Noch auf Basis der früheren Generation des Renault Trafic hatte Renault Schweiz den SpaceNomad initiiert. Realisiert durch die Spezialisten der Groupe Pilote und Mitte 2020 – der Covid-Lockdown war in frischer Erinnerung, Reisen ins Ausland nahezu unmöglich – lanciert. Inzwischen wurden etwa 250 Exemplare abgesetzt.
Jetzt, mit dem per 2022 modernisierten Trafic, nimmt Renault den aus der Schweiz zugespielten Ball auf und bietet den SpaceNomad in mehreren Länder an. Im Boom der Campervans sieht der französische Hersteller Potenzial: Auf etwa 150'000 jährlich dürfte sich der Verkauf über alle Anbieter einpendeln. Wobei vier Fünftel des Marktes auf die Umbauer entfallen.
Auf ein spezialisiertes Unternehmen, die schon erwähnte Groupe Pilote aus Westfrankreich (bei Nantes), setzt Renault auch jetzt. Doch gilt das Produkt komplett als Renault. Das heisst, die Kundschaft hat nur einen Ansprechpartner, die Markenvertretung. Abgrenzungsfragen zwischen Fahrzeuganbieter und Umbauer stellen sich nicht.
Beim Angebot setzt Renault auf Einfachheit statt einer Unzahl von Varianten und Optionen: Zwei Ausstattungslinien, zwei Fahrzeuglängen und drei Motoren. Letztere sind immer Dieselmotoren, der Elektroantrieb ist in der Welt des abenteuerlichen Roadtrips noch nicht angekommen. Stets gleich ist die Höhe von 1,99 m, ergo grad noch tauglich fürs Parkhaus. Was auf der grossen Tour vermutlich weniger ins Gewicht fällt als im Alltag, für den Renault den SpaceNomad ebenfalls gerüstet sieht. Unter anderen mit der verschiebbaren Rücksitzbank, die, will man nicht schlafen, nach vorn geschoben einen voluminösen Kofferraum freigibt.
Bezüglich des Einsatzes als Campervan ist vieles drin, was fürs Meilenabenteuer notwendig ist.
Besonderen Wert beim Umbau des Personentransporters legt die Groupe Pilote auf die gründliche Isolation des Renaul Trafic SpaceNomad. Dies hilft dem Klima im Innern, bei Hitze oder Kälte, reduziert den Energiebedarf. Ein Höhenkit macht die dieselbetriebene Heizung tauglich für den Einsatz im Alpenraum, sprich in grösseren Höhen, wo ansonsten auf Gas umgestellt werden muss.
Im Fahrbetrieb erweist sich der Trafic als souveräner Lastesel. Im Solobetrieb und ohne Gepäck gefahren, kommt er über Wellen etwas übermotiviert in Bewegung, was sich mit typischer Beladung beruhigen dürfte. Die 6-Gang-Doppelkupplungsautomatik verwaltet die Kraft des 2-Liter-Diesels geschmeidig und sparsam tieftourig. Der Infotainment-Bildschirm ist eher klein, die darauf eingespielte Navigation wirkt in ihrer Darstellung altbacken, ist aber vielleicht gerade deswegen fehlerfrei lesbar.
Antriebsseitig stehen drei Varianten zur Auswahl: Immer mit 2-Liter-Dieselantrieb; entweder mit 150 PS und wahlweise mit Schalt- oder Doppelkupplungsgetriebe oder die 170-PS-Variante mit Doppelkupplungsgetriebe. In dieser Antriebsversion bietet Renault den SpaceNomad mit einem auf dem Dach aufgebauten Solarmodul für zusätzliche Stunden Beleuchtung oder Kühlschrankbetrieb.
Ebenfalls an die stärkste Motorisierung und damit ans Topmodell gekoppelt ist die Ausstattungsvariante «iconic», welche optische Verfeinerungen, grössere Felgen, Rückfahrkamera und diverse Komfort-Features bündelt. Allerdings stehen selbst hier zusätzliche sicherheitsrelevante Funktionen wie Toter-Winkel-Warner und automatische Notfallbremse als kostenpflichte Optionen in der Preisliste.
Der wohl wichtigste Kaufentscheid aber betrifft die Grösse: Lang oder länger: Um 40 cm differieren Radstand und Gesamtlänge zwischen SpaceNomad und Grand SpaceNomad, das sind – wegen Parkiermanövern und so, Sie wissen schon – 5,08 Meter oder 5,48 Meter. Der Preisunterschied beträgt 3500 Franken. Insgesamt liegt die Preisspanne zwischen 150-PS-Handschalter in «kurzer» Version und 170-Doppelkuppler in Langversion zwischen 59'900 und 70'300 Franken.
Besteht Bedarf nach weiterer Ausrüstung verweist Renault auf die Partnerschaft mit den Spezialisten von campingshop.ch.
Text: Daniel Riesen
Fotos: Renault, Daniel Riesen
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