Immer mehr Bauern gehen dazu über, ihre Produkte direkt zu verkaufen. Drei Beispiele für Läden mit Aussicht.
Schon mal von der Red-Zebra-Tomate gehört? Oder von der Froschkönigtomate? Nein? Die findet man bei den Grossverteilern nicht. Dafür müssen Gemüsefans schon zum Biohof Zug fahren. Dort werden während des Sommers im Wechsel 74 Sorten der roten Frucht angeboten. Und nicht nur das. Im Laden des Biohofs einzukaufen, ist ein Fest für alle, die Gemüse, Obst und Biolebensmittel schätzen. Zucchetti, die aussehen wie gebogene Maracas, Snackgurken, Rüebli, Randen und Fenchelknollen liegen anmächelig präsentiert in den Regalen. Alles sieht praller, frischer, ja schöner aus als anderswo. Auch sonst haben Kundinnen und Kunden die Qual der Wahl: selbst gebackenes Brot vom Hof, Rollgerste aus einem Zuger Berggebiet, Rindfleisch von einem Einsiedler Biobauern oder Joghurt von einer Walchwiler Käserei. Dazu duftet es nach frisch gebackenen Kuchen. Die meisten Tische draussen sind um zehn Uhr besetzt. Eine Tasse Kaffee schmeckt mit Logenblick auf den Zugersee nochmals besser als zu Hause. Der Hof etwas ausserhalb von Zug ist einer von etwa 1500 Biobetrieben in der Schweiz, deren Besitzer Produkte direkt verkaufen. «Viele davon haben Hofläden, exakte Daten dazu gibt es nicht», sagt David Herrmann, Verantwortlicher Medienstelle bei Bio Suisse, dem Dachverband der Schweizer Biobauern.
Zug ist das Idealbeispiel eines Hofladens. Nicht nur das Angebot sticht dank Vielfalt und Präsentation hervor. Es macht Freude, das schön über dem See gelegene Anwesen mit Fachwerkhaus, Kletterrosen und Beiz zu besuchen. Toni Niederberger bewirtschaftet den Hof seit dreissig Jahren biologisch. Vor zwanzig Jahren begannen er und Partnerin Annemarie Schwegler mit der Direktvermarkung von Biolebensmitteln. Sie wollten, dass Kunden bei ihnen alles finden, was zum Kochen benötigt wird. Gemüse, Kräuter, Beeren und weitere Obstsorten kommen vom Hof. Brot und Kuchen werden selbst gebacken, der Rest wird von regionalen Bioproduzenten zugekauft.
Nun ist die nächste Generation bereit zu übernehmen. Niederbergers Sohn Felix hat vor kurzem die Ausbildung zum Gemüsegärtner abgeschlossen. Die feinen Pickles oder die Curry-Zucchetti aus dem Laden stellt Tochter Kathrin her. Die 32-Jährige hat Umweltingenieurwesen mit Fachrichtung Biolandbau studiert, und Foodwaste ist ihr ein Graus. Den sympathischen Geschwistern sieht man an, dass sie lieben, was sie tun. Der Dreissigjährige zeigt das aktuelle Gehege, in dem sich Hühner verschiedener Rassen mit ihren Hähnen tummeln. Regelmässig werden sie mit dem Hühnermobil an andere Orte gebracht, damit sie frisches Futter finden. «Normalerweise legen Hühner auf Höfen ein Jahr lang Eier», erklärt Kathrin Niederberger. Sie aber würden die Tiere fünfzehn Monate lang behalten. Und am Ende werden sie als Suppenhühner im Hofladen verkauft.
Ein quicklebendiges Huhn entwischt ins Gemüsebeet. Ein zweites folgt. Gekonnt fängt Sabina Näpflin erst das eine und dann das andere ein. Alltag für die 25-Jährige, die tagsüber in einem Planungsbüro arbeitet und abends den Hofladen Muh & Meh mit aufbaut. Er befindet sich auf dem Gelände des Hofs Krummenacher in Oberdorf (NW) und gehört den Eltern ihres Partners Michael Lussi. Der 26-jährige Elektriker und Landwirt in Ausbildung ist die zweite treibende Kraft hinter dem Projekt. Das Paar will den Kunden das Thema lokale Landwirtschaft nahebringen und erklären, warum bei ihnen im Gegensatz zu Migros oder Coop Tomaten nicht das ganze Jahr erhältlich sind. Oder was alles hinter so einem Stück Rindfleisch steckt, das im Laden verkauft wird. Die beiden stehen für einen Trend. Nach Angaben des Schweizer Bauernverbands nimmt die Zahl der Hofläden zu. Mittlerweile wird in 25 Prozent aller Bauernhöfe (konventionelle und biologische Landwirtschaft) hierzulande Direktmarketing in irgendeiner Form betrieben.
