Wer die französisch-rumänische Marke Dacia heute noch belächelt, ignoriert entscheidende Fakten. Wenn es um Privatverkäufe geht, also die Geschäfte ohne Miet- und Firmenflotten, schaffte Dacia in Europa letztes Jahr Rang 2. In der Schweiz war es Rang 4 in dieser Wertung. Im ersten Halbjahr 2024 liegen die Rumänien-Franzosen im heimischen Markt mit 3,3 Prozent Anteil vor vielen bekannten Marken und nur knapp hinter Konzernmutter Renault. 2025 will Dacia mit dem Mittelklasse-SUV Bigster noch eins drauflegen. Vorerst ist aber der neue Kompakt-SUV Duster dafür zuständig, das Niveau mindestens zu halten.
Der Duster steht auf einer neuen Konzernplattform (CMF-B), wie sie auch für den künftigen Bigster eingesetzt wird. In den Abmessungen hält sich der Duster hingegen zurück, bleibt in Länge und Breite auf Vorgängerniveau, baut sogar drei Zentimeter niedriger. Dennoch wirkt der Kompakt-SUV entschlossener und moderner. Und bietet mehr Kofferraumvolumen.
«Plattform» meint heute auch die Computer-Hard- und -Software, und da setzt sich Generation 3 von ihren Vorgängern ab. Mehr Infotainment und Assistenzsysteme sind so möglich; jedoch nie in der Fülle teurerer Mitbewerber, denn die Devise «Konzentration aufs Wesentliche» gilt bei Dacia nach wie vor. Auch wenn es Euro NCAP nicht gefällt. Zurückhaltung bei den Assistenzsystemen und Sparsamkeit bei den Airbags (z.B. zwischen Fahrer und Beifahrer oder für den Beckenbereich) kosten zwei Sterne (also nur drei von fünf möglichen).
Wer anlässlich einer Dacia-Fahrzeugpräsentation die Verantwortlichen fragt, warum dies oder das so sei, wie es ist, hört Dasselbe in leichten Variationen: «Wir müssen auswählen, Entscheide fällen und uns auf das Wesentliche konzentrieren.» Das bedeutet auch: Günstige Angebote haben ihren Preis, nämlich jenen beschränkter Wahlmöglichkeit. Doch das muss sein, denn sonst verpasst Dacia seinen Daseinszweck, sich preislich vom Wettbewerb nach unten abzuheben.
So gibt es den neuen Duster nicht mehr mit Dieselmotor. Aber auch nicht mit rein elektrischem Antrieb. Dafür mit zwei elektrifizierten Benzinmotoren, die sich in Sachen Höchstleistung kaum unterscheiden. Beides sind Benziner, der TCe130 ein Mildhybrid, der Hybrid 140 ist ein Vollhybrid. Den TCe130 gibt es nur als Handschalter, als Fronttriebler oder als Allradler, den Vollhybriden wiederum ausschliesslich als Automatik-Fronttriebler – ein auch von Renault-Modellen bekanntes, kupplungsloses Klauengetriebe. Der Vollhybrid ist gemäss WLTP «mixed» der Sparsamste des Trios, ein Verbrauchsvorteil, den er vor allem bei städtischem Stop-and-go mit der wirksamsten Rekuperation holt.
Das Erscheinungsbild des Duster ist mit der dritten Generation kantiger geworden. Das strahlt Robustheit aus und ist nicht nur Show: Radhausverkleidung, seitliche Beplankungen und Unterfahrschutz sind alltagstauglich durchgefärbt. Zudem kommt ein neu entwickelter Teil-Recylingkunststoff namens Starkle zum Einsatz. Der sieht mit weissen Sprenkeln frisch und unkaputtbar aus. Innen geht es in ähnlichem Stil weiter, ohne Firlefanz und ja, einigem Plastik, der sich aber sehr okay anfühlt und passend gestylt ist. Beispielsweise die Lüftungsöffnungen mit den markentypischen Y-Elementen in Kupferfarbe. Das Infotainmentsystem, nun über einen Zehn-Zoll-Touchscreen bedient, gibt wenig Rätsel auf, für Wichtiges ist eine Reihe von physischen Tasten zuständig. Das Platzangebot in der zweiten Reihe geht in Ordnung, auch weil die Füsse unter die Vordersitze passen; die Kopffreiheit ist gross.
Das Fahrverhalten: im besten Sinn unkompliziert. Man spürt die Auslegung als SUV im ursprünglichen Sinn mit eher langen Federwegen. Auf der Strasse ergibt sich kein Wunder der Präzision, dafür lassen sich die Offroad-Fähigkeiten sehen. Er meistert Passagen, am liebsten als 4×4, die Uneingeweihte als Ende Gelände taxieren würden. Und informiert über den akuten Schräglagenzustand auf dem Bildschirm.
Nützlich macht sich der Duster des Weiteren durch eine Dachlast von achtzig Kilogramm und einer Anhängelast von 1500 Kilogramm (750 kg für den Hybrid 140). Dacia baut nicht einfach Autos, man überlegt auch, wie sie genutzt werden und wie man diesen Nutzen steigern kann. Beispiel dafür ist «YouClip», ein Befestigungssystem für Taschenhalter, Smartphones, Tablets oder Taschenlampen. Die dafür nötigen Halterungen sind in den Autos schon installiert, mit einem Klick ist das Gegenstück montiert oder demontiert. Simply clever. Dieser Spruch ist zwar anderweitig vergeben. Passt dennoch.
Der Hang von Dacia zur Einfachheit zeigt sich bei Versionen und Farben. Ausstattungsvarianten gibt es zwei, Journey oder Extreme. Bei den Farben sind es fünf, wobei alle etwas an Tarnfarbe erinnern: von Kaki bis Terracotta. Etwas in Bunt kommt vielleicht mit der Modellpflege.
Der Dacia Duster bleibt auch in dritter Generation ein günstiges Angebot, die Inflation schlägt aber auch hier zu. Der Einstieg liegt bei über 24’000 Franken; 2017 stand die Einstiegsvariante mit 13’890 Franken in der Preisliste.
Text: Daniel Riesen
Fotos: Dacia
Daten und Preise Dacia Duster
Abmessungen (L × B × H): 4,34 × 1,81 × 1,66 m.
Leergewicht: 1421–1511 kg (inkl. Fahrer).
Antrieb TCe 130 (4×2): 1,2-Liter-Dreizylinder-Turbomotor plus Startergenerator/Mildhybrid 48 V; 96 kW (130 PS) bei 4600/min; 230 Nm; Frontantrieb; Handschaltung; Benzintank: 50 l.
Antrieb TCE 130 (4×4): 1,2-Liter-Dreizylinder-Turbomotor plus Startergenerator/Mildhybrid 48 V; 96 kW (130 PS) bei 4600/min; 230 Nm; Allradantrieb; Handschaltung; Benzintank: 55 l.
Antrieb Hybrid 140: 1,6-Liter-Vierzylinder-Saugmotor; Vollhybrid 230 V; 104 kW (140 PS) bei 5600/min; 205 Nm; Frontantrieb; Automatikgetriebe Multimode; Benzintank: 50 l.
0–100 km/h: 9,9/11/10,1 s
Höchstgeschwindigkeit: 180 km/h (Hybrid 140: 160 km/h)
Verbrauch nach WLTP «mixed»: 5,7/6,3/5,2 l pro 100 km
Preise: 24’590 bis 28’090 Franken
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