Die Route, die wir für diese Reise gewählt haben, geht an den beiden wichtigsten Autobahnen Italiens entlang: Die tyrrhenische Küste für die Hinreise und die adriatische Küste für die Rückreise. Wir sind mit einem Tesla Model 3 Long Range aus dem Jahr 2019 unterwegs, mit einer Laufleistung von 110.000 km und einer Gesamtbatteriekapazität von 69 kWh.
Die Hilfsmittel, die wir für diese Testreise verwendet haben:
Diese italienische Reise entlang des tyrrhenischen Meers und der Adria hat uns aufgezeigt, dass es heutzutage möglich ist, mit einem Elektroauto lange Strecken auf der Autobahn zurückzulegen. Dank Tools wie Google Maps und Charge Map konnte die Reise geplant und die verfügbaren Ladestationen entlang der Strecke identifiziert werden. Da Enel X der Haupt-Ladenetzbetreiber ist, können die meisten Ladestationen mit der TCS eCharge App freigeschaltet werden. Es könnte jedoch auch sinnvoll sein, ein Abonnement bei Enel X abzuschliessen, um Roaminggebühren zu vermeiden.
Unsere ursprüngliche Route entlang der Tyrrhenische Küste, sollte wie folgt verlaufen:
Aber wie bei jeder Reise mit dem Auto muss man die Möglichkeit einer plötzlichen Änderung der Reise route in Betracht ziehen und auf unvorhergesehene Wetterereignisse (Überschwemmungen bei Bologna) vorbereitet sein. Daher entschlossen wir uns, unsere Zwischenstopps wie folgt zu ändern:
Ladestation | KWh | Ladezeit (Min.) | Gebühr (CHF) TCS eCharge App |
---|---|---|---|
Lario Ovest | 56.64 | 34 | CHF 47.11 |
Q8, Autostrada, A15 Parma | 45.08 | 40 | CHF 28.88 |
Peretola Sud | 11.30 | 7 | CHF 8.91 |
Fabro Ovest | 54.40 | 30 | CHF 44.66 |
Casilina Ovest | 57.27 | 35 | CHF 47.78 |
Canne della Battaglia Ovest | 25.90 | 10 | CHF 20.38 |
Total | 250.6 | 156 | CHF 197.72 |
Beim Rückweg in die Schweiz verbrachten wir eine Nacht in der Nähe von Ancona (Agugliano), wo wir bei Freunden übernachteten.
Leider gab es auch hier einen kleinen Zwischenfall mit einer Ladestation auf der Autobahn (4 HPC-Säulenwaren nicht in Betrieb und wir entschieden uns für eine Ladung an einem Tesla Supercharger, um rechtzeitig zum Abendessen in Agugliano zu sein. Unsere Zwischenetappenwählten wir wie folgt:
Ladestation | KWh | Ladezeit (Min.) | Gebühr (CHF) TCS eCharge App |
---|---|---|---|
Torre Fantine Est | 14.20 | 34 | CHF 11.17 |
Supercharger Tesla -Montenero di Bisaccia | 53 | 40 | CHF 27.03 |
Esino Est | 38.08 | 7 | CHF 30.94 |
Pioppa Est | 62.36 | 30 | CHF 54.63 |
IONITY Bellinzona Sud | 52.93 | 35 | CHF 40.29 |
Total | 220.59 | 142 | CHF 164.06 |
Am 27. Mai 2023 morgens machten wir uns mit fast vollem Akku auf den Weg Richtung Genf/Grenoble. Die Fahrt verlief problemlos und ruhig. Die Ladeplanung wurde nicht im Vorfeld gemacht, zu Testzwecken wollten wir relativ spontan bleiben. Beim ersten Hungergefühl war auch der Akku bald soweit, um geladen zu werden.
Mein Sohn, der Copilot und Navigator auf unserem Trip, suchte uns via App eine geeignete DC-Ladesäule an der Route du Soleil. Der Anbieter Engie auf der Raststätte Aire du Guiers verlangt 0.65 €/kWh. Die TCS-Ladekarte funktionierte erfolgreich. Vor einem Jahr besuchte ich dieselbe Raststätte und damals gab es noch keine Ladesäulen, man sieht also, es werden fleissig neue aufgestellt.
Viel Zeit zum Sandwich essen blieb uns nicht, der Akku war nach 20 Minuten schon voll. Weiter ging die Fahrt südwärts Richtung Mornas zur modern erneuerten Raststätte mit Ionity-Ladesäulen (Preis: 0.79 €/kWh). Beeindruckend waren die überdachten Plätze mit Solarstrom. Auch dort war es nur ein kurzer Zwischenstopp, um sich die Beine zu vertreten. Bis dahin lag der Verbrauch vom Ioniq 5 bei sehr guten 15 kWh. Dies änderte auf der Strecke von Mornas nach Toulon schlagartig, als wir die Berge durchquerten. Der Verbrauch stieg auf 25 kWh. Also hiess es, in Toulon nochmals aufladen, da wir wussten, dass es in der Küstenregion keine DC-Ladestationen mehr gab.
