Immer mehr Personen in der Schweiz fahren ein Elektrofahrzeug. Die dazu benötigte Ladeinfrastruktur wird ebenfalls stetig ausgebaut. Um an einer öffentlichen AC-Ladestation laden zu können, wird oft ein eigenes Typ 2 Ladekabel benötigt. Diese Kabel kommen in verschiedenen Längen, Farben und Formen daher. Ebenfalls gibt es Ausführungen für eine Ladeleistung bis zu 22kW.
In ihrer Grundfunktion – dem Übertragen von Strom – funktionieren sie alle identisch, doch wie sieht es dabei aus mit der Effizienz? Gibt es allenfalls andere Aspekte, welche bei der Wahl des Kabels berücksichtigt werden sollten? Mit diesen Themen beschäftigt sich dieser Test.
Bewertung | Marke | Preis [CHF] |
---|---|---|
Sehr empfehlenswert (74%) | Keba | 299 |
Sehr empfehlenswert (70%) | EM2GO | 230 |
Sehr empfehlenswert (69%) | Phoenix Contact | 255 |
Sehr empfehlenswert (67%) | Roline | 186 |
Sehr empfehlenswert (67%) | Harting | 224 |
Sehr empfehlenswert (64%) | LogiLink | 166 |
Empfehlenswert (55%) | Lapp Mobility | 153 |
Nicht empfehlenswert (0%) | Feyree | 97 |
Alle Produkte wurden nach den 3 Bewertungskriterien Ladeeffizienz, Handhabung und Lieferumfang bewertet. Hierbei wurde bei den subjektiven Bewertungspunkten das Vier-Augen-Prinzip angewandt. Mit allen Ladekabeln wurde ein definierter Ladeprozess durchgeführt, um die Effizienz zu prüfen. Ebenfalls wurde der Lieferumfang sämtlicher gelieferten Produkte bewertet. Weiter wurden alle Kabel gewogen, gemessen, optisch begutachtet und anschliessend verstaut, um ihre Handhabung zu bewerten.
Die Test-Produkte wurden anhand der folgenden Kriterien ausgewählt und gemäss deren Verfügbarkeit in den Test aufgenommen:
Um die Ladeeffizienz und allfällige Verluste der Kabel zu bestimmen wurde ein Ladeprozess definiert. Dieser Prozess wurde immer mit dem gleichen Fahrzeug durchgeführt: Einem Tesla Model 3 Dual Motor.
Wie bereits vor Beginn der Messungen erwartet, kam es bei der Ladeeffizienz zu keinen nennenswerten Unterschieden. Zwischen dem besten und schlechtesten Kabel kam es dabei zu einer Differenz von < 1%, welche somit vernachlässigbar ist. Bei der Temperatur wiederum gab es Unterschiede. Die beiden Spiral Kabel wurden mit 34°C bzw. 37°C am wärmsten, während die anderen Kabel nur Temperaturen bis zu 28°C erreichten. Dies war zu erwarten, da die Spiralkabel ähnlich wie eine Spule durch die Induktionswirkung warm wurden, und dadurch auch der minim schlechtere Wirkungsgrad zustande kommt. Die 37°C sind zwar spürbar, wenn man das Kabel anfasst, aber kein Sicherheitsrisiko.
Bei den Tests zu der Handhabung haben zwei Experten die Kabel, Stecker und Schutzkappen subjektiv begutachtet und dabei die Qualität der verwendeten Materialien bewertet. Ebenfalls wurde die benötigte Zeit zwischen dem Beenden der Ladung und dem Verstauen im Kofferraum gemessen. Bei den Kabeln, bei welchen eine Tragetasche mitgeliefert wurde, wurde der Test ebenfalls mit Verstauen in der Tasche durchgeführt. Die Experten haben anschliessend eine subjektive Bewertung der Kabel abgegeben.
Bezüglich der benötigten Zeit gibt es nur wenige Sekunden Differenz beim direkten Verstauen im Frunk oder Fach im Kofferraum. Bei dem Kabel, welche mit einer Tragetasche mitgeliefert wurden, stach vor allem dieses von Roline heraus, da es sich sehr einfach in der Tragetasche verstauen liess. Das Produkt von EM2GO ist nicht unbedingt ein sperriges Kabel, die Tragetasche aber sehr knapp bemessen, weshalb die Testperson es nicht geschafft hat es innert 5 Minuten zu verstauen.
Diverse Unterschiede gab es auch bei der Befestigung der Schutzkappen. Die Kabel der Hersteller Roline und LogiLink verwenden dazu einen dünnen Draht, der durch die Kappe gefädelt ist und anschliessend geklemmt wird. Diese Variante ist bei beiden Herstellern bei leichtem Ziehen gerissen. Bei sämtlichen anderen Herstellern wird die Befestigung der Kappen besser gelöst. Die Schutzkappen sind deshalb wichtig, weil ein Eintritt von Feuchtigkeit oder Schmutz die Lebensdauer des Kabels beeinflusst.
