Drückt man beim neuen Audi A4 auf den Startknopf, muss man zweimal hinhören, um überhaupt sicher zu sein, dass der 2.0-Liter-Dieselmotor läuft. Sobald man in der Limousine sitzt, stellt man fest, dass dieses Auto an Kultiviertheit kaum zu überbieten ist.
Zugegeben, von aussen sieht der neue Audi eher dezent und nicht spektakulär aus. Der A4 macht hier auf Untertreibung – vornehme Zurückhaltung eben. Nur die Front mit den prägnanten Matrix-LED-Scheinwerfern verleiht der Neuauflage das gewisse Etwas. Erst auf den zweiten Blick kommt die Perfektion dieses Autos zum Vorschein.
Das Interieur ist schlicht eine Wucht. Das salonähnliche Ambiente, die hochwertigen Materialien und die präzise Verarbeitung sind absolut erstklassig. Hier haben die Entwickler die gelungene Kombination aus Funktionalität und Design perfekt hingekriegt. Das Cockpit wird durch die virtuellen Anzeigen dominiert, die sich je nach Geschmack individuell anpassen lassen. Es lässt sich darauf so einiges anzeigen, wie etwa der Treibstoffverbrauch der Klimaanlage. Auch das individuell einstellbare Head-up-Display leistet hier gute Dienste. Obschon viele Knöpfe zu bedienen sind, ist alles übersichtlich und logisch angeordnet. Externe Geräte wie Smartphones oder Mediaplayer sind in Sekundenschnelle gekoppelt und können über die Lenkradbedienelemente angesteuert werden. Selbst eine induktive Ladestation für die Handys ist in der Mittelkonsole eingebaut. Und was das Auto an Assistenzsystemen bietet (viele gegen Aufpreis), zeugt von fortschrittlichem Autobau. Im Test stellte sich der adaptive Tempomat als hervorragend heraus. Nicht optimal griff der Seitenlinienassistent ein. Er korrigierte oft ruppig und schaltete sich nach einem leisen Alarmton zu früh aus.
Auf den Vordersitzen bietet der neue A4 trotz der breiten Mittelkonsole viel Platz. Auf der Rückbank stossen gross gewachsene Mitfahrer schnell einmal mit dem Kopf an der Decke an und die Beinfreiheit ist auch nicht hervorragend. Die Bank lässt sich geteilt herunterklappen und wird zur ebenen Ladefläche. Klassenüblich ist bei der Limousine das Kofferraumvolumen von 480 Litern. Wer mit voluminösen Koffern reist, der muss seine Gepäckstücke irgendwie über die hohe Ladekante zirkeln. Die Sicht aus dem Cockpit ist nach vorne gut, auf die Seiten und nach hinten wird sie prekär. Da hilft das ausgeklügelte Sensorenund Kamerasystem vorzüglich.
Der kultivierte 2.0-Liter-Turbodieselmotor mit 190 PS harmoniert mit der Siebengang-DSG-Automatik hervorragend. Das Aggregat beschleunigt die 1'705 Kilogramm schwere Limousine in 7.9 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Weil das Direktschaltgetriebe im Fahrmodus «D» konsequent hohe Gänge anwählt, läuft der Diesel mit niedrigen Drehzahlen und wirkt dadurch etwas brunmig. Im Praxistest erreicht der A4 die optimistischen Werksangaben des Verbrauchs nicht. Bei sparsamer Fahrweise sind aber um die 5 Liter auf 100 Kilometer machbar. Das adaptive Fahrwerk kann von sportlich straff bis bequem weich eingestellt werden. Im Sportmodus dürfte das Fahrwerk eine Spur straffer sein. So spielt der neue A4 seine Stärken klar auf langen Strecken aus. Selbst nach mehreren hundert Kilometern sind die Ermüdungserscheinungen beim Fahrer gering. Die Lenkung ist ordentlich. Auch dank der umfangreichen aktiven (teils optional) wie passiven Sicherheitsausstattung vermittelt der Audi ein gesundes Mass an Unbeschwertheit.
Der neue A4 kann sich im Premiumsegment spielend behaupten. Dass dies seinen Preis hat, ist nicht von der Hand zu weisen. Vor allem die Optionen schlagen stark zu Buche.
Text: Felix Maurhofer