Der Microlino ist aufs Wesentliche reduziert: Platz für zwei Personen und den Wochenendeinkauf, schnell genug für Stadtund Ausserortsfahrten. Der beinahe einzige Luxus: Die nach vorn aufschwingende Tür gehorcht auf Knopfdruck. Elegantes Ein- und Aussteigen erfordert ein Minimum an Geschicklichkeit. Nach dem Entern dreht man sich um die Achse, ergreift die Schlaufe an der Tür und gleitet, von dieser gebremst, sanft auf die Sitzbank und schliesst so zugleich die Tür.
Die Sitzposition ist gefühlt hoch. Und nahe an der Frontscheibe. Gut für die Übersicht. Allerdings fühlt man sich ausgestellt. Die ersten Radumdrehungen erzeugen ein Brummeln aus dem Antriebsstrang, doch dann pfeift man elektrisch voran. Zunächst bleibt der Sound im erwartbaren Rahmen. Beschleunigen und Bremsen mittels Rekuperation erzeugen aber schon im Innerortsbereich mehr Lärm als erhofft. In Sachen Dämmung ist weniger halt wirklich weniger.
In der Stadt bewegt sich der Microlino wie ein Fisch im Wasser, auch wenn der Wendekreis grösser ausfällt als erwartet. Richtungswechsel und Kreisverkehre erzeugen Glücksmomente. Durch die eher stramme Lenkung und das straffe Fahrwerk fühlt man sich aktiv ins Geschehen involviert. Tempo 50 fühlt sich wie 80 an. Will man wirklich so schnell vorwärts, schwillt das Pfeifen des Antriebs in Tonhöhe und Lautstärke auf kritisches Niveau an.
Zurück in der City ist die Parkplatzsuche ein Vergnügen. Und ist der Microlino mal schmutzig, ist das Nichtauto im Nu gereinigt und trocken gerubbelt. Hier ist weniger ebenfalls weniger (Arbeit). Oft in der Geschichte fortschrittlicher Produkte scheitern hehre Ideen an der harten Realität bisheriger (Kauf-)Gewohnheiten. Doch vielleicht haben sich die Zeiten ja wirklich geändert. Die Ingenieursleistung der Microlino-Macher und ihre unternehmerische Mut hätten den Erfolg verdient.
Text: Daniel Riesen