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Das Gewicht der Leichtigkeit

Stil im Verkehr mit Jeroen van Rooijen

Die fetten Jahre sind vielleicht bald vorbei – Zeit für etwas Fitness auf der Strasse!

Kürzlich besuchte ich meinen früheren Studienkollegen Alfredo – wir haben in derselben Zeit die Zürcher Kunstgewerbeschule besucht, unsere Wege haben sich seither immer wieder gekreuzt, auch wenn meiner eher in Schlangenlinien horizontal verläuft und der von Alfredo vertikal zum Olymp. Er ist heute ein international angesehener Designer und hat in dieser Rolle einen «Art Car» für einen süddeutschen Sportwagenhersteller gestaltet. Der Wagen, dessen er sich angenommen hat, stammt aus den 1960er Jahren und wiegt nur 950 Kilo. Und das, obwohl die ganze Karosserie aus festem Stahlblech ist. Das Auto ist auch recht zierlich, erst recht im Vergleich zu den heute üblichen Kolossen, welche die Strasse bevölkern. 

Alfredos künstlerische Annäherung an den Sportwagen hiess wie der Titel dieser Kolumne: «Das Gewicht der Leichtigkeit». Es ging ihm damit nicht nur um das physische Mass, sondern auch um die Gravität der Legende, mit der er sich beschäftigte. Um die Schwierigkeit, einem perfekten Klassiker noch neue Statements abzuringen. Es ging also um das Dilemma, auch schwere Aufgaben leicht wirken zu lassen. Eine gute Wortwahl! 

Auf dem Nachhauseweg von der Präsentation war ich leicht schwermütig.
Einerseits dachte ich über das Gewicht von Fahrzeugen nach. Andererseits über die scheinbare Unbeschwertheit, mit der Pioniere früher ans Werk gingen. Leichtigkeit war einst ein hohes Ziel und gestalterisches Ideal. Jeder, der im Leben schon mehr als einmal umgezogen ist, kann das bestätigen: Die Dinge des Lebens wiegen idealerweise so wenig wie möglich! Das ist offenbar in Vergessenheit geraten. 

Autos bringen heute rund das Doppelte von früher auf die Waage. Um diese Masse geschmeidig zu bewegen, sind viel stärkere Motoren nötig. Diese produzieren mehr Emissionen bzw. fressen die Energie der (gewichtigen) Akkus rasch auf. Ein guter Weg. Autos energieeffizienter zu machen wäre also, sie deutlich leichter zu bauen. Dem stehen aber Komfortansprüche und Statuswille der Autofahrer/innen gegenüber: Sie wollen fette Kisten. Und natürlich ist da eine Fülle von Vorschriften, die heute für mehr Speck auf den Rippen der Fahrzeuge sorgen. 

Trotzdem frage ich mich: Können wir diese Entwicklung bitte umdrehen? Fette Autos sind absurd, der österreichische Künstler Erwin Wurm hat das mit seinen übergewichtigen „Fat Cars“ sehr anschaulich gemacht. Wir müssen diesen Trend brechen!

Die ungesunde Gewichts-Entwicklung betrifft im übrigen nicht nur die Autos. Auch Velos sind betroffen. Man schaue sich ein filigranes klassisches Rennrad von 1970 an – daneben sieht ein modernes E-Bike einfach nur adipös aus. Um die Masse zu bewegen, muss ein Motor her – für das Velo, das erfunden wurde, um mit Muskelkraft bewegt zu werden, ist das eigentlich eine sehr bedauerliche Entwicklung. Am furchtbarsten erscheint mir die Diskrepanz zwischen Gewicht und Eleganz bei den gerade sehr populären Lastenvelos, die so gross und massig sind, dass sie wie zweirädrige Versionen von SUVs erscheinen.

Es gibt Alternativen: Fast alle renommierten Hersteller haben Rennräder im Angebot, die federleicht sind – manche wiegen sogar weniger, als es der Weltradsportverband für Profis vorschreibt. Doch dafür interessieren sich derzeit nur Hardcore-«Gümmeler».

Und wir brauchen mehr leichte Autos! Zurzeit gibt es nur die britischen Sportwagen-Klassiker von Morgan oder Lotus, den Alfa Romeo 4C und den knuffigen Fiat 500 aus Italien, den Suzuki Ignis und den Toyota Aygo aus Japan, den schrulligen Citroën Ami und den Renault Twizy aus Frankreich. Dass aus Amerika hierzu nichts gescheites kommt, kann nicht überraschen. Doch dass traditionell sparsame deutsche Hersteller der Leichtigkeit – im Gegensatz zu früher, siehe oben – heute nicht mehr viel Bedeutung beimessen, ist doch frappant? Schade, sie könnten einfach so ihre Modelle Adam, A2, A-Klasse (169) oder Lupo reaktivieren. Nur eine Idee!

Jeroen van Rooijen
Jeroen van Rooijen, 51, ist der bekannteste Stilkritiker und Modejournalist des Landes (NZZ, SRF3 etc.). Er fährt am liebsten Velo, aber auch Auto – und organisiert seit 2011 den jährlichen «Style Ride», eine urbane Lustfahrt für schöne Menschen und Velos.
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