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18.10.2024

Haltestelle mit Aussicht

Wir fahren zum Tseuzier-Staudamm im Wallis, der ein herrliches Panorama bietet.
18. Oktober 2024

Auch die Reise gehöre zu den Ferien, heisst es oft. Diese Worte passen gut zu unserem heutigen Ausflug. Auf der Suche nach einem spannenden Ziel, insbesondere einer ungewöhnlichen Bushaltestelle, entschied ich mich für den Tseuzier-Staudamm, der östlich von Anzère im Wallis liegt. Am Busbahnhof in Sitten ich steige ins Postauto und mache es mir ganz vorne bequem, um ja nichts von meiner Fahrt zu verpassen. Der Bus entfernt sich langsam von der Walliser Stadt und gewinnt auf dem Weg nach Anzère allmählich an Höhe. Nach rund zwanzig Minuten schlägt uns der Chauffeur einen originellen Zwischenhalt vor. In St-Romain, einem Dorf der Gemeinde Ayent, gibt es nämlich ein Fresko zu entdecken, das die Hundert-Franken-Note darstellt. Einige Fahrgäste greifen zu ihrem Handy, um die aufgemalte Banknote, welche die Bisse d'Ayent darstellt, zu fotografieren, während regelmässig Mitfahrende kaum noch darauf achten. Doch der Fahrplan muss eingehalten werden, und wir nehmen für den Rest der Fahrt wieder im Postauto Platz.

Scharfe Kurven

Postauto
Für solch anspruchsvollen Strecken üben die Chauffeure zuerst ohne Fahrgäste, mit einem erfahrenen Kollegen.

Je höher wir kommen, umso kurvenreicher wird die Strecke. Wem leicht übel wird, der sollte besser auf die Strasse schauen. Gottseidank ist unser Fahrer sehr erfahren. Paulo war LKW-Fahrer, bevor er zu Postauto wechselte. Er ist oft auf der Linie 352 unterwegs und kennt sie wie seine Westentasche. Zwischen Samarin und Les Fiefs muss der gelbe Bus eine beeindruckende Spitzkurve passieren. Es sind einige Manöver nötig, um dieses Hindernis zu bewältigen. Der Bus fährt mit nicht mehr als dreissig Stundenkilometern bergauf, was uns Zeit lässt, die Fichten und Grünerlen entlang der Strasse zu bewundern. Ich würde übrigens gerne die Heidelbeeren pflücken, die so einladend locken.

Vom Licht ins Dunkel

Postauto
Die Reise führt auch durch einen einspurigen Tunnel, wie es sie früher gab.

Das Postauto fährt nun durch einen engen Tunnel, dessen Dunkelheit im Gegensatz zur Sonne steht, die uns bislang verwöhnt hat. Um den Bus herum nur bräunliches und graues Gestein, was der Querung des Tunnels den Anstrich unterirdischer Forschungen verleiht. Paulo hupt mehrmals, um allfällige Verkehrsteilnehmer darauf aufmerksam zu machen, auf der anderen Seite des Tunnels zu warten, bis der Weg frei ist. Der Ton des Dreiklanghorns bleibt unter allen anderen unverkennbar. Er feiert dieses Jahr übrigens sein hundertjähriges Jubiläum, da er 1924 zum ersten Mal erklang. Postauto-Fahrerinnen und -Fahrer machen auf Bergstrassen davon Gebrauch. Man wird seiner nicht müde, denn er ist um kein Haar gealtert.
Nun kommen wir wieder nach draussen ans Licht. Paulo bedankt sich mit einer Geste beim Auto, das vor dem Tunnel angehalten hatte. Unser Ziel ist nicht mehr weit entfernt. Unterwegs sehen wir eine kleine, mit vielen Kerzen geschmückte Kapelle, die der Heiligen Jungfrau Maria gewidmet ist. Es liegen übrigens mehrere davon an der Strecke. Dann ragt auf der rechten Seite endlich der imposante Tseuzier-Staudamm – auch Rawyl-Staudamm genannt – empor. Er beeindruckt von seinen 156 Metern herab, und der Blick in seinen Abgrund ist schwindelerregend. Unser Bus hält linkerhand auf einem grossen Platz. In einer knappen Stunde ab Sitten haben wir die Haltestelle erreicht, die den Weg eindeutig lohnt. Das Ungewöhnliche an ihr ist, dass sie sich genau vor dem Tseuzier-Stausee befindet und mit einer Postkartenkulisse aufwartet.

Natürliches Aquarell

Postauto
Kaum aus dem Postauto ausgestiegen, liegt der Tseuzier-Stausee in seiner ganzen schillernden Pracht vor uns.

Der Lac de Tseusier auf 1777 Metern Höhe ist ein künstlicher See, der vom gleichnamigen Staudamm gebildet wird. Das blaugrüne Juwel lädt ein, darin einzutauchen. Die Sonne streicht über seine Ufer und verleiht ihm einen glitzernden Schimmer. Das Gewässer, das eine maximale Tiefe von 140 Metern erreicht, liegt ruhig inmitten von Wäldern und einem majestätischen Gebirgskessel. Bei strahlendem Wetter wie heute kann man direkt gegenüber das 2937 Meter hohe Schnidehorn sehen, das stolz seine Schneereste zur Schau stellt. Und zur Linken erhebt sich der Six des Eaux Froides. Man kann diese einzigartige Umgebung bei einer Seeumrundung geniessen. Die 4,7 Kilometer lange Strecke ist für alle Niveaus geeignet.
Paulo, der diesen Halt genutzt hat, um sich die Beine zu vertreten, muss bereits wieder loszufahren. Widerstrebend folge ich den anderen Fahrgästen und nehme im Bus Platz, nochmal einen Blick auf das einmalige Panorama dieses besonderen Ortes werfend. Doch ein letztes Hupen, wie es dem Jubiläum gebührt, reisst mich aus meiner Träumerei, während der See bereits verschwunden ist.

Anfahrt: Von Sitten aus mit dem Postauto 351 bis Le Creux fahren. Umsteigen in die Linie 352 bis zum Tseuzier-Staudamm.

Infos und Fahrpläne: postauto.ch

Text: Pascale Stehlin
Fotos: Fabian Hugo

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