Blickt man einige Jahre in die Markengeschichte zurück, relativiert sich das Bild. Selbst inklusive Winterkomplettradsatz und Garantieverlängerung kostete Ende 2017 die Topversion des Duster weniger als heute die Einstiegsvariante. Der allradbetriebene Testwagen war bei der Inverkehrsetzung 29 440 Franken wert, gemäss Onlinekonfigurator sind inzwischen weitere 500 Franken dazu gekommen. 30 000 Franken für einen Dacia, das ist neu.
Plastik ist nicht gleich Plastik
Freilich ist der Mehrwert ebenfalls augenfällig. Gross für einen Kompakt-SUV, stämmig und selbstbewusst wirkt der dritte Duster von aussen, gefällig, robust und solide verarbeitet im Innern. Altbacken wirkt hier nichts mehr. Gewiss ist Hartplastik omnipräsent, aber stimmig koloriert und mit haptisch angenehmer Textur. Zumal es Büezer und Offroad-Freaks mögen, wenn das Arbeitsgerät Dreck verträgt. Up to date, wenngleich mit einer Prise rumänischer Genügsamkeit, sind die Bildschirme gestaltet. Der Fahrerbildschirm ist – ein wenig – konfigurierbar und gefällt mit schnörkelloser Grafik. Das Zehnzoll-Display für Infos und Fahreinstellungen ist kein Glanzstück, dank reduzierter Optionen aber einfach zu bedienen. Fürs Klima gibt es eine Tastenleiste darunter.
Der Duster ist mit Vollhybrid und damit mit Getriebeautomatik zu haben; dann allerdings nur als Fronttriebler. Beim AllradDuster mit Handschaltung taugt der kurz übersetzte erste Gang nur als reiner Anfahrgang. Folge: Geschmeidige Gangwechsel für die Beschleunigung bis in den vierten Gang (für Tempo 50) bedürfen hoher Konzentration oder die Fuss-Fuss-Koordination eines Rallye-Champions. Wichtiger Trost: Der Motor ist äusserst genügsam.
Apropos Geländefähigkeiten
Mittig gesperrt
Der Dacia Duster ist in einer Allradvariante erhältlich, das wohl wichtigste Kriterium für die Geländetauglichkeit eines Autos. Dazu lässt sich über ein Mittendifferenzial die Kraftverteilung zwischen Vorder- und Hinterachse blockieren, je nach Situation von Vorteil. Eine Sperre am Achsdifferenzial hat der Duster hingegen nicht.
Wasserscheu?
Die unter den Rückspiegeln angebrachten Zierelemente symbolisieren Schnorchel von «ernsthaftem» Geländefahrzeug, um auch in tiefer Furt noch Luft (und nicht Wasser) ansaugen zu können. Beim Duster (Bodenfreiheit 217 mm) sind es eben nur Symbole, er muss sich mit 400 mm Wattiefe begnügen.
Diverse Winkel
Schadfreies Kraxeln durch steile Hänge gelingt schadenfrei nur dank passender Konstruktion von Front und Heck. Wie viel es verträgt, definieren die Böschungswinkel. Beim Dacia Duster betragen sie maximal 31 Grad vorn und 36 Grad hinten. Das sind respektable Werte. Dazu verträgt er Neigungswinkel bis zu 24 Grad. Das fühlt sich schräger an, als es sich liest!
Text: Daniel Riesen