Verspielt, nachhaltig und mit Charakter
Der i3 will bei «Ecoisten» Eindruck schinden, weist aber wirklich ein eindrückliches Technikpaket auf, inklusive Fahrgastzelle aus kohlefaserverstärktem Kunststoff und Aufbau aus Aluminium. Er gibt sich seriös, ambitioniert, nachhaltig und ökologisch. Aber keine Panik: Der Automobilist, der befürchtet, sich in einem zivilisierten Stadtauto wiederzufinden, sieht seine Ängste beim ersten Tritt aufs Gas verschwinden. Die 170 PS des Elektro-Synchronmotors katapultieren das 4-m-Auto sprichwörtlich nach vorne. Belastet von 220 kg Batterien legt es ein amüsantes, kartartiges Fahrverhalten an den Tag.
Gewöhnung erforderlich
Ein Auto mit sehr guten Eigenschaften, die aber in einigen Punkten Gewöhnung erfordern. Das fängt bei der Beherrschung des Gangwechselschalters mit Drehbedienung an – es gibt nur einen Vorwärtsgang und den Rückwärtsgang. Ist die kleine Bombe in Bewegung, braucht es ein wachsames Auge auf den Zentralbildschirm, denn der i3 hat die leidige Tendenz, Geschwindigkeitsbeschränkungen zu überschreiten, vor allem in der Stadt. Noch überraschender ist, dass das Energie-Rekuperationssystem über eine Motorbremse verfügt, die massiv verzögert, wenn man den Fuss vom Gas hebt. Der i3-Fahrer muss praktisch nicht mehr bremsen. Das ist amüsant in Kurven, weil man nur mit dem Gaspedal spielen muss.
Das von Minivans inspirierte Interieur weist auch Besonderheiten auf. Als erstes gibt es einen erhöhten Boden. Ganz neu ist auch der Zugang zu den beiden hinteren Plätzen, der über gegenläufige Türen erfolgt, die es nötig machen, dass die Vordertüren vorgängig geöffnet werden. Ausserdem ist der Kofferraum auf 260 l beschränkt, da die Antriebseinheit dieses Heckantriebautos an der Hinterachse angebracht ist.
Fast 300 km Reichweite
In einem Ambiente von Recyclingmaterialien und Eukalyptusholz – natürlich als Option und nicht geschenkt – verfügt der Fahrer über eine elektrische Reichweite von etwa 130 km. Wahre Puristen können dem noch einige Dutzend km hinzufügen, indem sie die Abstimmung Ecosport+ wählen, die den Durchzug verringert… und die Heizung ausschaltet. Für einen Aufpreis von CHF 7'000.- gibt es die Version REx mit einem Reichweitenverlängerer. Der Zweizylinder mit 650 cm3 dient als Generator und vergrössert die Reichweite um etwa 160 km (9-l-Tank). Er schaltet sich automatisch ein, sobald die Lithium-Ionen-Batterie einen niedrigen Ladestand hat. Er unterbricht die Stille an Bord durch ein leichtes Brummen. Dieser superhandliche Stadtwagen darf sich also auf die Autobahn wagen. Die Vernetzung an Bord gibt sich derweil Mühe, den i3 zu einer Ladestation zu lotsen. Wenn sie denn eine findet.
Text: Marc-Olivier Herren
Bilder: Fabian Unternährer
Innenraum
Der mit aussergewöhnlichen Materialien ausgestattete Innenraum erinnert vorne an einen Minivan. Auf den zwei hinteren Plätzen ist es weniger geräumig. Diese lassen sich nur durch eine gegenläufige Tür erreichen, die sich nicht unabhängig von der Vordertür öffnen lässt. Wenig praktisch. Der bescheidene Kofferraum von 260 l bietet eine angemessene Kapazität, wenn die Rücksitzlehnen umgeklappt werden.
Komfort
Der im elektrischen Modus sehr niedrige Geräuschpegel steigt etwas an, wenn der Range Extender seine Arbeit aufnimmt. Guter Fahrkomfort trotz harter Abstimmung der Federung.
Der elektrische Synchronmotor mit 170 PS sorgt für GTI-Beschleunigung trotz eines Gewichts von 1'475 kg. Noch beeindruckender ist das Dauer-Drehmoment von 250 Nm. Im Test belief sich die elektrische Reichweite auf 130 km, zu denen noch die 160 vom Range Extender gelieferten km kommen.
Fahreigenschaften
In der Stadt wirken der Mini-Wendekreis (9.8 m) und die kurzen Überhänge Wunder. Auf Landstrassen ist dieser Hecktriebler mit Tendenz zum Untersteuern agil und handlich. Auf der Autobahn ist die Lenkung sehr nervös.
Sicherheit
Sehr gute Serienausstattung. Die breite A-Säule schränkt die Sicht ein.