Günstig kann durchaus schick sein. Das beweist der Tivoli von SsangYong, der in einer gut ausgestatteten Version bereits für CHF 22'300.- erhältlich ist. Mit der ruhigen Form und dem etwas langgezogenen Dach erinnert er ein wenig an einen Land Rover. Damit hebt er sich wohltuend von der oft ähnlich wirkenden Optik anderer SUV ab. Mit dem Design trifft der kleinste südkoreanische Autohersteller den europäischen Geschmack. In diesem Kompakt-SUV kann man hoch erhobenen Kopfes und mit einem Lächeln vor den besten Hotels vorfahren.
Innen präsentiert er sich für ein derart günstiges Auto ansprechend mit schwarzen Kunststoffen und Stoffbezügen sowie etwas Chromoptik. Die Platzverhältnisse sind bei einer Länge von 4.20 Meter gut. Und die Sitze erweisen sich als überraschend bequem. Mit den Gummischnüren an den Rückseiten der Vordersitze lässt sich Krimskrams fast besser verstauen als in den üblichen Netzen. Bei den Ablageflächen wurde leider geknausert. Dafür bietet der Innenraum acht Vertiefungen für Wasserflaschen oder Dosen. In Korea scheint Autofahren durstig zu machen. Der Kofferraum fasst stattliche 423 Liter. Konkreter ausgedrückt, finden darin ein grosser Koffer, der Kleidung für drei Wochen enthält, ein mittlerer Koffer mit Garderobe für sieben Tage und ein Köfferchen fürs Wochenende Platz. Und die ausziehbare Kofferraumabdeckung passt noch drüber. Die Rücksitze lassen sich im Verhältnis 40:60 geteilt manuell umklappen, dann umfasst das Ladevolumen 1'115 Liter. An der unpraktischen Stufe im Laderaum sollten die Konstrukteure noch arbeiten.
Wirklich überraschend ist, was das Auto alles bietet. In der getesteten mittleren Ausstattungsklasse Quartz enthält der Tivoli unter den sieben Airbags auch einen auf Kniehöhe des Fahrers, Klimaanlage, Lenkrad- und Sitzheizung (optional), Audiostreaming inklusive Freisprechanlage, automatischen Lichtassistenten und Rückfahrkamera. Alle drei Ausstattungsreihen verfügen über Notbremsleuchten sowie ESP mit Bergfahrassistent. Zumindest optional würde man sich bei den Helfern noch einen Totwinkelassistenten wünschen, da vor allem rechts die Sicht durch die sehr breite C-Säule etwas einschränkt ist.
Bemerkenswert ist, dass man bei SsangYong die Bezeichnung SUV im Gegensatz zu manchen europäischen Herstellern ernst nimmt: Benziner mit Allrad stehen schon bei den Händlern. Ab Herbst gibt es auch eine 115-PS-Diesel-Version, die ebenfalls mit 4×4-Antrieb erhältlich ist. Mit einer Bodenfreiheit von 16.7 cm eignet er sich nicht wirklich als Offroader. Dafür wartet er mit einer dreistufigen Servolenkung auf, da SUV auch oft in der Stadt gefahren werden.
Weniger stark fällt der Motor aus, ein 1.6-Liter-Benziner mit 128 PS und 160 Nm Drehmoment. Ihm fehlt es kurz gesagt an Pfupf. Das wird auf Landstrassen und Autobahnen deutlich. Dafür ist er auch bei schneller Fahrt angenehm leise. Mit der Kupplung muss man sich dagegen erst anfreunden, die zickt zuweilen. Eigentlich wollte SsangYong mit dem Tivoli ein sehr effizientes, wirtschaftliches Auto schaffen, doch dafür ist der Testverbrauch von 7.7 Liter auf 100 km recht hoch. Gut, alles ist nie perfekt. Auf jeden Fall ist der SUV ein ordentliches Gefährt für Familien, die in der Stadt oder in der Agglomeration leben und beim Autokauf aufs Budget achten müssen.
Der Tivoli ist das erste Modell, das nach der Fusion von SsangYong und dem indischen Konzern Mahindra & Mahindra 2011 vorgestellt wurde. Fünf Designstudien gingen ihm voraus. Mit dem Tivoli will SsangYong einen gehörigen Schritt nach vorn machen. Es ist sehr gut möglich, dass der Kompakt-SUV zum neuen Verkaufsschlager der Marke wird.
Texte: Juliane Lutz