Stil im Verkehr mit Jeroen van Rooijen
Dass Automobile oft ein «Gesicht» haben, ist bekannt. Die Scheinwerfer sind die Augen, die Motorhaube stellt eine Nase dar und der Kühlergrill formt den Mund. Manche Autos tragen deswegen tierische Übernamen. Die bekanntesten sind die «Ente» (Citroën 2CV) und der «Käfer» (Volkswagen 1200), etwas exotischer sind der «Nasenbär» (Volkswagen 411), der «Ameisenbär» (Austin Princess) oder das wenig schmeichelhafte «Hängebauchschwein» (BMW 1er) – letzteres Auto bekam den Spitznamen wegen seiner nach unten gezogenen Seitenlinie. Apropos Schwein: Da gab's noch einige. Ältere Semester erinnern sich vielleicht an einen Le-Mans-Porsche mit dem wenig schmeichelhaften Spitznamen «die Sau». Manche nennen auch einen Austin Healey 3000 so. Ein «Eisenschwein» ist aber etwas anderes, so nennt man den originalen Toyota Land Cruiser.
Die heiter-tierischen Übernamen waren von den 1950er bis 1980er Jahren eine grosse Sache, sind aber heute kaum noch gebräuchlich. Vielleicht sind alle coolen Begriffe besetzt? Immerhin tragen etliche Autos auch ganz «offiziell» die Namen von Tieren oder Tiergattungen, seien es der Panda (Fiat), Lupo, Iltis und Fox (alle VW) oder der Jaguar, der gleich eine Marke für sich ist. Seat reklamiert den König der Tiere für sich (Leon), Ford das stattliche Zuchtpferd namens Mustang und die viertgrösste Raubkatze, den Puma.
Achtung, bitte nicht streicheln, da gefährlich: die Viper von Dodge, die bissige Cobra, der heimtückische Scorpio von Ford, der Alfa Spider oder die AMC Hornet (Hornisse). Unter Wasser geht es weiter mit Kreaturen wie dem Barracuda, einem Pfeilhecht der einstigen Chrysler-Marke Plymouth, der Murena der totenstarren Talbot-Matra und dem legendären Manta, einem Opel-Original, das noch auf seine Auferstehung wartet. Warum haben die Rüsselsheimer noch nicht den Mut dazu?
Aber eben: die coolen Namen sind etwas aus der Mode gekommen. Sind alle aufgebraucht? Vielleicht hat es auch damit zu tun, dass zeitgenössische Autos relativ gleichförmig und austauschbar aussehen? Zahlen- und Buchstaben-Codes sind da sicher unverfänglicher. Dabei gäbe es auch heute noch Fahrzeuge, deren Form von dem Raum abweicht und deswegen auffällt. Wir haben uns einige neue ausgedacht – nachfolgend ein paar Vorschläge für neue Namen zeitgenössischer Fahrzeuge.
Für den beliebten, aber etwas schmallippigen Tesla Model 3 würde sich der «Molch» anbieten. Für das BMW-Sports-Utility-Coupé X6 mit seinem flachen Hintern passt die «Hyäne» gut. Die Neuauflage des Renault Twingo müsste man «Kröte» nennen, den Twist aus demselben Haus die «Zecke». Der Citroën Berlingo erinnert an einen «Kofferfisch». Für den kantigen Ioniq5 von Hyundai könnte man den Kunstbegriff der «Blechqualle» einführen. Den Porsche Macan hätte man auch «Manami» nennen können. Weniger Kreativität braucht es für den Dodge RAM, der ja schon heisst, wie er aussieht: wie ein «Bock».
Das Thema lässt sich nicht leicht auf Velos ausweiten. Denn Zweiräder haben diesbezüglich einen Nachteil, ihre Bauweise lässt kein eigentliches «Gesicht» zu. Vielleicht könnte man die populären E-Bikes ihres typischen Fahrgeräusches wegen aber mit Insekten vergleichen und ihnen deren Namen geben. Als «Maikäfer» gingen die oft etwas dicklichen Stromer durch, als «Biene» die gemütlicher wirkenden Ego Movement Bikes, als «Wespe» die kantigen Canyons, als «Mücken» die leichten E-Räder von Coboc, als «Grille» die blockigen Cubes oder als «Gottesanbeterin» die Flyer mit ihrem tief gezogenen Einstieg.
Wechseln wir nun wieder in die Makroperspektive – ist es nicht ein herzliches Gewusel von allerlei Getier auf unseren Strassen? Wie ein kleiner Biokosmos. Die Arten bedingen, bedrängen und vertilgen sich gegenseitig.
PS. Kennen Sie andere gute Übernamen für zeitgenössische Zwei- oder Vierräder?
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