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Gut zu Fuss

Stil im Verkehr mit Jeroen van Rooijen

Zum Abschluss dieser Serie widmen wir uns einer Gruppe von Verkehrsteilnehmenden, die meist gar nicht als solche wahrgenommen wird, aber dennoch überaus häufig vorkommt: den gewöhnlichen Fussgängern.

Da sie ohne Verkehrsmittel auskommen, kann man sich natürlich fragen, ob Fussgänger überhaupt Verkehrsteilnehmende sind. Gemäss Gesetz sind sie es. Und wenn man sich die Strassenräume anschaut, dann wird deutlich, dass ihnen eine bedeutende Rolle im Verkehrsgeschehen zusteht. Auch wird das übrige Verkehrsgeschehen immer öfter um sie herum konzipiert, was doch anzeigt, dass man Fussgänger heute ernst nimmt. Vielleicht mehr noch als vor 40 Jahren. 

Das Gute an Fussgängern ist, dass sie pro Kopf kaum Fläche und auch keine Stellplätze brauchen. Das entlastet den Druck auf die Strasse schon mal erheblich. Sie können sich zu beliebig grossen Gruppen zusammenrotten und bleiben doch meistens einigermassen im Fluss. Dabei brauchen sie sich kaum an Verkehrshinweise oder Schilder zu halten, die überwiegende Zahl dieser Tafeln geht Fussgänger nichts an beziehungsweise betrifft sie nicht. Eine Ausnahme ist natürlich das Verbotsschild mit der gehenden menschlichen Silhouette, das signalisiert, dass Fussgänger auf einer bestimmten Verkehrsfläche nicht zugelassen sind – etwa auf Autobahnen oder vor Tunnels. 

Um das Leben aller Verkehrsteilnehmenden angenehmer zu machen, gibt es trotzdem ein paar Dinge, die Fussgänger beachten könnten... wenn sie denn einen Sinn fürs Gemeinwohl haben. Das ist nicht immer der Fall, nicht wenige dieser Gattung gebärden sich nämlich so, als seien sie das Zentrum des Universums bzw. alleine auf der Welt. Sollten sich die anderen gefälligst nach ihnen richten! Eine solche Anspruchshaltung ist natürlich überzogen – und potenziell gefährlich. Denn von allen Verkehrsteilnehmenden ist der Fussgänger der ungeschützteste.

Nicht immer scheint dies allen Fussgängern bewusst zu sein. Sie wechseln ohne sich umzuschauen die Strassenseite, erzwingen dreist den Vortritt an Fussgängerstreifen, hechten noch kurz vors herannahende Tram, stehen gedankenverloren und mit Kopfhörern im Weg herum, rennen bei Rot über die Kreuzung oder gehen nachts in dunkler Kleidung am Strassenrand, ohne sich ihrer Gefährdung bewusst zu sein. 

Mögen die Gesetze noch so grosszügig zu Gunsten der Fussgänger geschrieben sein – wenn man überfahren wird, nützt einem das am Ende auch nicht viel. 

Stil hat, wer sich auch als Fussgänger immer der Tatsache bewusst ist, Teil eines grösseren Ganzen zu sein, das nur funktioniert, wenn alle aufeinander schauen. Augenkontakt aufbauen, Handzeichen geben, anhalten, den Vortritt auch mal freiwillig gewähren – das alles kostet kaum Mühe und ist doch so wichtig. Für Fussgänger wie für Radfahrer, Tretroller-Fans, Töfflibuben, Vespisti, Biker, Motorheads, Auto- und Lastwagenfahrer. Mach's mit Stil – es kostet nicht viel. Amen und aus.

Nach zwei Jahren ist dies die letzte Kolumne von Jeroen van Rooijen. Alle 20 Beiträge können in unseren News-Beiträgen abgerufen werden.
Jeroen van Rooijen
Jeroen van Rooijen, 51, ist der bekannteste Stilkritiker und Modejournalist des Landes (NZZ, SRF3 etc.). Er fährt am liebsten Velo, aber auch Auto – und organisiert seit 2011 den jährlichen «Style Ride», eine urbane Lustfahrt für schöne Menschen und Velos.
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