Die Entdeckung des Innenraums, der mehr an ein Museum der modernen Kunst erinnert als an einen seriösen Toyota, hat auch ihre Wirkung. Das sehr geräumige vordere Abteil nimmt sowohl durch die Sachlichkeit des Armaturenbretts wie auch durch die verschwenderisch eingesetzten weissen Applikationen ein. Zu der in einem Modul in zentraler Position untergebrachten Instrumentierung kommt eine Mittelkonsole hinzu, in der das Infotainmentsystem untergebracht ist. Vorspringend und in schwarzem Klavierlack gehalten, zieht sie den Blick auf sich. Die vorderen Insassen fühlen sich in gut geformten Ledersitzen (Option), natürlich in Weiss, wohl. Mehr ein Lexus- als ein Toyota- Ambiente. Aber auch die hinteren Passagiere fahren angenehm. Ebenso weich bietet die – natürlich weisse – Sitzbank eine Beinfreiheit, die auch einem Oberklasse-Auto gut anstehen würde. Und trotz abfallender Dachlinie ist die Kopffreiheit angemessen. Der Kofferraum ist ausreichend gross, hat eine etwas verschachtelte Architektur, ist aber gut zugänglich, vor allem dank einer riesigen, gut unterstützten Heckklappe. Weniger toll dagegen ist die Variabilität: Keine Fernbedienung zum Umklappen der Sitzbank und im Boden bleibt eine Stufe.
Zurück zur Normalität unter der Haube: Der Antrieb aus einem 1,8-l-Benzinmotor und einem Elektromotor liefert eine Gesamtleistung von 122 PS. Das ist nicht enorm, vor allem die Beschleunigung ist nicht überwältigend. Fans des Prius bemerken aber rasch, dass die beiden Aggregate mehr denn je in perfekter Harmonie zusammenarbeiten. Die Übergänge zwischen elektrischen und thermischen Modi geschehen fast unmerklich. Ausserdem ist der Durchzug kräftig. Auch wenn der Motor bei starker Beschleunigung wegen des stufenlosen Getriebes nach wie vor aufheult, tut er das doch diskreter. Man schätzt die Möglichkeit, im Stadtverkehr elektrisch anzufahren und diesen allerdings ziemlich instabilen Modus häufig zu nutzen. Der Effekt wird an der Tankstelle deutlich. Der Prius IV zeigt sich bei moderater Fahrweise sehr sparsam, wie der Testdurchschnitt von 4.6 l/100 km zeigt.
Bislang machte dieser Hybrid punkto Fahrverhalten nie von sich reden. Das ändert sich mit der vierten Auflage, die erstmals eine Hinterachse mit Doppeldreiecklenkern erhält. Jetzt gefällt der Prius durch die Stabilität seines Fahrwerks. So gerüstet, umrundet er Kurven ohne spürbare Karosseriebewegungen. Und zudem hat die elektrische Lenkung an Rückmeldung und Präzision zugelegt. Auch der Fahrkomfort ist wesentlich besser als früher. Einzig die etwas holperig ablaufenden Niederquerschnittreifen in der Ausstattungsreihe Sol Premium fallen ab. Diese Ausstattungsreihe wirkt mit all ihren Elementen fast überladen. Dank adaptivem Tempomaten, Totwinkelassistent oder Fussgängererkennung geht der Prius IV technisch mit der Zeit. Ebenso beim Head-up-Display, das von der vom Armaturenbrett ausgegebenen Informationsflut entlastet.
Text: Marc-Olivier Herren