Ostereier und Trommelwirbel
Gewiss hat sein gewinnendes Äusseres – kantig, robust und doch knuffig – geholfen. Ebenso das mit farbigem Armaturenträger und Ambientelicht wohnliche Interieur. Nett zudem der Unernst, den die vielen «Easter Eggs» verströmen. Diese «Ostereier» reichen vom Sternengucker auf der Windschutzscheibe über den Kompass im Frontfender bis zu diversen Kühler-Scheinwerfer-Symbolen zu Ehren des legendären Willys. Für Unterhaltung sorgen ausserdem die Blinker. Sie klingen wie der Anfang eines Drum-Solos. Bei all der Neigung für Styling und Humor erstaunt, wie unspektakulär der Avenger alle Prüfungen absolviert. Er sticht in keiner Disziplin hervor, fällt aber auch nirgends ab.
Der Motor benötigt etwas Zeit und Drehzahl, um richtig in Schwung zu kommen, gefällt aber ausserorts mit kräftigem Durchzug, wenn auch nur im Sportmodus.
Klein, elektrisch und doch Jeep
Ein Jeep ist ein Jeep, also will er auch ins Gelände. Ein bisschen. Er steht höher als ein klassischer Kleinwagen (20 cm Bodenfreiheit) und bietet dank kurzer Überhänge ansehnliche Böschungswinkel (20 Grad vorn, 32 Grad hinten). Vorläufig fehlt allerdings ein 4×4, der Avenger ist ein Fronttriebler.
Der Jeep Avenger hat für seinen Anspruch als City-SUV die perfekte Grösse, hat Charme, macht vieles richtig und kaum etwas falsch. Der Wermutstropfen ist der Preis. Trotz ökonomischer Skaleneffekte der Elektroplattform des Konzerns fällt es den Stellantis-Marken nicht leicht, attraktive Preise zu realisieren. Fast 40 000 Franken für die elek trische Basisversion ist viel Geld für einen Kleinwagen. Da wirken die 30 000 Franken für den – schwächer motorisierten – Benziner wie ein Schnäppchen.
Text: Daniel Riesen
Bilder: Emanuel Freudiger
Karosserie
Gute Raumausnützung durch kantiges Format. Die Stellantis-Plattform für kleine E-Autos ermöglicht geringe Breite, gut für die City. Die Rundumbeplankung mit durchgefärbten Plastikelementen verleiht dem Avenger ein robustes Aussehen, und sie sind weniger kratzempfindlich als Lack.
Innenraum
Moderat erhöhte Sitzposition erleichtert das Aussteigen. In der zweiten Reihe genug Kopf-, aber nur knappe Beinfreiheit. Kofferraum angemessen für Kleinwagen. Grosses Staufach in Mittelkonsole. Intuitives Infotainment, Android Auto und Apple Car Play. App für Ortung, Ver- und Entriegelung der Türen, Batteriestand und Klima.
Komfort
Klimafunktionen über die Tastaturleiste einfach bedienbar. Im Fahrbetrieb schlucken die Federelemente sowohl harte Kanten wie grosse Bodenwellen besser als bei vielen anderen Kleinwagen. Leise innerorts, deutliche Windgeräusche erst bei Autobahntempo.
Wie meist bei Elektroautos steht ein relativ hoher Einstiegspreis niedrigen Unterhaltskosten gegenüber. Im Fall des Jeep Avenger sogar sehr niedrige.
Fahreigenschaften
Nur durchschnittlicher Wendekreis für diese Fahrzeuggrösse, im Fahrgefühl aber recht agil. Und passt dank begrenzter Fahrzeugbreite auch auf enge Nebenstrassen. Lenkung um die Nulllage eher indifferent, dafür wenig empfindlich für kleinere Schnitzer am Lenkrad. Bei legalem Tempo in Kurven wenig Wankneigung, bei 100 km/h im Schwarzwald dann aber schon.
Motor und Antrieb
Für einen Elektrokleinwagen ist der Avenger angemessen motorisiert, verbreitet im Sportmodus gar Fahrfreude.
Verbrauch
Ansehnlich niedrige Verbräuche, auf der Normstrecke deutlich unter dem offiziellen WLTP-Wert. Auf der Autobahn beträgt die Praxisreichweite dann aber weniger als 300 Kilometer.
Elektrifizierung
Batteriegrösse und Reichweite passen locker zum Anspruch eines Kleinwagens mit eher urbanem Einsatz. Auf Reisen vermisst man eine Ladeplanung in der Navigationsfunktion. Ladegeschwindigkeit (max. 100 kW) ist okay, mehr nicht.