Der aktuelle Kontext in der Energiekrise, der daraus resultierende Kostenanstieg sowie die Sparmassnahmen, die die gesamte Bevölkerung betreffen, werfen viele Fragen auf. Einige unserer Mitglieder fragen sich, wie viel Energie für die Elektromobilität aufgewendet wird und ob es sinnvoll ist, in die Verbreitung dieser Technologie zu investieren.
Gemäss Martin Bolliger, Leiter TCS-Mobilitätsberatung und Experte für Elektromobilität, muss zur Klärung des Sachverhalts zuerst im Hinblick auf den Gesamtenergieverbrauch folgende Frage beantwortet werden: wie setzt sich der Energieverbrauch in der Schweiz zusammen?
Der Gesamtenergieverbrauch der Schweiz besteht zu ca. 30% aus Elektrizität, zu 30% aus Brennstoffen wie Heizöl und Gas und zu 30% aus den Treibstoffen Benzin und Diesel. Etwa 10% werden aus Fernwärme und übrigen Quellen generiert.
Nur wenigen Leuten ist bewusst, dass der Gesamtenergieverbrauch der Schweiz zwischen 2010 und 2021 um 12% zurückging, trotz Bevölkerungswachstum von 11%. Der Stromverbrauch ist im gleichen Zeitraum um immerhin 3% gesunken.
Im Einzelnen lassen sich viele Fragen in Zusammenhang mit der Elektromobiliät wie folgt beantworten.
Aktuell sind in der Schweiz über 150‘000 Elektroautos auf der Strasse. Diese verbrauchen rund 0.75 % des Schweizer Stroms und ersetzen 150‘000‘000 (hundertfünfzig Millionen) Liter Treibstoff pro Jahr.
Die Energieeffizenz von Elektroautos ist über einen Faktor drei besser als jener von Autos mit Verbrennungsmotoren. Das heisst, der Umstieg auf die neue Technologie spart mehr als 2/3 der bisher benötigten Energie ein.
Wenn ab 2030 auf dem Neuwagenmarkt nur noch der Verkauf von Elektroautos erlaubt ist, werden bis etwa 2050 alle Autos auf den Schweizer Strassen elektrisch sein. Wir haben also fast 30 Jahre Zeit, um die notwendige Ladeinfrastruktur und den dazu benötigten Ausbau der Stromproduktion um etwa 15-20% zu erhöhen. Das ist weniger als ein Prozent pro Jahr und ist in der Energiestrategie der Schweiz bereits vorgesehen. Damit werden rund 50 TWh oder 80% des Treibstoffs substituiert.
Elektroautos sind wichtig für die Zukunft der Stromversorgung, weil sie mit ihren Batterien die Einspeisung von Solarstrom puffern und damit zuhause das Stromnetz stabilisieren können. In Zukunft werden Elektroautos auch Energie und Leistung in grossen Mengen wieder ins Netz einspeisen können, wenn es nötig ist. Diese Einspeisung dürfte 2035 das Potenzial haben, ein gesamtes AKW (Gösgen oder Leibstadt) für rund 50 Stunden zu ersetzen. Elektroautos sind ein Teil der Lösung, nicht des Problems.
Die Elektromobilität reduziert den CO₂-Ausstoss der Autos praktisch auf Null, während dieser heute rund ein Drittel der Gesamtbelastung ausmacht.