Entsprechen ÖV-Angebote ihren Bedürfnissen, oder setzen sie auf Sharing-Konzepte? Und was für eine Mobilität wünschen sie sich generell? Der «Touring» wollte es wissen und fragte bei zwei Teilnehmern eines TCS Drive Camp sowie bei einem Forscher nach.
«Für mich ist es selbstverständlich, dass ich mit siebzehn den Lernfahrausweis mache und dann endlich fahren kann. Meine ganze Familie ist autobegeistert, und auch mein Kollegenkreis ist voll auf dem Autotrip. Ich habe sogar schon einen Mini Cooper S gekauft, eine Occasion. Eigentlich gefallen mir schnelle Autos am besten, in denen man tiefer sitzt, aber meine Mutter meinte, ich solle erst mit einem kleineren Wagen anfangen. Wichtig war mir, dass ich mich darin wohlfühle und dass er zu mir passt. Nach einer Probefahrt mit dem Mini war das schnell klar. Ich habe lange dafür Geld zurückgelegt, aber sparen fällt mir leicht, da es mir wichtig ist, immer etwas auf meinem Konto zu haben. So konnte ich einen Teil des Autos bezahlen. Den Rest haben meine Eltern übernommen, da ich in der Ausbildung zur Pharmaassistentin noch nicht so viel verdiene. Es wäre für mich auch in Ordnung gewesen, ab und zu das Auto meiner Mutter oder das meines Vaters auszuleihen. Aber da ich noch eine jüngere Schwester habe und wir beide immer viel vorhaben, ist ein eigenes Auto für uns beide einfach praktischer.
Ich wohne am Rand von Zürich. Da kommt man natürlich auch ohne Auto aus, aber wer eines hat, kommt viel einfacher ans Ziel. Etwa, wenn ich mit meinen Kolleginnen am Wochenende etwas unternehmen will oder wenn es um diverse Freizeitaktivitäten geht. Ich finde es wunderbar, einsteigen zu können und loszufahren. Wenn wir in den Ausgang gingen, nahmen wir bisher den ÖV. Wurde es sehr spät, haben wir uns immer einen Uber bestellt. Da weiss man genau, wer kommt und wann. Ich persönlich halte das für sicherer, als in irgendein Taxi zu steigen. Aber all das fällt jetzt weg, wenn ich selbst fahren kann. Zur Arbeit nehme ich weiter den ÖV, da die Apotheke damit schnell zu erreichen ist. Ausserdem wäre die Parkplatzsituation schwierig. Viele Junge lehnen Autos aus Klimaschutzgründen völlig ab. Mir ist die Umwelt auch nicht egal, aber deswegen werde ich nicht auf meinen Mini verzichten. Es ist jedem erlaubt, da seine eigene Meinung zu haben. Elektroautos finde ich gut, auch Hybride. Meine Mutter fährt einen. Damit spart man recht viel Treibstoff und Emissionen ein. Beides kann ich mir später als Option vorstellen. Carsharing wäre mir nicht als Erstes in den Sinn gekommen, aber ich halte das für sehr praktisch für jene, die ab und zu doch mal ein Auto benötigen. Schliesslich kann sich nicht jeder eines leisten.
Ich kann mir durchaus vorstellen, mit dem Zug längere Strecken in die Ferien zurückzulegen. Bequemlichkeit allein ist für mich kein Grund, das Flugzeug zu nehmen. Es ist auch nicht selbstverständlich für mich zu fliegen. Doch je nach Reiseziel kommt man halt manchmal nicht darum herum. Was die Mobilität in der Schweiz angeht, haben wir Glück. Man kommt zu Fuss, mit dem Auto und dem ÖV überall hin, und selbst wenn es zu einem Unfall kommt, wird gerade hier in der Stadt schnell reagiert und umgeleitet.»
