Sagenumwobene Schätze tauchen hier nicht nur in alten Büchern und Legenden auf. Bisweilen kann es aber helfen, die alten Geschichten zu kennen. So wie zwei Hobbyarchäologen, welche die Erzählungen einer Bauerstochter hörten, die von Talern berichtete, die sie und ihr Vater auf einem Acker gefunden hätten. Nach vielen Jahren des Suchens fanden die zwei Glücksritter, ausgerüstet mit einem professionellen Metalldetektor, im Jahr 2012 einen der grössten Münzschätze Europas. Insgesamt 750 Kilogramm schwer war der Schatz aus dem Eisenzeitalter und bestand aus rund 50 000 Münzen. Diese gehörten wohl einem keltischen Stamm, der die Münzen vor der herannahenden römischen Armee verstecken wollte. Der Keltenschatz und die Suche danach kann heute im Museum La Hougue Bie bestaunt werden. Gleich daneben befindet sich zudem ein jungsteinzeitliches Ganggrab – eines der zehn ältesten Bauwerke der Welt.
Der mineralreiche Boden und das milde Klima auf Jersey bieten auch für Gourmets ein gar königliches Vergnügen. Die Jersey Royals sind Frühkartoffeln, die man insbesondere von April bis Juni an jeder Ecke auf der Insel findet. Ausserhalb von Jersey wird die edle Knolle nur in England verkauft. In Restaurants werden die royalen Kartoffeln oft zu Fisch oder Meeresfrüchten serviert. Zumeist werden sie dazu in Butter und Kräutern gewendet – eigentlich ganz unspektakulär, aber sehr lecker. Wahrlich spektakulär und auch nicht ganz ungefährlich sind die von den gewaltigen Gezeiten geformten Küsten von Jersey. Bis zu zwölf Meter kann der Unterschied zwischen Ebbe und Flut betragen. Zieht sich der Atlantik bei Ebbe zurück, bietet sich eine wunderbare Mondlandschaft, die sich zu erkunden lohnt – am besten bei einer geführten Wattwanderung. Hier erfährt man nicht nur Wissenswertes über die Austernzucht, sondern auch über Flora und Fauna des Meeresbodens. Etwas Mut braucht es denn auch, die Algen und das Seegras zu probieren, denn offenbar ist so ziemlich alles essbar, was sich im Watt befindet. Und mehr noch: Die Algen und das Seegras werden auch als Dünger – etwa für die Jersey Royals – benutzt.
Dass die kleine Insel kulinarisch viel zu bieten hat, zeigt sich insbesondere in der viktorianischen Markthalle der Hauptstadt St. Helier. In der bunten und schmucken Halle unter gusseisernen Bögen werden Blumen und lokale Produkte vom Land verkauft. Foodies kommen an diesem besonderen Ort voll auf ihre Kosten – doch auch ohne Absichten, etwas zu kaufen, lohnt sich ein Besuch allemal. Nur einen Steinwurf entfernt befindet sich der Fischmarkt, wo es fangfrische Fische und Meeresfrüchte gibt. Ein idealer Startpunkt, um in das kulinarische Angebot einzutauchen – und schon mal die eine oder andere Auster zu degustieren. Wer die Inselküche besser kennenlernen will, muss dafür nicht unbedingt in ein teureres Restaurant gehen. Die an den endlosen Buchten und Stränden verteilten Restaurants bieten hervorragend zubereitete Gerichte.
Durch die besondere Lage mitten im Golfstrom profitiert die Insel von mildem Klima. Die südlichste und sonnigste der britischen Inseln liegt nur 22 Kilometer vom französischen Festland entfernt, jedoch 161 Kilometer südlich von England. Diese Nähe zu Frankreich sorgte für eine bewegte Vergangenheit zwischen den ehemaligen Grossmächten. So wird auf Jersey Englisch gesprochen, die Strassennamen und vor allem das Essen sind jedoch noch sehr französisch geprägt. Die Insel ist heute noch ein Kronbesitz des Königs des Vereinigten Königreichs, mit eigenem Parlament und eigenen Steuergesetzen, die vermögende Personen und Bankinstitute angezogen hat. Die vielfältige Insel mit ihren malerischen Buchten, schroffen Klippen und einem exklusiven gastronomischen Angebot machen Jersey zu einem Geheimtipp abseits des Massentourismus.
Diese Reise wurde ermöglicht durch Rolf Meier Reisen.
rolfmeierreisen.ch
Reportage: Dino Nodari
Fotos Dino Nodari, Visit Jersey
Karte Keystone
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Reise-Check
Anreise:
Die Kanalinsel Jersey ist gut via Fähre oder Flugzeug erreichbar. Der Schweizer Spezialist für die Kanalinseln Rolf Meier Reisen bietet vom 11. Mai bis 24. August jeden Samstag Direktflüge ab Zürich nach Jersey und Guernsey an.
Wohnen:
Sehr gut und ruhig gelegen ist das mondäne Hotel de France in St. Helier. Das Hotel verfügt über ein ausgezeichnetes Restaurant, eine Bar sowie über ein sehr grosszügiges Wellnessangebot. Das Stadtzentrum ist nur wenige Gehminuten entfernt.
Sprache:
Auf Jersey wird Englisch gesprochen. Die eigene Sprache, Jèrriais, ein altes
Normannisch, ist kaum mehr zu hören.
Nur noch sehr wenige Personen auf der Insel sprechen diese Sprache.
Geld:
Bezahlt wird vor Ort in Jersey Pound. Die Noten sehen anders aus als das Britische Pfund, entsprechen aber dem Britischen Pfund, mit dem ebenfalls bezahlt werden kann.
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