Für den Test wurden die schweizweit meistverkauften E-Trottinette von Online-Händlern und Grossverteilern recherchiert und 10 vielverkaufte Fahrzeuge oder interessante Neuerscheinungen zum Preis von unter 500 Franken miteinander verglichen.
Testergebnis: Rangliste preiswerte E-Trottinetts
Bewertung | Modell | Preis in CHF (Stand 01.11.2024) |
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Sehr empfehlenswert (63%) | Segway Ninebot E2 Pro D | 319.- |
Sehr empfehlenswert (61%) | Landi Street III | 399.- |
Empfehlenswert (59%) | VMAX VX5 ST | 479.- |
Empfehlenswert (58%) | Niu Kqi 2 Pro | 400.- |
Empfehlenswert (54%) | BTWIN MD500E | 399.- |
Empfehlenswert (53%) | Xiaomi 4 Lite, 2. Gen | 300.- |
Empfehlenswert (52%) | Soflow SO One | 420.- |
Empfehlenswert (52%) | Navee V40 | 450.- |
Empfehlenswert (48%) | Ocean Drive E9 10 | 367.- |
Nicht empfehlenswert (10%) | Hezzo HS-04 PRO | 468.- |
E-Scooter: Preiswert aber mit Qualitätsunterschieden
Im Vergleich zum TCS-Test an E-Trottinetten von 2023 von Fahrzeugen im Preisbereich zwischen 500 und 2000 Franken zeigen sich deutliche Unterschiede in der Qualität. Nur gerade zwei Fahrzeuge erreichen in diesem Test knapp die Bewertung «sehr empfehlenswert».
Testverfahren
Die Fahrzeuge wurden alle auf dem Zweirad-Prüfstand im TCS Test Lab in Ittigen aufgespannt, von acht Laienfahrern in einem Praxistest und von Experten in weiteren Fahr- und Bremstests bewertet.
Resultate
Testsieger ist der Segway Ninebot E2 Pro D. Es ist ein relativ sicheres E-Trottinett und überzeugt mit der zweitgrössten Spitzenleistung von knapp 500 Watt. Diese Leistung ermöglicht nicht nur eine starke Beschleunigung, auch am Hang schafft es selbst ein Fahrer mit 90 kg eine Steigung von 15 % hochzufahren. Gegen Diebstahl verfügt das Fahrzeug neben einer in der App einstellbaren Wegfahrsperre zusätzlich über die Möglichkeit, sich mit Apple "Wo Ist?" zu verbinden. Der breite Lenker verleiht dem E-Trottinett eine grosse Fahrstabilität, bei entsprechend eingestellter Rekuperation fährt es sich praktisch ohne Einsatz der Bremse.
Das E-Trottinett Street III von der Landi verfügt mit über 40 km über die grösste Reichweite und mit über 500 Watt auch über die grösste Spitzenleistung, womit auch grössere Fahrer problemlos eine Steigung von 15 % bewältigen können. Für längere Fahrten ist der einschaltbare Tempomat sehr praktisch.
Der VMAX VX5 ST ist der Sieger des Praxistests mit Laienfahrern und verfügt über eine gute Beschleunigung und viel Kraft am Hang. Der breite Lenker verleiht dem Fahrzeug ein stabiles Fahrgefühl, mit den Ergo-Griffen und dem zuschaltbaren Tempomaten sind auch längere Fahrten recht komfortabel.
Der Niu Kqi 2 Pro ist ein sehr solides Fahrzeug mit relativ grosser Reichweite und guter Beschleunigung. Sein Trittbrett ist mit Sandpapier ausgestattet, womit der Grip zwar etwas besser ist als bei den Konkurrenten, sich aber die Frage stellt, wie sich dieser Belag abnutzt. Die Stärke der Rekuperation lässt sich in der App einstellen.
