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03.03.2025

«Rega und TCS stehen für Schweizer Werte»

Mehr als 20 000-mal im Jahr hilft die Schweizerische Rettungsflugwacht Menschen in Not.
03. März 2025

Im Interview überrascht Rega-CEO Ernst Kohler mit den häufigsten Gründen für eine Luftrettung, den Kosten für einen Heli-Einsatz und den Gemeinsamkeiten zum TCS.

Text: Dominic Graf
Fotos: Valeriano Di Domenico

Rega
Ernst Kohler leitet seit 19 Jahren die Rega mit 472 Mitarbeitenden.

Herr Kohler, die Rega sowie der TCS sind beide Notfallorganisationen, die einen starken Rückhalt in der Bevölkerung geniessen. Welche ­Gemeinsamkeiten teilen die Traditionsinstitutionen, und inwiefern ergänzen sie sich?
Ernst Kohler: Ohne die Gönnerinnen und Gönner gäbe es die Rega nicht, und auch der TCS könnte ohne seine Mitglieder nicht überleben. Insofern sind beide Organisationen vom Goodwill, der Solidarität und der Unterstützung der Schweizer Bevölkerung abhängig. Das verbindet uns – und wohl auch den TCS – mit den Menschen in der Schweiz und motiviert uns sehr, jeden Tag unser Bestes zu geben. Sowohl die Rega als auch der TCS stehen für Werte, die man durchaus auch als «Schweizer Werte» bezeichnen kann: Zuverlässigkeit, Professionalität und Innovation. Unterschiedlich sind die Einsatzmittel, weshalb wir uns gut ergänzen: Wir bringen die Hilfe aus der Luft, der TCS ist auf der Strasse unterwegs.

Arbeitet die Rega direkt mit dem TCS zusammen? Wenn ja, wie sieht die Kooperation aus?
Der TCS zählt zu einem der grössten Auftrag­geber der Rega im Repatriierungsbereich: Zwei- bis dreimal pro Woche führen wir mit unseren Ambulanzjets eine Patientenrückführung im Auftrag des TCS durch. Zudem unterstützen die Beratungsärzte der Rega regelmässig das Ärzte­team des TCS mit medizinischen Abklärungen oder Zweitmeinungen. Ausserdem beauftragen wir die TCS Ambulance regelmässig, um Patientinnen und Patienten, die wir mit dem Rega-Jet in die Schweiz geflogen haben, vom Flugplatz mit der Ambulanz ins Spital in ihrer Region zu fahren. Die Zusammenarbeit ist somit vielschichtig, und sie funktioniert sehr gut. Beide vertrauen auf die Kompetenzen des anderen, um Menschen in Not zu helfen.

Welche sind die häufigsten Gründe für einen Rega-Einsatz?
Viele Menschen bringen die Rega vor allem mit Wintersport- und Bergunfällen in Verbindung. Die häufigste Alarmursache für einen Einsatz sind jedoch akute Krankheiten wie Schlaganfälle oder Herzinfarkte. Der Rettungshelikopter ist immer dann gefragt, wenn längere Distanzen bis zum für die Behandlung geeigneten Spital ­zurückgelegt werden müssen oder wenn keine anderen Rettungsmittel in sinnvoller Zeit zum Patienten gelangen können.

«Zwei- bis dreimal pro Woche führen wir mit unseren Jets eine Patientenrückführung im Auftrag des TCS durch.»

Rega

Wie viel kostet ein Helikoptereinsatz der Rega?
Ein Einsatz eines Rega-Helikopters kostet im Schnitt rund 4500 Franken, ohne die Hilfe von zusätzlichen Fachspezialisten wie zum Beispiel den Bergrettern des Schweizer Alpen-Club SAC. Grundsätzlich gilt: Je länger und komplexer ein Einsatz ist, desto höher die Kosten. Diese sind aber keinesfalls kostendeckend. Luftrettung ist hochdefizitär, weshalb die Rega auf die Unterstützung der 3,6 Millionen Gönnerinnen und Gönner angewiesen ist. Sie sorgen mit ihrem Vierzig-Franken-Beitrag pro Jahr dafür, dass wir unsere Vorhalteleistung, also quasi die Einsatzbereitschaft der vierzehn Einsatzbasen, der Zentrale und der drei Ambulanzjets, rund um die Uhr sicherstellen können.