In Puncto Qualität der Stecker und Kabel im Allgemeinen sind sämtliche getesteten Produkte zu empfehlen. Die Stecker des Kabels von EM2GO sind aus einem schwarzen und glänzenden Material, was dazu führt, dass sie sehr schnell und einfach Kratzer bekommen. In diesem Punkt besser als die Konkurrenz sind die Kabel von Phoenix Contact, Harting und Keba. Bei allen drei Herstellern liegen die Stecker sehr gut in der Hand, da sie ergonomisch geformt sind.
Zusätzlich wurde noch bei allen Kabeln die Länge geprüft. Beim Kabel von Harting wurde dabei festgestellt, dass das Kabel auch auf eine Länge bis zu 7m ausgezogen werden kann (Herstellerangabe sind 5m Länge), ohne dass dabei eine zu starke Kraft auf den Stecker wirken würde. Beim Kabel von Roline ist es leider umgekehrt. Der Hersteller gibt eine Länge von 7.5m an, jedoch wirkt eine zu starke Kraft auf den Stecker, wenn das Kabel mehr als 5m ausgezogen wird.
Grundsätzlich wird nur das Kabel selbst zur korrekten Verwendung benötigt. Die Extras wie Schutzkappen, Taschen oder Klettbänder können jedoch den Komfort bzw. das Erlebnis mit dem Kabel deutlich verbessern. Die Produkte von Feyree, LogiLink, EM2GO und Roline kommen allesamt mit einer Tragetasche. Diese fällt leider beim Kabel von EM2GO ein wenig klein aus, weshalb nur ein sehr genau aufgerolltes Kabel verstaut werden kann. Die Taschen der restlichen 3 Hersteller sind allesamt genügend gross. Qualitativ sind alle 4 Taschen in einem guten Zustand, was die Verarbeitung und Material betreffen.
Es werden immer 2 Schutzkappen mitgeliefert, außer bei Kabeln von Harting und Lapp Mobility. Das ist bedauerlich, da die Schutzkappen entscheidend sind, um Feuchtigkeitsschäden zu vermeiden.
Ein Klettband oder ähnliches ist leider nur bei dem Kabel von EM2GO dabei. Ein solches Klettband kostet sehr wenig, kann jedoch die Bedienung und Handhabung beim Verstauen deutlich verbessern.
Die Verwendung eines Ladekabels ist sehr intuitiv, weshalb eine Bedienungsanleitung nicht zwingend notwendig ist. Falls aber doch benötigt, sollte sie möglichst einfach und deutlich sein. Beim Kabel von Feyree liegt ein QR-Code bei, welcher zur Anleitung führen sollte. Beim Scannen davon, gelangt man aber nur auf deren Homepage. Lapp Mobility verzichtet komplett auf Text – und dadurch auf verschiedene Sprachen – und liefert eine Anleitung nur mit Bildern, welche ihren Zweck jedoch erfüllt. Harting liefert die Anleitung in so ziemlich jeder bekannten Sprache mit. Phoenix Contact liefert sie in den in Europa und der Schweiz verbreiteten Sprachen. Bei sämtlichen anderen Herstellern fehlt jeweils eine oder zwei der Schweizer Landessprachen, weshalb diese einen Abzug in der Bewertung bekommen.
Der vom TCS durchgeführte Test von Typ 2 Ladekabel zeigt auf, dass es in Bezug auf die Ladeeffizienz kaum Unterschiede zwischen den einzelnen Produkten gibt. Sobald ein Ladekabel die nötigen Zertifizierungen gemäss Norm entspricht, kann dies verwendet werden. Der Test hat aufgezeigt, dass die Kabel von den Herstellern Keba und Phoenix Contact bei der Verarbeitung der Stecker der Konkurrenz nochmals voraus sind. Die beiden Spiralkabel von Roline und Harting erwiesen sich als besonders handlich, jedoch führt ihre Bauform zu einer stärkeren Erwärmung. Falls ein möglichst langes Kabel benötigt wird, empfehlen sich die beiden Produkte von EM2GO und LogiLink. Auch diese weisen trotzdem das sie länger sind, keinen merklich schlechteren Wirkungsgrad auf.
Beim Lieferumfang zeigen sich grosse Unterschiede. Bei den Herstellern EM2GO, Roline, LogiLink und Feyree bekommt man eine Tasche mitgeliefert. Da die Langlebigkeit der Kabel wichtig ist, sollte dringen auf die Ausstattung mit 2 Schutzkappen geachtet werden, dies wurde leider von den Herstellern Harting und Lapp Mobility nicht gemacht.
Besondere Vorsicht gilt beim Einkauf von Produkten aus China. Diese sind meist günstiger als europäische Angebote, jedoch sind die Onlineshops sehr verwirrend gestaltet, und man riskiert ein falsches Kabel zu bestellen.