Vor eineinhalb Jahren gestartet, läuft das Geschäft bei Muh & Meh bereits gut. Einheimische kommen ebenso zahlreich wie Touristen aus dem nahen Engelberg. Alle schätzen die schöne Aussicht auf Fronalpstock, Buochserhorn, Stanserhorn und Pilatus. Aber vor allem die Produkte. Frischere Eier gibt es wohl kaum. Das Gehege der Hühner liegt neben dem Laden, und dahinter befinden sich die Beete und Obstbäume. Zu den Spezialitäten von Muh & Meh gehören sechzig Sorten von Gemüse – garantiert ungespritzt – und das hauseigene Fleisch. Angefangen hatte alles mit Mischpäckli von Rind und Schwein, die Familie Lussi ab Hof verkauft hatte. Wer durch den Laden geht, entdeckt neben alten Apfelsorten, Fleisch, Gemüse, Eiern, Milchprodukten der Molki Stans auch eingelegte Zucchetti oder Süss-Saures aus dem Garten. Dafür ist Sabinas Mutter Luzia Näpflin zuständig. Die gelernte Bäckerin beliefert den Laden weiter mit feiner Patisserie. Und findet noch Zeit, um Schmusedecken für Babys zu stricken. Von Michaels Grosi wiederum stammen die Babyschühchen aus Wolle. Auch seine Eltern helfen tatkräftig mit. Sie sind stolz darauf, mit wie viel Herzblut das junge Paar den Hofladen betreibt. Dabei hilft den beiden auch ihr Talent fürs Branding. Schon ihre Website ist originell gestaltet, und beim «Touring»-Fototermin tragen Sabina sowie Vater und Sohn Lussi Shirts mit dem «Muh & Meh»-Logo.
Seit bald 400 Jahren wird mitten in Luzern Landwirtschaft betrieben. Hinter der eindrücklichen, mit Türmen bewehrten Stadtmauer aus dem 13. Jahrhundert liegt der heutige Kulturhof Hinter Musegg. Um die sechzig Hochstammbäume liefern Äpfel, Birnen, Kirschen, Baumnüsse oder Kastanien für den Laden. Vier Rinder und zwei Alpakas weiden auf den zum Hof gehörigen Wiesen. Ihre Funktion ist Landschaftspflege und von pädagogischer Natur. Schulkindern und Familien wird mithilfe der Tiere das Thema Bauernhof nahegebracht. Die Lieblinge der zahlreichen Besucher des Kulturhofs sind die Zwergschweine und -ziegen sowie die frei über die Terrasse der Hofbeiz laufenden Hühner.
Die Pandemie war ein Grund für die Eröffnung des Ladens im Mai 2021, da die sonst auf dem Hof stattfindenden Anlässe alle ausfielen. Aber da war auch der Wunsch, Biobauern aus dem Kanton Luzern eine Verkaufsplattform zu bieten. Um den Laden kümmert sich Julia Beck, die bereits auf dem Hof arbeitete. Die Ernährungsberaterin steht in engem Kontakt mit den rund fünfzehn Bäuerinnen und Bauern, deren Produkte sie auswählt und verkauft. Ihr Engagement für die Sache ist spürbar. Aber nicht nur für die Lebensmittel wird der Hofladen mit der besonderem Aussicht auf die Museggmauer geschätzt, sondern auch wegen der Wolle der Alpakas und der getupften Bauernkeramik. Was nicht verkauft wird, nutzen die Köchinnen der beliebten Hofbeiz. Oder es entstehen «Dich Rett-ich»-Produkte. Gemüse etwa wird eingelegt oder Obst zu Kompott eingekocht. Foodwaste gibt es nie, denn auch die Hoftiere freuen sich über Gemüsereste. Walter Fassbind, der sich bei dem einer Stiftung gehörenden Hof um das Thema Energie kümmert, braut auch Bier. Was bei der Herstellung übrig bleibt, brauche die Luzerner Biobäckerei Dreipunkt für ihr Treberbrot, erklärt Julia Beck. Bei Dreipunkt werden junge Menschen zwischen vierzehn und dreissig Jahren in den Arbeitsmarkt integriert. Die 29-Jährige weist gleich noch darauf hin, dass man für die Zwerg-«Säuli» und -ziegen Tierpatenschaften übernehmen könne. Sie macht das mit so viel Charme, dass sich sicherlich schon einige Paten gefunden haben.
Text: Juliane Lutz
Fotos: Emanuel Freudiger
Gut zu wissen
Die drei genannten Höfe:
Biohof Zug, Artherstrasse 59, 6300 Zug, biohofzug.ch
Hofladen Muh & Meh, Krummenacher 1, 6370 Oberdorf, muh-meh.ch
Kulturhof Hinter Musegg, Diebold-Schilling-Strasse 13, 6004 Luzern,
hinter-musegg.ch
Suchplattformen:
Neben Adressen für Ferien auf dem Bauernhof sind auch Hofläden gelistet, myfarm.ch
Alles über Gemüse aus der Schweiz und wo es direkt verkauft wird, gemuese.ch
Ferien auf dem Bauernhof, Saisonkalender, Hofgeschichten und Hofläden, schweizerbauern.ch
Produkte nur von Biobauern sowie Hofläden, biomondo.ch
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