfallsachsen. Lärmbelastung und Schadstoffausstoss werden verlagert.
Als vollends nicht praktikabel erachtet der TCS die Dosierung von Ausfahrten aus Parkhäusern. Weiter bemängelt der TCS, dass sich die Massnahme «Verkehrsmanagement» auf Dosierung und Priorisierung beschränkt.
«Wenn die Verkehrsverhältnisse tatsächlich nur während drei Stunden am Tag akut sind, müsste es auf der Hand liegen, die Lösung in einer zeitlichen Glättung der Nachfrage zu suchen», erklärte Alex Mathis, Geschäftsführer der TCS Sektion Waldstätte. Der TCS schlägt daher unter anderem vor, das Strukturieren des Parkplatzangebots durch finanzielle Anreize oder die Optimierung und den Ausbau des Parkleitsystems zu prüfen.
Neben den aufgeführten Kritikpunkten vermisst der TCS beim GVK innovative Lösungsansätze, die «über den Tellerrand» blicken und mithelfen könnten, die künftigen Herausforderungen der Luzerner Verkehrspolitik aufzugreifen. In eine solche Richtung geht beispielsweise das Projekt «Grosskreisel Neustadt», das der TCS von externer Stelle beurteilen liess.
«Ein Vorteil einer neuen Verkehrsführung wäre, dass der Verkehr entflechtet würde, sodass MIV, ÖV und Langsam-verkehr gleichermassen profitieren würden. Konflikte an Kreuzungen würden entschärft und der Verkehrsfluss verbessert», sagte Sektionspräsident Peter Schilliger.
Mit dem GVK bahnt sich eine grundsätzliche Weichenstellung der Verkehrspolitik an. Die vorge-schlagenen Instrumente wie Dosierungen, Priorisierungen und Verlagerungen gehen einseitig zu Lasten des MIV. Die Kapazität für den MIV wird massiv eingeschränkt. Vor diesem Hintergrund überlegt sich der TCS, mit einer neuen Organisation Gegensteuer zu geben.