Der Hezzo HS-04 PRO ist nicht nur ein unsicheres, sondern auch ein illegales Fahrzeug. Aliexpress versäumt es darauf hinzuweisen, dass das Fahrzeug in der Schweiz mit seiner Maximalgeschwindigkeit von 25 km/h nicht legal auf öffentlichen Strassen gefahren werden darf.
Antriebssystem, 30%
Insgesamt klar am besten schneidet auf dem Prüfstand das E-Trottinett Street III ab. Es verfügt mit 40 km über die grösste Reichweite und mit 506 Watt über die grösste Spitzenleistung. Alle anderen getesteten Trottis sind von der Reichweite her in einem Bereich zwischen 14 und 25 Kilometern. Bei Fahrzeugen mit deutlich unter 20 Kilometern Reichweite stellt sich dabei die Frage, wie alltagstauglich diese bei, mit dem Alter abnehmenden Reichweiten und allenfalls im Winter noch sind.
Die Spitzenleistungen unterscheiden sich ebenfalls sehr signifikant. So hat das Xiaomi eine Spitzenleistung von knapp 250 Watt, während das nächstschwächere Fahrzeug, das Hezzo bereits 324 Watt Leistung erreicht. Die zur Verfügung stehende Leistung entscheidet darüber, ob steile Anstiege ohne mittreten überwindbar sind und auch, welchen Fahrspass die Fahrzeuge bereiten.
Der Energieverbrauch pro Kilometer liegt durchschnittlich bei rund 15 Wh, was ungefähr einem Zehntel des Energieverbrauchs eines elektrischen Autos entspricht.
Die Geschwindigkeitsanzeige ist zwar nicht vorgeschrieben, wenn aber eine angebracht ist, sollte diese auch korrekt funktionieren, was beim Ocean Drive und beim Hezzo nicht der Fall ist. Geschwindigkeiten über 20 respektive 25 km/h werden nicht angezeigt.
Rechtlich nicht zulässig ist eine Maximalgeschwindigkeit von über 22 km/h. Das E-Trottinett Hezzo HS-04 Pro hält diese Vorgabe nicht ein, ist somit nicht legal auf der Strasse fahrbar und wurde entsprechend auf nicht empfehlenswert abgewertet. In einer ersten Messung ebenfalls eine zeitlich begrenzte, zu hohe Maximalgeschwindigkeit wurde beim Soflow gemessen. In der Verifizierung der Messung an zwei weiteren Fahrzeugen konnte die zu hohe Maximalgeschwindigkeit nicht mehr detektiert werden, womit der Soflow SO One trotz bei einem Fahrzeug zu hoher Maximalgeschwindigkeit, nicht abgewertet wird.
Handhabung, 20 %
Bei der Handhabung der unterschiedlichen E-Trottinette gibt es grosse Unterschiede.
Tipp: Achtet beim Kauf von E-Trottinetten auf die Reparierbarkeit! Ein Nagel ist bei Luftreifen schnell eingefahren. Wenn da der Ansprechpartner für eine Reparatur fehlt, kostet das Nerven und kann im Schlimmsten Fall zum Totalschaden des Fahrzeugs werden. Bei online gekauften E-Trottinetten sollte die Originalverpackung für allfällige Rücksendungen aufbewahrt werden.
Ausstattung, 10 %
Insgesamt haben alle Fahrzeuge bei der Ausstattung positive und negative Aspekte, was dazu führt, dass die Unterschiede relativ gering sind.
Tipp: Wichtig vor einem allfälligen E-Trottinett-Kauf ist zu wissen, wie das Einsatzgebiet des Fahrzeugs sein wird. Kommt dieses nur für kurze Strecken und gelegentlich auch im ÖV zum Einsatz, ist der Ocean Drive mit seiner guten Tragbarkeit empfehlenswert. Wird das Trotti nur selten getragen und legt dafür auch mal etwas grössere Strecken zurück, ist man mit einem E-Trottinett Street III deutlich leistungsstärker unterwegs und muss durch die grössere Reichweite auch seltener Laden.
Fahreigenschaften, 20 %
Die Fahreigenschaften von E-Trottinetten sollten vor einem allfälligen Kauf sorgfältig angeschaut werden.