Wir fanden via App einen Lidl, der uns 150 kW versprach. Effektiv waren es nur 58 kW. Da nur ein Anschluss funktionierte, mussten wir warten, bis der Audi E-Tron vor uns fertig geladen hatte. Auch kamen immer mehr Fahrer von E-Autos vorbei, welche auch dort laden wollten. Mit einem netten Franzosen kam ich ins Gespräch und erfuhr einiges über die Region sowie die begrenzten Lademöglichkeiten. Nach kurzweiliger Wartezeit wollten wir nun möglichst schnell unser Haus am Meer in Rayol-Canadel-sur-Mer erreichen.
In Rayol angekommen, genossen wir die ersten Tage am Meer, das Auto wurden nur für kurze Strecken gebraucht. Ich suchte nach Möglichkeiten, das Auto doch mal aufzuladen, am Besten verbunden mit einem Nachtessen, da es nur AC-Säulen gab.
In Le Lavandou am Hafen mitten im Zentrum stand eine Säule vom Anbieter Réseau eborn (Preis: 0.417 €/kWh) mit zwei Anschlüssen, davon war einer leider defekt. Also los, und ausprobieren. Etwas fragend standen wir vor der Säule und mussten uns zuerst zurechtfinden, wie man wohl den Deckel des Anschlusses aufbekommt. Das Display war nur zur Hälfte sichtbar, die andere Hälfte schwarz. Endlich öffnete sich mithilfe meiner Kreditkarte der Port und wir konnten so das Fahrzeug laden. Die TCS-Ladekarte wurde leider nicht erkannt. Diese Säule war die einzige Möglichkeit im Ort, um das Auto zu laden. Dort ist wohl in der Hochsaison mit grossen Wartezeiten zu rechnen.
Bei einem weiteren Ladeversuch im Nachbardorf trafen wir auf eine spezielle Ladesäule. Die TCS-Karte funktionierte auch hier nicht, es war keine andere Möglichkeit wie z. B. Kreditkarte zum Zahlen vorhanden. Somit schlug dieser Versuch fehl. Auch mit der App Mobility+ war kein Starten der Säule möglich. Wie ich herausgefunden habe, hätte es mit der Ladekarte von Chargemap funktioniert, diese hatte ich leider nicht dabei.
Bei einem Ausflug nach Port Grimaud hatten wir an einer anderen Säule Erfolg und konnten während dem Sightseeing das Auto auf die Heimfahrt vorbereiten und aufladen. Die Station war von Electric 55 Charging und der Badge von Move funktionierte hier.
Die Möglichkeiten zum Laden sind in den Ortschaften sehr begrenzt. Wir hatten Glück und mussten nie warten bzw. sie waren frei. Ich stelle mir aber vor, in der Hochsaison kann das ein grosses Problem werden.
An den Autobahnen sehe ich weniger Probleme, es sind meistens genügend Ladesäulen vorhanden. Viele haben umgerüstet oder sind noch im Bau und werden für den Ansturm im Sommer gerüstet sein.
Für die Rückreise am 3. Juni 2023 plante ich einen Zwischenstopp in Sisteron ein, da ich gerne mal die Lavendelfelder sehen wollte. Ich war mir aber nicht sicher, ob sie schon blühten.
Zum Glück hatten wir vorgesorgt und am Vortag den Akku genügend gefüllt. Die Reichweite schrumpfte immer mehr, je nördlicher wir fuhren. Vorsichtshalber wollten wir an der Autobahn laden, da nach meinen Berechnungen der Akku nicht mehr bis ans Ziel reichen würde. Leider funktionierte die Säule von Total Energie nicht wie gewünscht. Keine Karte oder App brachte das Ding zum Starten. Resigniert fuhren wir weiter in der Hoffnung, der Akku reicht. Auch hier könnte sein, dass die Ladekarte von Chargemap geholfen hätte.
Als wir die Ionity-Ladesäule in Sisteron erreichten, zeigte das Display vom Ioniq 5 nur noch 3% an! Da Sisteron in den Bergen liegt, war effizientes Fahren nicht mehr möglich, der Verbrauch war enorm. Zum Glück kann man sich auf Ionity verlassen und wir durften mit vollem Akku weiter gegen Grenoble fahren. Leider blühte der Lavendel noch nicht, es dauert wohl noch ein bis zwei Wochen.
Die Route Napoleon ist zwar keine Autobahn mehr, dafür eine Berg- und Talstrecke mit vielen Kurven und wunderschöner Weitsicht. Der Ioniq 5 begeisterte durch seine Wendigkeit. Dies war auch die absolut effizienteste Strecke für den Akku. Mit den Schaltwippen zum Rekuperieren lässt sich die Fahrsituation individuell einstellen.
Nach dem letzten Aufladen bei Ionity in Mouxy zwischen Grenoble und Annecy kam der Endspurt nach Bern. Zuhause angekommen, hatten wir noch 5%. Daraufhin entschied ich mich zur Ladung über Nacht mit 1.2 kW via der Haushaltsteckdose. Dies funktionierte, sollte man aber nur zu Notfallzwecken benutzen. Erfreulicherweise waren am Morgen ein paar km mehr drauf.
Alles in Allem war es eine gelungene Reise, ich kann es jedem empfehlen! Man ist aber gut bedient, wenn man sich vor den Ferien Ladekarten von verschiedenen Anbietern besorgt sowie eine Auswahl von Apps und sich dort registriert.