Der TCS führte im Frühjahr 2013 bereits zum dritten Mal unabhängige Treibstoff-Tests durch. Bei den Tests von 2010 und 2011 standen vor allem Marken-Tankstellen im Fokus, also Filialen, die zum Vertriebssystem eines grösseren Unternehmens gehören. 2010 wurden vom TCS und von verschiedenen Konsumentenschutzmedien bedeutsame Mängel bei der Dieselqualität festgestellt. Zum Zeitpunkt der letzten Erhebung 2011 waren alle Treibstoffproben der grösseren Anbieter jedoch ohne Beanstandungen. Die Tests gewährleisten die Einhaltung der Qualitätsstandards und zeigen damit einen positiven Effekt für die Konsumenten.
Als Ergänzung der über mehrere Jahre hinweg angelegten Testreihe wurde 2013 der Schwerpunkt erstmals auf die freien Tankstellen gelegt, also jene Tankstellen, die nicht zu einem grösseren Unternehmen gehören und unter eigenem Namen und auf eigene Rechnung wirtschaften. Deshalb hat der TCS im Mai 2013 insgesamt 30 freie Tankstellen in der ganzen Schweiz angefahren und jeweils eine Benzin- und eine Dieselprobe entnommen und untersucht.
Die Mindestanforderungen an die Qualität von Bleifrei 95 werden durch die Norm SN EN 228:2013 definiert. Dabei werden auch das Aussehen, die Dichte und der gewaschene Abdampfrückstand bewertet: Beim Aussehen wird geprüft, ob das Benzin klar ist oder getrübt. Eine Trübung deutet auf Verunreinigungen und eine mindere Qualität hin. Die Dichte ist wichtig für die Laufleistung und den Literpreis. Die Grenzwerte hierfür liegen zwischen 720 kg/m3 und 775 kg/m3 bei 15°C; ein Liter sollte also zwischen 720 und 775 Gramm schwer sein. Der gewaschene Abdampfrückstand schliesslich beschreibt die Rückstände, die nach dem Verdampfen der Flüssigkeit und dem Entfernen der Additive und Trägeröle übrig bleiben. Dabei sollten nicht mehr als 5 mg/100ml anfallen. Alle 30 Benzinproben haben diese Kriterien ausnahmslos erfüllt.
Die Mindestanforderungen an die Qualität von Diesel werden durch die Norm SN EN 590+A1:2010 definiert. Dabei werden auch der Wassergehalt und der Flammpunkt bewertet: Überschreitet der Wassergehalt im Diesel den Grenzwert von 200 mg/kg, kann der Treibstoff die Anforderungen nicht mehr erfüllen. Alle getesteten Dieselproben wiesen jedoch einen deutlich tieferen Wassergehalt auf und waren in dieser Hinsicht unproblematisch.
Hingegen wurden bei 6 Proben oder 20% der Gesamtmenge Verunreinigungen durch Benzin festgestellt, was sich in einem zu tiefen Flammpunkt äussert: Der Flammpunkt ist die niedrigste Temperatur, bei der sich über einem Stoff ein zündfähiges Dampf-Luft-Gemisch bilden kann und sollte mindestens 55°C betragen. Bereits 1% Benzin im Diesel kann den Flammpunkt des Treibstoffs deutlich senken und damit negativ beeinflussen. Zudem kann Benzin auch den Schmierfilm von Diesel zerstören und damit das Einspritzsystem und andere Komponenten von Dieselmotoren beschädigen.
Verunreinigungen durch Wasser sind vor allem auf die Kondensierung der Luftfeuchtigkeit und die Dichte der Tanks zurückzuführen. Bei den Verunreinigungen von Dieseltreibstoff durch Benzin wird die Ursache bei der mangelnden Sorgfalt beim Transport, beim Beladen der LKW und dem Auffüllen der Tanks vermutet. Der Wechsel von Benzin und Diesel – das so genannte «Switchloading» – und eine ungenügende Entfernung von Rückständen kann zu solchen Verunreinigungen führen.
Die Studie hat auch gezeigt, dass die Qualität des Diesels unabhängig ist vom Preis an der Tankstelle. Weil der Konsument den Treibstoff vor dem Kauf nicht selbst prüfen kann, muss ihm eine gleichbleibende Qualität garantiert werden können: Deshalb fordert der TCS die Einhaltung der einheitlichen Standards sowohl von Marken-Tankstellen wie auch von freien Anbietern.