Der Hund hebt leicht den mächtigen Kopf, als sein Herrchen zwei grosse Platten zum Tisch trägt. Auf der einen befindet sich eine Tarte aux herbes. Auf der anderen locken korsische Wurstwaren. An Lonzu und Coppa hätte auch der Cane Corso seine Freude. Zu den Speisen serviert Antoine Guelfucci mit dem Sciaccarellu den passenden Rotwein. Es ist nach einem Cake mit Zucchetti und Beignets mit Brocciu bereits der dritte Gang. Die Gäste, drei Paare aus Deutschland, eines aus Quebec, unterhalten sich angeregt auf Französisch und Englisch. Sie geniessen den Abend auf der Terrasse mit Blick in die Rebberge, das Essen – Gemüse und Früchte kommen frisch von den eigenen Feldern – und natürlich den Wein. Auch dafür ist die exzellente Köchin Marina Guelfucci zuständig. Ihr Mann, seit 34 Jahren Landwirt mit Leib und Seele, unterstützt sie mit Rat und Tat bei der Pflege der Reben. Die Abendessen, die sie jeden Mittwoch in ihrem zart hellblau gestrichenen, 200 Jahre alten Gutshaus am Rand von Corte abhalten, sind beliebt. Um zum köstlichen Essen von Marina perfekt passende Tropfen anbieten zu können, beschloss das Paar, selbst Reben zu pflanzen. Marina liess sich im Bereich Önologie ausbilden, und seit zehn Jahren existiert nun ihr Weingut. Gerade stellen sie auf Bioanbau um. Nach der jährlichen Produktion gefragt, antwortet Antoine: «Es geht uns nicht so sehr um die Anzahl der Flaschen. Wir machen so viel Wein, wie wir benötigen. Finden bestimmte Sorten oder Cuvées viel Anklang, konzentrieren wir uns darauf.» Und weist daraufhin, dass das grösste Weinanbaugebiet Korsikas bis 1934 in und um Corte lag.
Das wissen vermutlich nicht viele der zahlreichen Besucher, die um die Place Gaffory schlendern und ehrfürchtig zur auf dem Felsen gelegenen Zitadelle hochschauen: Der alte Teil der Stadt mit den engen Gassen, den trutzigen Häusern und üppig begrünten Fassaden entstand, als noch die Seerepublik Genua über die Insel herrschte. Damals reichte Corte nur bis zum heutigen Cours Paoli, benannt nach dem berühmtesten Freiheitskämpfer der Insel. Pasquale Paoli rief 1755 die Unabhängigkeit aus, führte Korsika wie einen Staat, ernannte Corte zur Hauptstadt und gab den Bewohnern eine demokratische Verfassung. Die USA erhielten ihre erst 1787. 1765 gründete er in Corte noch eine Universität. Allerdings verlor die Stadt an Bedeutung, als die Korsen 1769 bei Ponte Novu den Franzosen unterlagen, denen die Insel mittlerweile gehörte.
«Grossen Aufschwung brachte 1981 die Wiedereröffnung der Universität, die dazu führte, dass viele junge Leute vom Festland zurückkehrten», sagt Gabriel de Jager. Der Historiker ist halb Korse, halb Niederländer und weiss so ziemlich alles über Korsika und die Stadt Corte, wo die Hälfte der rund 7600 Einwohner Studenten sind. Auch schon in den 1970ern habe der Versuch des französischen Staates, auf der Insel Massentourismus und landwirtschaftliche Grossbetriebe zu etablieren, Korsen wieder vermehrt auf ihre Insel kommen und ihre alten Traditionen neu entdecken lassen, erklärt de Jager. Er lebe bewusst im Inneren der Insel weil es da noch authentisch sei, während die Orte an der Küste oft schnell gewachsen seien. «In Corte und Umgebung sind die Leute herzlich, offen und hilfsbereit. Jeder kennt hier jeden.»
