Was der Espace traditionell für die Grossfamilie war, das bedeutete der Scenic seit Markteinführung 1996 für die Kleinfamilie: genug Platz für den Alltag, bequemes Reisen dank ausreichend Stauraum. Und daran ändert sich nichts. Trotz schmissigeren Designs. Trotz des Wechsels von Benzin und Diesel auf Strom. Und trotz des Wandels vom Minivan zum Crossover. Allerdings, ob der Mégane Scénic ab 1996 oder die späteren Versionen von Scénic und Grand Scénic: Sie hatten eine grosse Klappe. Da kann die Heckklappe des elektrischen Scenic (das é fällt mittlerweilen weg) nicht mithalten, der Zugang zum immer noch geräumigen Kofferraum ist deutlich enger geworden. Was im übrigen nicht durch einen Frunk unter der Motorhaube kompensiert wird. Wenig an der Raumgrösse, aber viel am Raumgefühl ändert das Glasdach, Solarbay genannt. Dies lässt sich per Knopfdruck oder Sprachsteuerung von durchsichtig zu lichtundurchlässig verändern, ganz oder in Segmenten nur vorn oder nur hinten.
Grösser ist der Scenic also nicht geworden, in der Beschleunigung aber schneller. Nie zuvor schaffte eine Version des tüchtigen Franzosen den Standardsprint in unter neun Sekunden. Und keiner war stärker. Wobei man sich bei Renault im Motorenwettrüsten zurückhält und 218 PS für ein Familienvehikel als ausreichend erachtet. Die Zurückhaltung habe auch mit Sicherheitsüberlegungen zu tun, wie Guido Haak versichert, Verantwortlicher für die strategische Produktplanung der Renault Group.
Beim Einsteigen wird man von Tonsequenzen aus der Feder des Komponisten Jean-Michel Jarre begrüsst. Der Gang wird an einem Hebel eingelegt, einem von vielen am Scenic-Lenkrad. Das Fahrgefühl ist von beschwingter Leichtigkeit geprägt, dank genügend Power, einer sehr direkten Lenkung, einem nicht zu grossen Wendekreis und wohl auch der Fahrwerksgeometrie. Leichtigkeit vermittelt auch das helle Interieur der Topversion iconic – wenngleich die fast blütenweissen Sitzbezüge Familienväter und -mütter nervös machen könnten.
Text: Daniel Riesen