Sicherheit, 20%
Die Sicherheit von E-Trottinetten im Strassenverkehr ist insgesamt nicht berauschend. Viele andere Verkehrsteilnehmer reagieren aggressiv auf das 20 km/h langsame «Hindernis». Dass es sich bei E-Trottis rechtlich um Leicht-Motorfahrräder (E-Bikes) handelt, welche denselben Regeln unterstellt sind, wissen viele Verkehrsteilnehmer und manchmal sogar E-Trottinettfahrer nicht.
Fazit
E-Trottinette sind mit 20 km/h grundsätzlich sehr langsame Fahrzeuge, welche auf der Strasse ein Hindernis für Autos und den Schwerverkehr darstellen können und auf den Fahrradwegen sogar von 25 km/h E-Bikes und Velos als Hindernis wahrgenommen werden. Wie E-Bikes gehören E-Trottinette grundsätzlich auf die Strasse, wenn vorhanden muss die Veloinfrastruktur genutzt werden. Auf dem Trottoir darf das E-Trottinett nicht gefahren werden.
Qualität
Im Vergleich zum TCS-Test an E-Trottinetts von 2023 von Fahrzeugen im Preisbereich zwischen 500 und 2000 Franken zeigen sich deutliche Unterschiede in der Qualität. Nur gerade zwei Fahrzeuge erreichen in diesem Test knapp die Bewertung «sehr empfehlenswert». Keines der E-Trottinette überzeugt in allen Bewertungskriterien. Der Testsieger von Segway hat bereits nach ca. 100 Kilometern im Test etwas Spiel im Lenkkopflager, beim zweitplatzierten E-Trottinett Street III von der Landi fehlt die App und somit eine Wegfahrsperre komplett. Der Test zeigt aber auch, dass der Markt von günstigen E-Trottinetten sehr viele ähnliche Produkte beinhaltet, bei welchen man zum Teil sogar vermutet, dass diese aus derselben chinesischen Fabrik stammen (z.B. Ocean Drive und Hezzo).
Reichweite
Die grössten Unterschiede sind dabei bei den Spitzenleistungen und den Akkukapazitäten, sprich den Reichweiten festzustellen. Letztere bewegen sich im aktuellen Test zwischen 14 und 40 Kilometern.
Sicherheit
Grundsätzlich zwiespältig ist das Thema Sicherheit. Viele Fahrzeuge verfügen über sehr gute Scheinwerfer mit guter Ausleuchtung der Fahrbahn im Dunkeln. Bei den Bremsen existieren im Test nur zwei Grundkonzepte: Fahrzeuge mit Vorderradantrieb rekuperieren auf dem Vorderrad und haben hinten eine Scheibenbremse verbaut, Fahrzeuge mit Hinterradantrieb rekuperieren hinten und verfügen vorne über eine Trommelbremse. Beide Systeme sind oftmals eher schwach, dafür besteht bei keinem der Fahrzeuge das Risiko bei einer unkontrollierten Vollbremsung über den Lenker zu fliegen.
Fahrkomfort
Bei keinem der Testfahrzeuge ist der Fahrkomfort gut, um damit längere Strecken über Pflastersteine zu fahren. Federelemente sucht man vergebens und mit den maximal 10 Zoll grossen Reifen, werden Schläge nur sehr marginal gedämpft.
Reparatur
Bei den hier getesteten Fahrzeugen bis 500 Franken stellt sich die Frage, wie und zu welchem Preis ein Schaden am Fahrzeug repariert werden kann. Da inklusive Transport und Rücktransport auch die einfachste Reparatur schnell weit über 100 Franken kostet, werden online gekaufte E-Trottinette in der Preisklasse bis 500 Franken schnell zu Wegwerfartikeln. Etwas grösser ist die Reparaturwahrscheinlichkeit bei E-Trottinetten, welche bei physisch vorhandenen Läden gekauft wurden.
Empfehlung der TCS-Experten