Und so tritt der Flaggschiff-SUV von Škoda in zweiter Generation mit dem 193 PS starken Zweiliter-Turbodiesel, Allradantrieb und mächtiger Drehmomentkelle zum TCS-Test an. Die ab 1750/min verfügbaren 400 Newtonmeter Drehmoment sind es, die das Fahrerlebnis des tschechischen Hünen prägen. Bei Konstantfahrt reichen gemütliche 1500 Umdrehungen, auf der Autobahn 2000. Der flüssige Wechsel von Tempo 50 auf 80 oder auch von 100 auf 120 gelingt binnen kurzer Sekunden bei 2200 bis 2500/min, und schnell schaltet die geschmeidige Siebengang-Doppelkupplungsautomatik zurück vom Galopp in den Trab. Dabei dringen wenige Geräusche in den Innenraum. Nur Kaltstart mögen auch moderne Diesel nicht, da brummt der Bär eine oder zwei Minuten. Vibrationen? Gedämmt, aber fühlbar in der Beschleunigung.
Wer Vorbehalte hat gegenüber dem Diesel und den Kodiaq doch mit 4×4 fahren möchte, greift zum 204 PS starken Zweiliterbenziner, das 4×4-Topmodell RS mit 195 Kilowatt (265 PS) folgt im Frühling, derweil Sparsame zu Mildhybrid oder Plug-inHybrid (PHEV) greifen, der dank grosser Batterie rein elektrisch bis zu hundert Kilometer schafft. Beide Benzinhybride bescheiden sich allerdings mit Vorderradantrieb.
Drei Knöpfe und ein Halleluja
Der Škoda Kodiaq ist ein Konzernauto, u. a. eng verwandt mit dem (kleineren) VW Tiguan und dem (ähnlich grossen) VW Tayron. Eigene Akzente lassen sich trotzdem setzen, zum Beispiel mit drei zentral angeordneten Dreh-/Druckknöpfen. In diesen Smart Dials konzentriert Škoda die gesamte Klimabedienung auf wenige Elemente. Dank haptischer Rückmeldung ist man weniger abgelenkt als beim Ertasten von Funktionen auf einem Touchscreen. Hat dank digitaler Mehrfachbelegung dennoch einen grossen Funktionsumfang zur Hand. Smart halt.
Apropos Heimvorteil Tschechien
Gebaut in CZ
Das Hauptquartier der tschechischen Traditionsmarke Škoda (als Laurin & Klement gegründet) steht in Mladá Boleslav, eine Autostunde von Prag entfernt. Der Kodiaq wird in einem weiteren Werk produziert, in Kvasiny, im Osten der Tschechischen Republik (CZ). Bis zu 410 Kodiaq laufen dort täglich vom Band.
Gebaut zu tiefen Kosten
Die heimische Produktion sei innerhalb des VolkswagenKonzerns ein enormer Standortvorteil, vorab bezüglich der Kosten. Das sagt Škoda-Chef Klaus Zellmer in einem Podcast von «Moove». Die Löhne seien tiefer, die Energiekosten – besonders im Vergleich zum VW-Stammland Deutschland – ebenfalls, und in Sachen Bürokratie «arbeiten wir befreiter».
Gebaut mit Gewinn
Die hohe Wettbewerbsfähigkeit münzt Škoda in gute Ergebnisse um. In Europa liegt der einstige Underdog inzwischen auf Rang 4 der Zulassungsstatistik, in der Schweiz stehen die Tschechen gar auf Rang 3. Mit Octavia, Enyaq, Kodiaq usw. lässt sich Umsatz bolzen und Geld verdienen. Im ersten Halbjahr 2024 betrug die operative Rendite 8,4 Prozent. Volumenhersteller feiern sonst schon bei der Hälfte.
Text: Daniel Riesen