Und wie teuer ist eine Rückführung aus dem Ausland im Rega-Jet?
Das hängt von der Flugzeit ab. Eine Repatriierung aus Thailand beispielsweise kostet mehr als 100 000 Franken, eine aus Spa­nien ungefähr 30 000 Franken.

Die Rega finanziert sich in erster Linie über Gönnerschaften. Ist dieses auch international einmalige Geschäftsmodell überhaupt noch zeitgemäss?
Die Gönnerinnen und Gönner halten uns wortwörtlich in der Luft und tragen über sechzig ­Prozent zu unseren Einnahmen bei. Gäbe es die Rega morgen nicht mehr, müssten die Kantone die medizinische Grundversorgung aus der Luft selbst organisieren und finanzieren. Ich glaube, die meisten sind damit zufrieden, wie es heute ist: Die Rega stellt als gemeinnützige Organisa­tion die Luftrettung sicher und kann das Wohl der Patientinnen und Patienten ins Zentrum ­ihres Tuns stellen – unabhängig von Partikularinteressen. Allfällige Überschüsse bleiben in der Stiftung und werden gemäss Stiftungszweck zur Verbesserung der Luftrettung investiert. Davon profitieren schlussendlich alle: die Bevölkerung, der Staat und insbesondere die Menschen in Not.

Brauche ich, wenn ich eine Rega-Gönnerschaft habe, trotzdem eine Versicherung, zum Beispiel für Rettungstransporte?
Eine Gönnerschaft ist keine Versicherung und umgekehrt. Mit der Gönnerschaft wird die Luftrettung generell finanziert. Als Gönnerin oder Gönner profitiert man dann, wenn eine Versiche­rung für den Rega-Einsatz gemäss ihren Versicherungsbedingungen nicht zahlen muss, wofür es unterschiedliche Gründe geben kann. Es braucht also beides, denn Gönnerschaft und Ver­siche­rung ergänzen sich.

Mit welchen Herausforderungen muss sich die Rega heute und in Zukunft auseinandersetzen?
Wir wollen uns auf unsere Aufgabe fokussieren und diese jeden Tag ein bisschen besser erfüllen. Dabei dürfen wir uns nicht verzetteln. Zunehmende Regulierungen in der Aviatik und der ­Medizin sind zugleich Fluch und Segen. Ich hoffe sehr, dass sich die Rega in Zukunft noch immer dadurch auszeichnet, dass sie modernste Technologien entwickelt und einsetzt sowie über hoch qualifizierte Mitarbeitende verfügt.

Wie könnte die Rega in zehn oder zwanzig Jahren aufgestellt sein?
Weil die Rega langfristig und umsichtig plant, wird sie auch dann in der Lage sein, die Luftrettung in der Schweiz sicherzustellen. Dank gezielten Investitionen in neue Technologien werden wir dann über neue Möglichkeiten im Einsatz verfügen und so noch mehr Menschen helfen können als heute. Getragen wird die Rega auch dann von Gönnerinnen und Gönnern, die nicht nur die Existenz der Rega sichern, sondern mit ihrem Beitrag auch ein Zeichen der Solidarität setzen. Und ich hoffe sehr, dass Solidarität auch in Zukunft einen festen Platz in unserer Gesell­schaft haben wird.

Ernst Kohler

Rega
Ernst Kohler ist seit dem Jahr 2006 CEO/Vorsitzender der Geschäftsleitung der Schweizerischen Rettungsflugwacht Rega. Zuvor leitete er den Militär­flugplatz Meiringen (BE). Ernst Kohler ist 61 Jahre alt, verheiratet und Vater von vier Kindern.
 
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