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30.05.2024

Auf dem Weg zum Hightech-Highway

Während der Solarexpress im alpinen Raum etwas ins Stocken geraten ist, wird Strom entlang der Autobahnen produziert.
30. Mai 2024

Die Infrastruktur wird dabei immer mehr zum Hightech-Konstrukt.

Der E-Trend ist zuletzt etwas abgeflacht. Im letzten Jahr waren in der Schweiz 155 500 reine Elektroautos immatrikuliert, was gerade einmal 3,3 Prozent ­aller Personenwagen entspricht. Zwar verfügten in den ersten drei Monaten des Jahres 58,4 Prozent aller Neuwagen über einen Alternativantrieb, doch reine Elektroautos und Plug-in-Hybride wachsen nur unmerklich, schreibt Auto-Schweiz. Trotzdem scheint klar: Mit mehr Elektroautos steigt auch der Stromverbrauch. Die Elektromotoren werden zwar dafür sorgen, dass der CO2-Ausstoss in Zukunft gesenkt und der Automobilverkehr klimaverträglicher wird. Während die komplette Umstellung auf E-Mobilität also noch etwas auf sich warten lässt, werden die Infrastrukturen, konkret die Autobahnen, bereits angepasst und so zum Teil der Lösung auf die Herausforderungen, welche die Elektrifizierung stellt.

Solarexpress auf der Autobahn

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Innovativ Entlang der Autobahnen wird an Lärmschutzwänden Strom produziert.

Eigentlich war der Solarexpress im alpi­nen Raum geplant, doch da kämpften die Projekteigner zuletzt mit Gegenwind vonseiten einiger Gemeinden. Dafür findet bei der Stromgewinnung entlang der Autobahnen eine positive Entwick­lung statt. Zum einen nutzt das Bundes­amt für Strassen (Astra) die Infrastruktur, um Strom für den Eigenbedarf zu pro­duzieren. «Das Astra hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2035 zusätzliche 47 Gigawattstunden/Jahr Strom für den Eigenbedarf zu produzieren. Hierfür werden verschiedene Astra-Bauten künftig mit Foto­voltaikanlagen ausgerüstet. Ende 2023 waren 26 Anlagen in Betrieb, weitere folgen», so das Bundes­amt auf Anfrage. Und nachdem die Nationalstrassenverordnung so angepasst wurde, dass Unternehmen sich für Flächen auf Lärmschutzwänden und auf Rastplätzen bewerben konnten, war die Nachfrage gross. Nur ein einziges Los konnte noch nicht vergeben werden, teilt das Astra mit. Das Bundesamt rechnet innert drei Jahren mit etwa fünfzig Gigawattstunden/Jahr, die so produziert werden können. Die Nutzung von Lärmschutzwänden zur Stromgewinnung ist dabei nicht die einzige innovative Idee. So soll etwa im Wallis eine Strecke von 1,6 Kilometern überdacht und darauf Strom produziert werden. Doch nicht nur bei der Stromge­winnung wird vorwärts- und die bestehende Infrastruktur fit für die Zukunft gemacht. Die Astra-Bridge etwa ist nach dem nur schlecht gelungenen Auftakt 2022 seit einigen Wochen wieder in Betrieb.

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Schwamendingen So sollen die Beeinträchtigungen der Anwohner minimiert werden.

Die Arbeitsbrücke wurde ­etwas verlängert und die Steigungen drastisch reduziert. Seit dem Neueinsatz vor ein paar Wochen kam es zu ­keinen grösseren Staus wegen der Astra-Bridge. Nun kann die Brücke dafür genutzt werden, wofür sie erdacht wurde: unten bauen, oben fahren – ohne den Verkehr stark zu beeinträchtigen. Weniger beeinträchtigt werden auch An­wohner in Schwamendingen sein. Hier wird derzeit gerade an der ­sogenannten Einhausung Schwamendingen ­ge­arbeitet. Bei dem umweltwirksamen Strassenprojekt werden die Beeinträchtigungen der Autobahn ­minimiert – also Lärm und Abgase. Während der Verkehr durch das Bauwerk fährt, soll auf dem Dach ein öf­fentlicher Grün- und Freiraum geschaffen werden und so die Situation im Quartier nachhaltig verbessern.

Überlastete Nadelöhre

Unsere Autobahnen mausern sich mit solch innovativen Projekten immer mehr zu Hightech-Konstrukten, die Anwohnern und Automobilisten zugute­kommen. Sicher, Infrastrukturbauten sind nicht immer aufregende und bahnbrechende Technik. Doch gerade in der Mobilität und für unseren Wohlstand sind sie von grosser Wichtigkeit für den gesellschaftlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Austausch und – nach wie vor – wichtige Erfolgsfaktoren für die Schweiz. Da sich unsere Mobilität konstant weiterentwickelt und dabei wohl mehr denn je mit einem Freiheitsgefühl verbunden sein wird, sind inno­vative Infrastrukturen erforderlich, um die Entwicklung unserer Verkehrsmittel in den nächsten Jahrzehnten zu begleiten.

Text: Dino Nodari
Fotos: Einhausung Schwamendingen, ef

3 Fragen an

Jürg Röthlisberger, Direktor Bundesamt für Strassen (Astra)

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Warum produziert das Astra den Strom entlang von Autobahnen nicht selber?
Jürg Röthlisberger: Das Astra ist kein Stromkonzern und darf Energie nur für den Eigengebrauch produzieren. Aber bis 2035 wollen wir rund einen Drittel des Strombedarfs der Nationalstrassen selber produzieren. Wir rüsten deshalb Werkhöfe, Tunnel­zentralen, aber auch Überdeckungen und Lärmschutzwände mit Foto­voltaikanlagen aus. Wichtig ist aber auch, den Verbrauch zu reduzieren. Daher ersetzen wir zum Beispiel
die alten Tunnelbeleuchtungen mit LED-Lampen.

Wofür wird der vom Astra produzierte Strom konkret verwendet?
Mit dem produzierten Solarstrom beleuchten und belüften wir Tunnel, heizen Fahrzeughallen der Werkhöfe oder versorgen die Signalanlagen mit Energie.

Was ist von der Idee der Autobahnüberdachung für Solaranlagen zu halten?
Es ist eine spannende Idee, die durchaus Potenzial hat. Unsere Türen sind immer offen für innovative Lösungen. Dabei ist in der Praxis ab und an sehr aufwendig, was zunächst einfach tönt: Eine Überdeckung muss hohe bautechnische Anforderungen er­füllen. Und sie muss die vorgesehenen Genehmigungsverfahren auf kommunaler und kantonaler Ebene durchlaufen. Das ist mit hohen Kosten und langen Planungsfristen verbunden.

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