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29.04.2019

Verliebt in Meisenheim

Die Kleinstadt am Glan gehört zu den Perlen in Rheinland-Pfalz. Zu ihrem Reiz trägt auch ein ganz besonderes Hotel bei.
29. April 2019
Meisenheim
Marius und Kati am Odernheimer Kapellenberg, der zu grossen Teilen dem Weingut Disibodenberg gehört.

Die Aussicht ist schön, aber nach einer Weile strengt das Stehen im Steilhang an, wo wir uns ständig nach tief hängenden Trauben bücken. Wir, das sind Angestellte des Weinguts Disibodenberg und ich. Neben mir arbeiten Kati und Marius mindestens doppelt so schnell, aber sie haben auch gerade eine Winzerausbildung abgeschlossen. Wir befreien kostbare Spätburgundertrauben von verschrumpelten und aufgeplatzten Beeren. 2023 war kein einfaches Jahr. Das Glantal mit der Region Naheland gehört zu den regenärmsten Gebieten in Deutschland. Dazu litt Rheinland-Pfalz unter einem extrem trockenen Frühjahr, gefolgt von einem viel zu heissen Juni und einem verregneten Spätsommer.

Ein Hotel wie ein Dorf

Meisenheim
Clarissa und Markus Pape führen den Meisenheimer Hof, dessen Lokal seit März einen Michelin-Stern hält.

Wir befinden uns am Odernheimer Kapellenberg, der sich grösstenteils im Besitz des Weinguts Disi­bodenberg befindet. Laut Gault & Millau gehört es zu den besten Weinbetrieben der Nahe. Ich bin hier, weil ich viel von der schönen Gegend gehört habe, aber auch, um einmal die Arbeit in einem Rebberg mitzuerleben. Ein Glas ist schnell geleert. Wie viel Mühe in einer Flasche steckt, weiss nur, wer sich selbst in den Reben abgemüht hat. Zum Weingut gehört das Romantikhotel Meisenheimer Hof. Wer dort Gast ist, kann nach Absprache in den Weinbergen mithelfen. Und abends dann im Gastgarten oder in den hübschen Stuben die Weine probieren: zum Apéro vielleicht den angenehm säurebetonten Riesling Disibodenberg und zum Hauptgang einen Kapellenberg-Spätburgunder von 2021. Und dazu das vorzügliche Essen von Markus Pape geniessen, der Gerichte wie Gedichte aussehen lässt. Der 43-Jährige, der in hochdekorierten Restaurants und in leitender Position in der Gastronomie tätig war, ist Küchenchef. Im März bekam er einen Michelin-Stern. Zusammen mit seiner Frau führt er das hinreissende Hotel.

Auf mehrere prächtige, historische Gebäude in der Altstadt von Meisenheim verteilt, erinnert das Konzept an Alberghi diffusi in Italien. So sind schräg vom Haupthaus im ältesten Adelshof der Stadt die Hofbrennerei und das Café Meisentörtchen untergebracht. Das gleichnamige Gebäck aus Schokolade mit etwas Burgunderwein ist ein süsses Muss. Im Fürstenwärther Hof, einem eleganten Bau aus dem 17. oder frühen 18. Jahrhundert, sind weitere Zimmer geplant, während sich die Kochschule wieder woanders in der entzückenden, nur 3000 Einwohner zählenden Stadt befindet.

Wohnen wie die Prinzessin

Wer plant, im Hotel abzusteigen, macht sich am besten vorher etwas kundig, denn alle 25 Zimmer und Suiten sind jeweils anders thematisch eingerichtet. Entweder sind sie nach bekannten Weinlagen des Guts benannt oder nach berühmten Persönlichkeiten, die sich in der Stadt aufhielten. Die Inspiration zur Elisabeth-Suite lieferte eine englische Prinzessin, die 1818 Erbprinz Friedrich von Hessen-Homburg heiratete. Den beiden gefiel Meisenheim so gut, dass sie es zur Sommerresidenz machten und das Stadtbild mithilfe von Elisabeths Mitgift weiter verschönerten. Ein Bijou ist Meisenheim noch immer. Im Gegensatz zu anderen Gemeinden in der Region blieb es von Zerstörung und Bränden verschont. So sind von der im 14. Jahrhundert errichteten Stadtmauer noch einige Teile erhalten. Die prächtigen Adels- und Bürgerhäuser, die etwas schiefe Ritterherberge oder die Markthalle, die eine ganze Seite des Marktplatzes einnimmt, entstanden nach 1444.

Mit dem Einzug der Herzöge von Pfalz-Zweibrücken, einer Nebenlinie der Wittelsbacher, begann die Blütezeit von Meisenheim. Die zwischen 1479 und 1504 errichtete evangelische Schlosskirche gilt gar als schönster spätgotischer Bau in weitem Umkreis. Eindrückliche Fachwerkhäuser, üppig mit Pflanzen geschmückte Fassaden, ein Spazierweg am Glan zum Eisernen Steg – es macht Freude, durch das Städtchen zu flanieren. Wer aktiv sein will, hat viele Möglichkeiten. Auf dem Glan paddeln, mit einer Draisine von Staudernheim nach Meisenheim und wieder zurückfahren oder wandern. Da gibt es von der kurzen Runde zum Aussichtspunkt Juché bis zum insgesamt 114 Kilometer langen Pfälzer Höhenweg einiges. Entspannen nach der Meisenheimer Methode ist aber auch schön: eine gute Flasche Wein und Gläser einpacken, sich auf Steine im Glan setzen, die Füsse im Wasser kühlen und den Moment geniessen.

Meisenheim
Die gemütliche Kleinstadt entzückt mit vielen historischen Bauten, wie die Ritterherberge (r.).

Text und Fotos: Juliane Lutz

Diese Reise wurde unterstützt von Romantik Hotels & Restaurants, romantikhotels.com.

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