«Ich mache mir nichts aus Autos und brauchte bisher auch keines, obwohl ich in Obwalden auf dem Land aufgewachsen bin. Wenn ich in den Ausgang wollte, habe ich das Töffli oder mein Velo genommen oder meine Eltern haben mich gefahren. Für sie ist das Auto auch kein Statussymbol, sondern nur Mittel zum Zweck. So fährt mein Vater schon seit zwanzig Jahren denselben Wagen. Und sie nehmen ihre Autos nur, wenn es notwendig ist. Entsprechend hat das Thema auch für mich keinen grossen Stellenwert.
Meine Kollegen haben alle mit achtzehn den Führerausweis gemacht. In dem Alter hätte ich mir gar nicht vorstellen können, mich selbst hinters Steuer zu setzen. Wer fährt, trägt eine grosse Verantwortung, erst recht, wenn man noch andere Leute mitnimmt. In meiner Familie gab es zwar nie Autounfälle, aber zwei Freunde sind mal verunglückt. Der eine musste für dies eine Busse zahlen, der andere für einige Zeit das Papier abgeben. So viel Stress wollte ich mir so früh nicht antun. Auch wenn meine Kollegen da anders drauf sind als ich, haben sie mich trotzdem immer akzeptiert, mich höchstens deswegen ab und zu leicht auf den Arm genommen.
Jetzt mache ich mit 23 nun doch den Führerschein. Der Grund ist, dass ich für meine Arbeit als Gerüstbauer im Lieferwagen Material zu Baustellen oder Orten, wo wir Aufträge haben, transportieren muss. Mit dem ÖV wäre das unmöglich. Aber ein eigenes Auto lege mich mir dennoch nicht zu. Ich brauche von meiner Wohnung aus nur fünf Minuten bis zum Bahnhof und bin dann in weniger als zwanzig Minuten mit dem Zug an meiner Arbeitsstelle. Und wenn ich mich heute abends mit Kollegen treffe, kann ich oft mit ihnen mitfahren. Alle haben ihr eigenes Auto: je grösser und mehr PS, desto besser. Keiner könnte sich vorstellen, ein Elektroauto zu fahren. Ich zum jetzigen Zeitpunkt auch nicht. Schon wegen der Energiekrise im letzten Winter, als der Strom knapp zu werden drohte. Ausserdem werden die Bestandteile für Batterien häufig unter bedenklichen Zuständen gewonnen und hergestellt. Aber ich würde auch nie ein Auto kaufen, das mehr als nötig die Umwelt verpestet.
Sollte ich in der Zukunft in einer Stadt mit guter Anbindung an den ÖV leben, würde ich mich sicher nicht mit einem eigenen Fahrzeug belasten. Wenn man da nur an die Parkplatzsituation denkt. Ausserdem gibt es meist alle paar Meter Bus- oder Tramhaltestellen.
Carsharing kann ich mir nicht recht vorstellen. Die Idee, ein Auto mit wildfremden Leuten zu teilen, ist mir nicht so sympathisch. Da wird vermutlich nicht ständig geputzt, und man hat dann noch den Güsel von den fünf Fahrern vorher im Wagen. Was ich mir wünschen würde, wäre, dass Züge und Busse im ländlichen Raum abends länger und am Wochenende regelmässig die ganze Nacht durchfahren. Wenn ich im Ausgang bin, muss ich entweder die letzte Möglichkeit in den frühen Morgenstunden nutzen oder so lange warten, bis der erste Zug wieder fährt. Auch die Bahnpreise könnten meiner Meinung nach tiefer sein, dann würde ich öfter mal in andere Kantone fahren und die kennenlernen. Das neue GA Night dagegen bringt mir wenig. Um neunzehn Uhr fahre ich sicher nicht mehr lange irgendwo hin, und für meine gewohnte Strecke habe ich ein Abo. Ansonsten bin ich mit der Mobilitätssituation in der Schweiz recht zufrieden. Verzichtbar ist für mich bis auf Billigflüge nichts. Fliegen ist für mich eh kein Thema, da ich selten Ferien mache. Und wenn doch, bin ich meist in Italien, Deutschland oder Österreich. Da kommt man auch gut mit dem Zug hin. Irgendwann möchte ich mal Schweden und andere Länder im Norden besuchen. Dann muss ich wohl fliegen, aber sicher nicht mit einer Billigairline, wo der Flug nur fünfzig Franken kostet. Da kann ich nicht dahinterstehen.»