So ist es auch bei Guelfuccis. Was sie nicht selbst ernten oder herstellen, beziehen sie von Leuten, mit denen sie bekannt sind. Den von Korsika nicht wegzudenkenden Brocciu kaufen sie bei François Bienfait. Der 57-Jährige hält etwa zwanzig Minuten ausserhalb von Corte auf seinem Hof 120 Schafe. Sie dürfen tagsüber auf sechzig Hektaren Land weiden, wo sie wollen. Sein Handwerk lernte der in sich ruhende Mann von seinem Paten, der es wiederum von seinen Vorfahren lernte. Nach Anmeldung darf man François, der auch ein hervorragender Koch ist, dabei zusehen, wie er den «König der korsischen Käse» herstellt. Der Brocciu ist eine Art Frischkäse, der aus der Molke von Schaf- oder Ziegenmilch, die beim Käsen anfällt, gemacht wird. Neunzig Minuten dauert die Herstellung, für die viel Erfahrung nötig ist. Der Moment, in dem die Milch zur Molke kommt, bestimmt die Qualität des Brocciu. Daneben stellt er noch anderen köstlichen Käse her. Auch Sohn Florent, 28, will nichts anderes machen. Er hat in Bordeaux ein landwirtschaftliches Gymnasium besucht und hilft morgens dem Vater. Danach verkauft er den Käse und andere feine Sachen in seinem Laden U Casgile im alten Teil von Corte.
Brot und Gebäck kaufen die Bienfaits und die Guelfuccis wiederum bei Edmond Casanova. Der 49-Jährige betreibe die beste Bäckerei von Korsika, heisst es. Wer seine Migliacci, gesalzene Hefebrötchen mit Ziegen- oder Schafkäse, oder die Falculelle aus Brocciu, Eigelb, Zucker und Mehl mit Zitrusaromen probiert hat, stimmt dem zu. Und da wäre noch die Glace nur aus natürlichen Zutaten … Schön, dass auch hier die Kinder den Betrieb weiterführen.
Die Immortelle ist auf Korsika allgegenwärtig. Wächst sie allein, ist sie unscheinbar. Erst in der Masse beeindruckt sie mit ihrem satten Gelbton. Auch als Italienische Strohblume oder Currykraut bekannt, wird sie in der Küche verwendet. Ihre wahren Kräfte aber entfaltet sie als Heilpflanze. «Die Immortelle ist wirksam bei blauen Flecken und bei der Wundheilung kleinerer Verletzungen, sie fördert die Durchblutung und die Zellenregeneration», sagt Unternehmer Pierre-Louis Antoniotti. Sie sei sehr gut erforscht und gelte als ähnlich wirksam wie Arnika.
Wer sich von Corte aufmacht ins 34 Kilometer entfernte Castifau, kommt kurz vor dem Ziel an so manchem gelb wogenden Feld der Antoniottis vorbei. Pierre-Louis gab seinen Job als Radiojournalist im belebten Bastia auf, um mit seinem Vater Jean-François die Firma Tesoru di Machja zu gründen. Seit 2020 stellen die zwei Männer wertvolles Öl aus Immortellen her. Abnehmer sind Apotheken auf Korsika und dem französischen Festland, Labore und Grossisten weltweit, die aus dem Rohstoff ihre eigenen Produkte machen. Korsinnen geben gern etwas Öl in Haut- und Augencremen, denn der Immortelle werden auch regenerierende Eigenschaften nachgesagt. «Sie wird viel in der Kosmetikindustrie eingesetzt», bestätigt Pierre-Louis Antoniotti, der weiter Hersteller von Aromatherapieprodukten zu seinen Kunden zählt. Der Duft der gelben Alleskönnerin gilt als beruhigend. Wer die kleine Firma nach Voranmeldung besucht, kann sich im Minishop vor Ort mit Bodylotion und anderen Artikeln mit Immortellenöl eindecken, um die Wirkung gleich selbst zu erproben.
immortellecorsebio.com
Die Reportagen waren möglich dank Einladung der Agence du Tourisme de la Corse.
Text und Fotos: Juliane Lutz
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Reise-Check
Anreise:
Direktflüge Genf–Ajaccio oder Fähren, z. B. ab Nizza, Toulon, Genua, Livorno.
Essen/Trinken:
Casa Guelfucci, Corte, Gästezimmer und Weindegustation mit Essensbegleitung (nach Voranmeldung).
osteria-di-l-orta.com
U Campanile, Place Gaffory, Corte, korsische Spezialitäten.
Pâtisserie Casanova, 6, Cours Paoli, Corte.
Wohnen:
Hotel Dominique Colonna, Corte. Die charmante Frankokanadierin Nataly Colonna führt das am Restonica gelegene wunderschöne Haus mit Pool und Terrasse über dem Fluss. Ideal für Erholungssuchende.
dominique-colonna.com
Ferme Bienfait, Campingplätze, auf Anfrage kocht François Bienfait.
rosa.djabella@orange.fr
Hotel U Castellu, Vizzavona, sympathisches Hotel im Wald zwischen Ajaccio und Corte, gutes Essen.
hotel-ucastellu.fr
visit-corsica.com
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