Ist es überhaupt nötig, wegzufahren? Wie wäre es stattdessen mit ein paar Micro-Adventures, welche die gewohnter Umgebung in ganz neuem Licht erscheinen lassen. Wer in einer grösseren Stadt lebt, könnte mit Bus oder Tram in wenig bekannte Quartiere fahren, diese erkunden, zu Fuss nach Hause zurückgehen und so den Wohnort anders erleben. Oder den Schlafsack nehmen, sich ein schönes Plätzchen in der Natur suchen und unter dem Sternenhimmel schlafen (Vorher bei der jeweiligen Gemeinde anfragen). Wer noch Ideen braucht, wird auf dem Blog von Alastair Humphreys, dem Erfinder des Micro-Adventures- Konzept, fündig. Zahlreiche Inspirationen finden sich auch auf Instagram unter #microadventures.
Wenn ein Tapetenwechsel absolut notwendig ist, muss es nicht unbedingt ein Ziel sein, das eh schon überlaufen ist. Wo bereits ganze Strassenzüge nur noch aus Airbnb- Unterkünften bestehen, so dass die Bewohner Probleme haben, bezahlbare Wohnungen zu finden. Es gibt so viele tolle Alternativen. Wie wäre es mal mit Triest statt Venedig oder mit Girona statt Barcelona? Inspirationen sind im Internet in Hülle und Fülle vorhanden, da sich zahlreiche Blogger und Online- Magazine dem Thema «anders reisen» verschrieben haben.
Schon mal von der «Grünen Hauptstadt Europas» gehört? Der Titel wird seit 2009 jährlich von der Europäischen Kommission dorthin vergeben, wo die Vereinbarkeit von Umweltschutz und wirtschaftlichem Wachstum vorbildlich gelingt. Warum nicht die Bemühungen dieser Städte mit einem Besuch belohnen? In der Liste finden sich auch eher wenig bekannte Perlen wie zum Beispiel Nijmegen, Ljubljana oder Vitoria-Gasteiz.
Dem Nachhaltigkeitsgedanken in den Bergen haben sich 19 Orte in Österreich, Deutschland, Italien und Slowenien verpflichtet und sich zu den «Alpine Pearls» zusammengeschlossen. Natürlich ist auch die Schweiz vertreten – mit Arosa, Disentis/Mustér, Interlaken und Les Diablerets. Die Gemeinden eint, dass sie gut mit dem öV anzusteuern sind und vor Ort alle möglichen Ziele bequem ohne Auto erreichbar sind, um nur ein paar der Kriterien zu nennen.
Steht der Ferienort fest und kommen ein paar Hotels in die engere Auswahl, könnte ja die Philosophie der Betreiber den Ausschlag geben. Liegt ihnen das Thema Energieverbrauch am Herzen? Wird die Personalvergütung erwähnt? Arbeitet man mit lokalen Produzenten und Handwerkern zusammen? In der Schweiz, Österreich, Deutschland, Italien, Slowenien und Griechenland haben sich 90 Betriebe unter dem Label «Biohotels» zusammengefunden. Sie haben sich verpflichtet, nachhaltig zu wirtschaften, regional einzukaufen sowie Energie- und Abfallkreisläufe umweltfreundlich zu handhaben. Wer gern nach Deutschland reist, sollte auf das Siegel Viabono achten, mit dem umwelt-, klima- und naturfreundliche Hotels- und Pensionen, aber auch Campings, Ferienwohnungen und Jugendherbergen ausgezeichnet sind.
Mit dem Zug kommt man in Europa weit und Fernbus-Unternehmen bedienen ein immer umfangreicheres Streckennetz. Und dann gibt es noch Mitfahrzentralen. Einer der grössten Anbieter in Europa ist Blablacar. Aber auch der TCS hat letztes Jahr zusammen mit dem deutschen ADAC und dem französischen ACA mit ride2go eine Mitfahrzentrale gestartet. Ökologisch sinnvoll, günstig(er) und meist unterhaltsam, weil man zwanglos andere Leute kennenlernt – auf diese Art zu reisen oder andere gegen Bezahlung im eigenen Auto mitzunehmen, bringt nur Vorteile.
Plastikmüll ist ein globales Riesenproblem, zu dem man wirklich nicht weiter beitragen will. Deshalb lieber nachfüllbare Behältnisse für Shampoo und Bodylotion kaufen statt ständig neuer Toilettenartikel in kleinen Reiseset-Grössen. Wer mit wiederverwertbarem Camping-Besteck, Znünibox aus Edelstahl, Stofftasche und Trinkflasche unterwegs ist, vermeidet viel Plastikabfall. Und für Koffeinjunkies lohnt die Anschaffung eines Thermobechers.
In den Ferien oder unterwegs verhält man sich oft anders als im Alltag, doch mit gewissen guten Gewohnheiten, etwa was den Verbrauch von Strom und Wasser angeht, sollte man nicht brechen. Also nicht ewig lang duschen, Lichter stets wieder löschen, Computer oder Fernseher auch mal wieder ausschalten und die Klimaanlage herunter- oder ganz abdrehen, wenn möglich.
Bei Ausflügen in die fremde Natur gelten die gleichen Regeln wie daheim auch: Auf ausgeschilderten Pfaden und Wegen bleiben, um Tiere und Pflanzen nicht zu gefährden. Wer ein bisschen überlegt, kann mit ein paar Verhaltensweisen die lokale Wirtschaft stärken und dazu beitragen, dass möglichst viele etwas vom Kuchen Tourismus abgekommen und nicht nur ein paar wenige, die Macht und Geld bereits in Händen halten:
Wird am Ferienort doch ein Auto nötig, sind Carsharing-Dienste oft Alternativen zu Mietwagenkonzernen und stellen für die Einwohner zusätzliche Einkommensquellen dar. Roadmap Magazine listet Anbieter nach Ländern geordnet auf.