Wir haben Nina und Matthias am TCS Drive Camp getroffen, das im April im Tessin stattfand und erstmals von den Deutschschweizer Sektionen zusammen organisiert wurde. Davor gab es die von den einzelnen TCS-Sektionen organisierten Jugendfahrlager. In nur einer Woche absolvieren junge Leute ab sechzehn Jahren den Nothelferkurs sowie die Theorieprüfung. Und sie machen ohne jeden Stress auf einer abgesperrten Piste erste Erfahrungen hinterm Steuer, angeleitet von erfahrenen Fahrlehrerinnen und -lehrern. Natürlich kommt auch der Spass nicht zu kurz. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wohnen und essen während der Woche im schön gelegenen TCS-Feriendorf Scruengo oberhalb von Ambrì, und für Freizeitaktivitäten ist gesorgt. Die Kosten für das TCS Drive Camp (inklusive Übernachtung und Verpflegung) betragen für TCS-Mitglieder (Jugendmitgliedschaft oder Familienmitgliedschaft im gleichen Haushalt) 950 Franken und für Nichtmitglieder 1250 Franken. Nicht enthalten im Preis sind die Kosten für die Theorieprüfung, die ausserkantonale Bewilligung sowie für den Lernfahrausweis.
Ab sofort sind TCS Drive Camps für junge Leute aus der Deutschschweiz für 2024 buchbar. Sie finden an folgenden Terminen statt:
6.–12. April; 20.–26. Juli;
5.–11. Oktober
In der Romandie veranstalten die Sektionen Genf, Neuenburg und Waadt vergleichbare Fahrlager, ebenso das Tessin mit den Junior Driving TCS. Weiterführende Informationen sind auf den Seiten der jeweiligen Sektionen zu finden.
Der TCS ist in der Schweiz die Nummer eins in der fahrerischen Aus- und Weiterbildung.
Protokolle/Text Juliane Lutz, Dominic Graf
Fotos Emanuel Freudiger
Mit dem TCS zum Führerschein – und weiter
Für die Theorieprüfung büffeln oder schon vor dem 18. Geburtstag erste, wertvolle Fahrerfahrungen sammeln: Mit der Jugendmitgliedschaft begleitet der TCS angehende Neulenker umfassend auf dem Weg zum Führerschein. Die exklusive und kostenlose Nutzung der Lernplattform «TCS Theorie24» oder die Teilnahme am TCS Drive Camp, bei dem man unter Begleitung der Instruktoren erstmals am Steuer eines Autos sitzt, sind nur zwei Beispiele, wie der Club mit Know-how und Vergünstigungen auch seinen jungen Mitgliedern zur Seite steht.
Ist der «Scheck» einmal in der Tasche, profitieren TCS-Mitglieder bis 26 Jahre von hundert Franken Rabatt auf den obligatorischen Weiterbildungskurs (WAB). Und weil das Lernen nie aufhört, erhalten sie wie alle Mitglieder des TCS einen Preisnachlass auf sämtliche Fahrkurse von TCS Training & Events. Ausserdem profitieren Sie von der besten Pannenhilfe der Schweiz oder der kostenlosen, juristischen Hilfe bei Rechtsfragen. Auch bei der Wahl des ersten Autos ist der TCS der Ansprechpartner Nummer eins.
Nahezu die Hälfte nicht konform
Im Laufe von 2024 prüfte der TCS Fussgängerstreifen in der Nähe von Schweizer Bahnhöfen.
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