Hybrid nach Honda-Art

Honda zeigt mit einem interessanten Zusammenspiel von Verbrennungs- und Elektromotor, dass in der Autowelt Hybrid nicht gleich Hybrid ist. Im neuen, mit 4,7 m Länge und fast 1,7 m hohen SUV namens CR-V, hat Honda den Antrieb weiterentwickelt. Nicht für mehr Leistung, aber für mehr Effizienz und, im Fall des erstmals angebotenen Plug-in-Hybrids, mehr Anhängelast. Für seinen grössten SUV beschränkt sich Honda antriebsseitig auf zwei Hybrid-Varianten an; es gibt keinen vollelektrischen CR-V, aber auch keinen nur mit Verbrennungsmotor.Vollhybrid (HEV) und Plug-in-Hybrid (PHEV) funktionieren vom Aufbau her identisch, der PHEV hat einfach eine mehrfach grössere Batterie. Das Interessante: Nicht etwa der Verbrennungsmotor ist der Chef, assistiert durch ein Strommotörchen. Im CR-V hat der Antriebs-Elektromotor die Hosen an, der Verbrenner, ein effizienter (Atkinson-Zyklus) 2-Liter-Vierzylinder, ist meist nur Zuarbeiter des elektrischen Kreislaufs. Genauer: Er treibt einen zweiten, kleineren E-Motor an, der als Generator Strom für die Batterie und den Antriebs-Elektromotor liefert.

Diese Motorenfusion beherrschte der CR-V schon bisher, wie auch die Zusatzfunktion, dass sich der Verbrenner bei Autobahntempo über eine Kupplung auch direkt mit der Vorderachse verkoppelt. Gänzlich ohne Zutun des Fahrers, der Antrieb wird elektronisch gesteuert, das Zusammenspiel von Motoren und Getrieben geschieht also automatisch. Neu steht für die kraftschlüssige Verbindung von Benzinmotor zu Radachse eine zweite, kürzere Übersetzung zur Verfügung, sodass der Verbrennungsmotor auch bei Innerortstempo effizient dreht und deshalb direkt mitspielen darf. Und damit zur auf 1500 kg erhöhten Anhängelast des PHEV beiträgt. Da wäre Allradantrieb nicht falsch, doch den PHEV gibt es nur mit Frontantrieb (der Akku im Fahrzeugboden liegt einer Kardanwelle im Weg). Die Option Allrad bietet nur der auf 750 kg Anhängelast beschränkte HEV. Der CR-V ist ein mächtiger SUV, in seiner sechsten Generation nochmals gewachsen. Neben einem 170 Zentimeter hohen Wagen fühlen sich viele Menschen ganz klein, einmal eingestiegen dann aber sehr gross. Die 470 cm Länge werden gut genutzt für viel Bein- und Kopffreiheit auch in der zweiten Reihe sowie einem riesigen Kofferraum (579 bis 1710 Liter) – leicht weniger beim HEV, dessen 1,06-kWh-Batterie etwas Raum stibitzt. Die Zuladung beträgt in allen Varianten über 500 kg. Das adaptive Fahrwerk wiederum kriegt nur der PHEV. Es ist also nicht ganz unkompliziert mit dem neuen CR-V.

Das bei nicht konstanter Fahrt beinahe dauernd wechselnde Zusammenspiel der Antriebseinheit geschieht diskret und für die Passagiere meist unbemerkt. Die Hybrid-Logik von Honda lässt den Verbrennungsmotor nie aufheulen, wie man es von Systemen mit CVT-Getrieben kennt. Der neu bis 14’500/min (bisher 13'000/min) drehende Antriebs-Elektromotor erlaubt ein auf 195 km/h gesteigertes Topspeed. Dass der E-Antrieb das Zentrum des gesamten Systems darstellt, sieht man auch daran, dass dessen Maximalleistung (184 PS) der maximalen Systemleistung entspricht. Zum Sprintwunder wird der 1750 kg (PHEV: 1916 kg) schwere SUV damit nicht, der 0-100-Wert von 9,0 s deutet aber ausreichend souveränes Vorankommen an. Was sich auf einer ersten Probefahrt auch bestätigt. Landstrasse, Autobahn, gelegentliche Überholmanöver, alles geht angenehm von der Hand und wird den Ansprüchen an einen Familien-SUV bestens genügen. Nicht verifizieren liessen sich beim Probegalopp rund um Porto (P) die Verbrauchswerte. Die HEV notieren gemäss WLTP 5,9 Liter (Frontantrieb) respektive 6,7 Liter pro 100 Kilometer für den Allradler. Der PHEV soll es rein elektrisch bis zu 82 Kilometer weit schaffen, so dass auf 100 km nur noch 0,8 Liter Benzin benötigt werden. Die Ladeleistung beträgt nur 6,8 kW; ausreichend für zuhause oder im Büro, wenig hilfreich hingegen auf Langstrecke.

Text: Daniel Riesen
Fotos: Honda