Es ist offensichtlich: Die vierte Ausgabe hat designtechnisch völlig mit seinen Vorgängern gebrochen. Die waren eher brav und funktional, typisch Gelände-rüpel halt. Jeeps neue Mittelklasse kommt extravaganter und innen sehr edel daher, zumindest auf den ersten Blick. Spätestens beim Anfassen der Materialien merke ich, es ist nicht alles Gold, was glänzt. Es ist zwar alles sauber verarbeitet, doch das Holzimitat an den Türen fühlt sich etwas gar billig an und sowieso wurde viel Kunststoff und Kunstleder verbaut. In der edelsten Ausstattungsvariante Limited etwas befremdlich. Sonst fühle ich mich im Cherokee aber gut aufgehoben. Man sitzt angenehm hoch und hat gegen vorne einen guten Überblick. Gegen hinten weniger, aber da hilft die serienmässige Parkhilfe mit Rückfahrkamera. Toll ist auch das grosse mittige Farbdisplay mit Online-Navigation, eigenem Hotspot und App-Store. Da ist der Cherokee auf der Höhe der Zeit. Könnte ich die Musikdatenbank auf dem Handy vom Bordcomputer und vom Lenkrad aus steuern, wäre alles perfekt. Doch leider muss ich die Musikauswahl am Handy selber treffen. Schade! Dafür sind die Platzverhältnisse feudal, auch auf den hinteren Sitzplätzen. Da können kleinere Personen wie ich gemütlich die Beine ausstrecken. Die Ledersitze sind bequem und vielseitig verstellbar. Alles super, gut gemacht. Nur der Kofferraum könnte grösser sein, ist ja schliesslich auch ein grosses Auto. Dafür ist die bei der Version Limited serienmässige elektrische Heckklappe praktisch für Frauen mit grossen Einkaufstaschen, sehr nett.
Nett sind auch seine Fahreigenschaften. Der Cherokee bietet viel Komfort, fährt angenehm ruhig und die Lenkung ist aussergewöhnlich direkt für einen Amerikaner. Weniger gefällt mir die Neun-Stufen-Automatik, sie schaltet träge und verschluckt sich beim Runterschalten. Und auch die Fahrleistungen sind nicht berauschend: Wer in Zeiten von Diesel und Downsizing einen V6-Motor kauft, der erwartet ein grosses Wumm. Auf dieses Wumm wartet man im Cherokee vergeblich, er beschleunigt zwar gut und kommt auf eine Höchstgeschwindigkeit von 220 km/h. Aber irgendwie stellt sich dieses angenehme Gefühl nicht ein, das ein V6 normalerweise hervorruft, wenn man ihn aus der Reserve lockt. Zu schwer, zu komfortables Fahrwerk, zu hoher Schwerpunkt? Wohl eine Kombination aus allem. Wirklich Spass macht dieses Auto nur in der Offroad-Variante Trailhawk mit zuschaltbarer Geländeuntersetzung und Hinterachs-Sperre.