Und tatsächlich, ab der ersten Radumdrehung ist man gepackt vom atypischen Fahrverhalten dieses Autos, das als GT dem GTI recht nahe kommt. Bis 60 km/h (80 im Sport-Modus) lenken die Hinterräder ganz leicht in Gegenrichtung zu den Vorderrädern ein. Das führt zu mehr Agilität. Ab 60 km/h schlagen alle vier Räder in die gleiche Richtung ein, diesmal um die Stabilität zu verbessern. In der Praxis ist der Megane GT ein Ausbund an Agilität, wenn er sich höchst präzise durch Kurvenkombinationen schlängelt. Und bei rascher Gangart zeigt er ein für einen einfachen Fronttriebler ungewöhnlich neutrales Fahrverhalten. Man wähnt sich fast am Steuer eines Allradlers, so gut liegt die Hinterachse. Im Sport-Modus legt er noch einen Zahn zu und macht die Lenkung reaktionsschneller. Dann «spürt» man die Strasse.
Der 1.6-l-Motor mit 205 PS ist bei normaler Fahrweise gefügig, schweift aber schon beim kleinsten nachdrücklichen Druck aufs Gaspedals aus. Unterstützt durch ein spontanes Doppelkupplungsgetriebe katapultiert er den Megane bis gegen 6200 U/min, bevor der nächste Gang eingelegt wird. Es läuft gut, auch wenn die Zahnradsätze nicht immer optimal abgestimmt sind. Bei diesen Bedingungen scheint die Launch-Control-Funktion (bei stehendem Start) umso mehr eine Spielerei, als sie nur die Grenzen der Vorderachse unterstreicht, welche kräftig durchdreht. Denn die Traktion ist zwar in Ordnung, aber kein Glanzpunkt. Vor allem, weil das ESP das Ganze ziemlich diskret regelt. Beim Kapitel Verbrauch ist der Durchschnitt von 8.7 l/100 km ganz gut, wird aber bei rascher Fahrt schnell übertroffen.
Die Medaillen Kehrseite dieses Slalomspezialisten ist die harte Federung des Sportfahrwerks. Man muss die Zeche für Unebenheiten bezahlen. Aber auf Langstrecken erweist sich der Megane als angenehm. Man schätzt den Halt und die Weichheit der Alcantara-Sitze sowie die Innenraumgestaltung. Erwähnenswert ist, dass er einige Kunststoffteile und den grossen 8.7-Zoll-Bildschirm von seinen Verwandten geerbt hat. Man gewöhnt sich rasch an das von Tablets abgeleitete Menü. Damit können fast alle Einstellungen und Infontainmentfunktionen gesteuert werden. Spass macht auch die Wahl der fünf verschiedenen Ambiente-Beleuchtungen. Hinten ist das Platzangebot für die Passagiere nur angemessen, trotz 6 cm mehr Länge. Das Gleiche gilt für den Kofferraum. Er entspricht dem Standard für die Kategorie, seine Variabilität ist aber wenig gelungen. Der Megane GT glänzt mehr beim Preis-Leistungs-Verhältnis. Ausser dem Navigationssystem (CHF 300.-) und dem adaptiven Tempomaten (CHF 650.-) ist er mit vielen Annehmlichkeiten ausgestattet. Einzig gewisse neueste Sicherheitssysteme fehlen. Andererseits: CHF 31'500.- für ein Auto mit 205 PSund Vierradlenkung – da kann man wirklich nicht meckern.
Text: Marc-Olivier Herren