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13.01.2025

Ohne in die Pedale zu treten

In der Schweiz boomen feste oder mobile Pumptracks. In Pruntrut (JU) lässt sich das wachsende Interesse an dieser sportlichen Freizeitbeschäftigung beobachten.
13. Januar 2025

Kaum ist die Schule aus, ist der mobile Pumptrack, der für drei Wochen in Pruntrut steht, bei Jugendlichen sehr gefragt. Der sechzig Meter lange, auf Initiative der Stiftung Jura Bike Park eingerichtete transportable Pumptrack steht interessierten Gemeinden im Jura zur Verfügung. Die harzbeschichtete Holzkonstruktion ist in nur wenigen Stunden aufgebaut. Nach Registrierung kann jede Stadt oder jedes Dorf im Kanton Reservationen vornehmen. ­Hintergrund der Aktion war, dass die Stiftung Jura Bike Park damit das Inte­resse der Jugendlichen am Pumptrack-Erkunden und gleichzeitig ihr Projekt Bikepark in Pruntrut bekannt machen wollte. Mit Erfolg, wie der rege Andrang an diesem Montagnachmittag zeigt. Konzentriert dreht Séraphin mit seinem Trottinett eine Runde nach der anderen und versucht, immer mehr zu beschleunigen: «Dank des mobilen Pumptracks habe ich durch Üben und Nachahmen der anderen viel gelernt. Normalerweise fahre ich eher Rennrad», erklärt der Vierzehnjährige.

Für Laien: Ein Pumptrack ist gewöhnlich eine Asphaltpiste mit Wellen, Sprüngen und Steilwandkurven. Ziel ist es, die Piste ohne zu pedalen mit jeglicher Art von Geräten auf Rädern oder Rollen zu durchfahren. Dies geschieht, indem man das Tempo seines Gefährts durch abwechselnde Auf- und Abwärtsbewegungen des Körpers auf dem welligen Parcours beeinflusst, als ob man pumpen würde. Daher der Name Pumptrack, denn «pump» bedeutet auf Englisch pumpen. Seit 2019 ist die Sportart von der Union Cycliste Internationale (UCI) anerkannt. Im September 2025 werden die Pumptrack-Weltmeisterschaften übrigens auf der 278 Meter langen Piste der Stadt Monthey (VS) stattfinden. Der Wettkampf wird zum ersten Mal in die Mountainbike-Weltmeisterschaften der UCI integriert, die im Wallis ausgetragen werden.
Während die Profis an den Wettkämpfen BMX oder Dirtbikes benutzen, kann man beim Pumptrack auch mit Trottinett, Inlineskates oder Skateboard fahren. Auf dem modularen Pumptrack in Pruntrut sind die Trottinette am beliebtesten. Etwa beim vierzehnjährigen Kheiron, der gerade ganz locker einen Bunnyhop ausführt. Dabei springt man mit dem Trottinett in die Luft, wobei die Füsse fest auf dem Trittbrett stehen bleiben. «Ich mag das Trottinett lieber als das Velo, weil es einfacher zu manövrieren und lustiger ist», ruft er, bevor er seine Suche nach der perfekten Figur fortsetzt.

Schweiz hat Nase vorn

Pumptrack

Einige Meter von ihm entfernt nimmt der fünfjährige Lévy ebenfalls den Pumptrack mit seinem Laufrad in Angriff. Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, denn sein Vater, Clément Schaffter, ist Mitglied des Verbands Jura Bike Park: «Mit dem mobilen Angebot möchten wir das Velofahren und den Sport generell in einer sicheren Umgebung ­abseits des Verkehrs fördern, aber auch einen Begegnungsort für Jugendliche schaffen.» Das ist gelungen. Der kostenlose Pumptrack löst an diesem Herbstnachmittag einen derartigen Hype bei den Jugendlichen aus, dass manchmal Geduld gefragt ist. Doch unter den Benutzern herrscht eine gute Stimmung. So ist zu beobachten, wie ein Velofahrer zu einem Trottinettfahrer sagt: «Geh nur, ich überlasse dir meinen Platz», ­bevor er nach seiner Flasche greift, um seinen Durst zu stillen.

Es ist kein Zufall, dass der Pumptrack in der Schweiz auf Erfolgskurs ist. Tatsächlich hat das Schweizer Unter­neh­men Velosolutions viel zu seinem Aufschwung beigetragen. Dessen Gründer, Claudio Caluori, war der Erste, der 2012 in Chur einen Pumptrack komplett aus Asphalt erstellte. Als Marktführer hat Velosolutions schon fast 900 Pumptracks in der Schweiz, aber auch weltweit, entwickelt. MTB-Legende Claudio Caluori bestätigt die Beliebtheit der Freizeitaktivität: «Pumptracks sind in der Schweiz schon gut etabliert, und die Nachfrage nach solchen Anlagen wächst stetig.» Und weiter: «Der Pumptrack richtet sich sowohl an Anfänger als auch an erfahrene Profis. Der Freestyler, der gerne Figuren macht und nach neuen Linien sucht, der erfahrene Rennfahrer, der das Tempo sucht, oder der Neuling, der vor allem Spass haben möchte: Alle kommen sie von den ersten Runden an auf ihre Kosten, was diesen Boom sicherlich erklärt», freut sich Clau­dio Caluori.

Elba

Argumente, die sich im Lächeln auf Simons Gesicht widerspiegeln. Der Zwölfjährige kam gleich nach dem Aufbau des Pumptracks vorbei: «Ich mache gerne Sprünge, und dieser Parcours eignet sich gut dafür, weil es viele Bodenwellen gibt.» Laut Joachim Dovat, BMX-Trainer bei Swiss Cycling, ist der sehr intuitive Pumptrack auch ein ausgezeichnetes Mittel, um die Technik zu verbessern: «Das Fahren auf dem Pumptrack verbessert Gleichgewicht, Koordi­nation und Konzentration. Zudem hilft er den Nutzern, sich auf ihrem Gefährt sicherer zu fühlen, wenn sie wieder im Strassenverkehr sind.»

Reportage: Pascale Stehlin Fotos: Olivier Vogelsang

Bike Park im Jura

Der geplante Bikepark im Banné-Gebiet in Pruntrut erstreckt sich über 11 000 Quadratmeter und
wird mit einheimischen Bäumen bepflanzt. Die Bauarbeiten starten im Frühjahr 2025. Nach Abschluss der Arbeiten ist der Standort im Jura der grösste Bikepark der Romandie.
Seine zentrale Infrastruktur, ein 240 Meter langer Pumptrack, wird von Velosolutions geplant. Flowtrails, Jumplines, Starthill, Dropbattery und Skilltrails vervollständigen die Infrastruktur. Ein ­Airbag, also ein mit Luft gefülltes Gebilde, sorgt für eine sichere Landung beim Springen.


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