Der Fortschritt ist auch technologisch spürbar. Angefangen beim Elektromotor mit 150 PS (+42 PS) und der Batteriekapazität von 40 kWh (+16 kWh). Damit flirtet der Nissan Leaf mit GTI-Beschleunigung. Der Leaf klebt dank günstiger Gewichtsverteilung durch die mittig eingebauten Akkus regelrecht auf der Strasse – was den Fahrer dazu verleitet, auf kurvenreichen Strecken Spass zu haben. Doch ein Blick auf die digitale Anzeige, und die Begeisterung sinkt im gleichen Masse wie die schwindende Reichweite. Das bevorzugte Einsatzgebiet des Leaf bleibt die Stadt; und neuerdings auch mittlere Distanzen. Dort spürt man die Gelassenheit dieses Autos, das sich beim leichtesten Gasstoss surrend in Bewegung setzt. Ein ziemlicher Kontrast zum Piepen beim Einlegen des Rückwärtsgangs. Für Komfort sorgt die Motorenbremse, die sofort beim Anheben des Gaspedals einsetzt. Auf die Bremse kann man also getrost verzichten. Mehr Gelassenheit geht nicht.
Autonomie zur Überwachung
Der einzige Stress an Bord des Leaf wird durch die Reichweite generiert. Im Agglomerationsverkehr, wo die mittlere Reichweite von 234 km kein häufiges Aufladen verlangt, stellt diese kein Problem dar. Schwieriger wird es, wenn man eine Reise von Bern nach Genf unternehmen will. Schon bei einer Geschwindigkeit von 120 km/h sinkt die Reichweite beträchtlich und man tut gut daran, zügig eine Chademo-Schnellladestation zu finden. Ansonsten ist es empfehlenswert, den Leaf einen halben Tag an der normalen Steckdose aufzuladen. Dass das Navi an das Ladenetz gekoppelt ist und Auskunft über die nächstgelegene Ladestation gibt, ändert daran nichts. Doch das macht diesen gut ausgestatteten Leaf nicht minder attraktiv. Zumal der Preis um etwa zehntausend Franken geschmolzen ist.
Text: Marc-Olivier Herren
Bilder: Emanuel Freudiger
Karosserie
Die zweite Generation des Leaf wirkt dynamischer und attraktiver. Die Kofferraumkapazität liegt innerhalb der Norm. Schade, dass der Zugang durch eine hohe Ladekante behindert wird und die Modularität nicht weiterentwickelt wurde. Grosser Wendekreis.
Innenraum
Der Innenraum ist modern und von hoher Qualität. Das Infotainment-System lässt sich intuitiv bedienen und verfügt über alle üblichen Funktionen. Keine Längsverstellung des Lenkrades.
Komfort
Der Fahrkomfort ist gut. Der Geräuschpegel des Elektroautos ist bei niedrigem Tempo typischerweise minimal. Bei Autobahngeschwindigkeiten sind Rollgeräusche und aerodynamische Geräusche stärker ausgeprägt. Der Komfort leidet etwas unter der straffen Federung.
Die gut ausgestattete Version Tekna beinhaltet Navi, Klimaanlage, Wärmepumpe, adaptiver Tempomat und Rückfahrkamera. Dazu gesellen sich Optionen wie LED-Scheinwerfer, Panoramakamera, Lederbezüge. Das hervorragende Preis- Leistungs-Verhältnis profitiert von den niedrigen Energiekosten und den grosszügigen Garantieleistungen. Allerdings sind die Wartungskosten nicht so günstig wie von einem Elektroauto erwartet.
Fahreigenschaften
Die Fahrwerksabstimmung ist durchaus gelungen, aber straff. Die Lenkung vermittelt gute Rückmeldung. So ist das Auto auch in rasch gefahrenen Kurven gut beherrschbar.
Sicherheit
Notbremsfunktion mit Fussgängererkennung, Totwinkel-Assistent und aktiver Spurhalteassistent sind Serie. 37,2 Meter Bremsweg sind guter Durchschnitt.
Motor und Antrieb
Sowohl die Durchzugskraft als auch die Beschleunigung sind hervorragend. Allerdings ist der Vortrieb ab 100 km/h deutlich schwächer. Das hohe Drehmoment ist sofort verfügbar und verursacht Traktionsprobleme auf nasser Fahrbahn.
Verbrauch
Der durchschnittliche Verbrauch des Nissan Leaf betrug im Test 17,1 kWh/100 km und die Reichweite belief sich auf 234 km. Dies ist in städtischen Gebieten ausreichend, für längere Fahrten ist man aber auf Schnellladestationen angewiesen (80% Ladung in 40 Minuten), da das Aufladen an einer Haushaltssteckdose etwa 24 Stunden dauert.