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Feine Menschen flüstern beim Fahren

Stil im Verkehr mit Jeroen van Rooijen

Immer, wenn ein elektrisches Fahrzeug an mir vorbei rauscht, muss ich an den Depeche-Mode-Klassiker «Enjoy the silence» von 1990 denken – da geht es um den Moment der Stille, den man einfach nur dankbar annimmt. Diese relative Ruhe, die ist schon ein Segen an der modernen Mobilität. Nichts macht Krach. Klar, es kann auch gefährlich sein, wenn man ein Auto überhört, aber: daran gewöhnen wir uns nun recht schnell. 

Es gibt aber auch Leute, die sehen das ganz anders – ihnen liegt wahrscheinlich das Stück «Bring the noise» von Anthrax (1991) näher. Sie mögen es, wenn ein Auto brummt, knattert, heult und röhrt. Freunde des Verbrenners, vermutlich eine Fraktion auf verlorenem Posten, aber noch immer zahlreich. Und man muss gestehen: Ein bedeutender Teil der Faszination von Sportwagen ist natürlich der Sound. 

Ich erinnere mich an ein prägendes Erlebnis aus meiner Zeit als Lifestyle-Journalist, als ich im Auftrag der Zeitung ab und zu ein neues Auto testete. Wenn das eine Familienkutsche oder ein Kleinwagen war, wollte nie jemand auch mal mitfahren, aber kaum stand ein Sportwagen in der Garage, hatte man plötzlich neue Freunde. Und immer ging es darum, mal kräftig «auf die Tube» zu drücken. Den Motor so richtig hochzudrehen. 

Eines der Autos, das ich damals testete, war von einem renommierten italienischen Luxus-Hersteller, der einst göttliche, aber nicht immer zuverlässige Vierrad-Schönheiten produzierte. Der Sportwagen hatte allen Luxus an Bord, er liess sich wirklich sehr angenehm fahren. Aber eines verstand ich nicht, und es will mir bis heute nicht in den Kopf: In der Mittelkonsole gab es eine «Sound»-Taste, die man drücken konnte, und dann machte das Auto, das eigentlich sonor schnurrte, sogar im Stand einen derben Lärm. Die Leute drehten sich verschreckt um, kaum gab man auch nur ein wenig Gas – ultra-peinlich.

Ich verstehe das nicht. Es kann doch wirklich nicht die Absicht eines modernen Menschen sein, seine Umwelt zu «belärmen»? Das Leben ist ja anstrengend genug, überall gibt es stets diverse Sinnesreize zu ordnen, was hat die Welt also von einem Auto, das vorsätzlich Krach macht? Von Kultur und Rücksicht zeugt das Drücken einer solchen Taste jedenfalls nicht – finde ich. Wer ein freier Mensch ist, schont andere. 

Man flüstert beim Fahren. Alle anderen sind Rüpel. Der Bundesrat sieht das übrigens auch so – seit Dezember 2022 sind diverse Massnahmen zur Vermeidung von unnötigem Verkehrslärm in der Vernehmlassung. Bereits jetzt sieht das Gesetz für eine «vermeidbare Belästigung der Bevölkerung» Sanktionen vor. In Zukunft soll ein unnötig geräuschvolles Fahrverhalten überall und zu jeder Tageszeit als strafbare Belästigung gelten. 

Vermutlich werden künftige Generationen über dieses Thema nur noch den Kopf schütteln. Denn es ist absehbar, dass der Verkehr, der stets zunimmt, dabei leiser wird. Bald schon ist das geräuschlose Fahren normal. Dann wird man an Oldtimer-Veranstaltungen fahren müssen, um noch Motorengeheul zu «geniessen». Oder man schaut alte Filme mit knatternden Aggregaten: «Le Mans 66», «Days of Thunder» oder «Need for Speed». Und legt dann Slade auf: «Cum on feel the noise» (1973).

Jeroen van Rooijen
Jeroen van Rooijen, 51, ist der bekannteste Stilkritiker und Modejournalist des Landes (NZZ, SRF3 etc.). Er fährt am liebsten Velo, aber auch Auto – und organisiert seit 2011 den jährlichen «Style Ride», eine urbane Lustfahrt für schöne Menschen und Velos.
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