Etwas aufgeblasen also, dieser Espace? Ganz und gar nicht! In dem phantasievollen Wagen steckt auch eine Fülle wirklich nützlicher Details. Nebst der Ambiente-Beleuchtung und der automatischen Türöffnung kann der Fahrer auf eine sinnvolle Einparkhilfe zählen, um den grossen Wagen sicher zu parkieren. Bei der digitalen Schaltzentrale sind die meisten Funktionen auf Anhieb verständlich. Alles funktioniert per Fingerdruck. Mit einem zusätzlichen Knopf werden der Dämpfungskomfort und die Fahrdynamik eingestellt.
Spätestens hier eröffnet sich das neue Espace-Fahrerlebnis des totalen Wohlgefühls. Der Fahrmodus «Komfort» erlaubt ein entspanntes, sanftes Vorwärtskommen; dazu gesellt sich ein behagliches Ambiente mit ausgezeichneter Schalldämpfung und automatischer Einstellung der Sitze in den Massage- Modus. Wer diese «Softness» à la française weniger schätzt, ist mit dem Fahrmodus «Sport» bestens bedient. Die Instrumentenbeleuchtung wechselt dabei auf Rot, der Motor spricht rascher an, tönt sportlich- rau, und die Servolenkung wirkt direkter.
Auch wenn es auf den ersten Blick nicht so aussieht: Im immerhin 1845 kg schweren Wagen steckt eine gehörige Portion Dynamik. Der vibrationsarme 1.6-Liter-Motor mit 200 PS entwickelt eine erfreuliche Schubkraft und zeigt gute Fahrleistungen. Ein Downsizing-Motor, an dem man seine Freude hat. Allerdings dürfte das 7-Stufen- Doppelkupplungsgetriebe eine etwas schnellere Reaktion zeigen. Gewöhnen muss man sich auch an die elektronische Gangschaltung mittels Steuerknüppel im Joystick-Design. Einziger Minuspunkt: Der Testverbrauch (9.2 l/100 km) ist von den 6.2 l gemäss Werksangabe weit entfernt. Der für lange Strecken prima geeignete Espace macht sich ebenfalls auf kurvigen Strecken bestens. Das adaptive Fahrwerk schluckt weiche wie harte Unterlagen erfreulich gut, und enge Kurven sind fast ohne Seitenneigung zu bewältigen. Und schliesslich optimiert die Vierradlenkung der getesteten Version Initiale Paris die Wendigkeit, was auch das Manövrieren
erleichtert.
Wenn sich der Espace auch gewandelt hat – seine Qualitäten bezüglich Platzangebot, die ihn ja berühmt gemacht haben, hat er beibehalten. Das Innere wirkt durch die gut aufeinander abgestimmten Materialien hochwertig. Die Ledersitze vorne sind angenehm gepolstert; die hinteren Plätze erreicht man durch breit zu öffnende Türen. Diese drei gleich grossen Sitze sind verschiebbar und bieten eine grosse Beinfreiheit. Gegen einen Aufpreis von 1350 Franken sind zwei versenkbare Sitze erhältlich, die allerdings eher für kurze Fahrten taugen. Wer als Fan dem riesigen Kofferraum des ehemaligen Espace nachtrauert, wird über das neue intelligenten Abklapp-System der Sitze staunen. Auf Knopfdruck lassen sich die Sitze einer um den andern dominoartig zusammenklappen. Trotz aller Neuerungen hält der Espace an Bewährtem fest. So sind viele Fahrassistenzsysteme bereits Grundausstattung, andere als Option zu haben. Gut, man hätte sich einen adaptiven Tempomaten gewünscht, der auch unter 45 km/h noch funktioniert. Aber alles kann man halt nicht haben.
Text: Marc-Olivier Herren