Der TCS engagiert sich schon seit langem im Bereich der Verkehrsinformationen. Dabei nehmen die Informationen über den «Zustand» der Pässe einen wichtigen Platz ein. Man erfährt, ob die Pässe verschneit oder gesperrt sind, ob Einschränkungen für bestimmte Fahrzeugtypen oder eine Kettenpflicht gelten. Mit der Lancierung seines Portals über die Schweizer Pässe möchte der TCS nunmehr all diese Daten aktualisieren und zusammenfügen. Eine gute Gelegenheit, die Pässe etwas genauer zu betrachten, ihre Geschichte kennenzulernen und zu erfahren, was sie für die Bevölkerung bedeuten.
Aus topografischer Sicht sollte ein Pass definitionsgemäss dem tiefsten Punkt entsprechen, der über ein Bergmassiv führt. Die Überquerung eines Passes muss den Übergang von einem Tal in ein anderes ermöglichen. Während die Alpenpässe allesamt dieser Definition entsprechen, weichen gewisse Pässe im Jura und im Mittelland zuweilen davon ab, doch ihre Eigenschaften machen sie sehr wohl zu Übergangsstellen.
Etymologisch gesehen stammt das Wort «Pass», wie auch «passo» auf Italienisch, von «Passage» (Durchgang) ab. Im Französischen findet man nebst dem gängigen Begriff «col» auch den «pas» (so beim Pas de Morgins), und auch der Name «Forclaz» ist auf einigen Pässen in der Schweiz und in Frankreich präsent. Im Deutschen wird er zu «Furka» und im Italienischen zu «Forcola». Dies leitet sich vom lateinischen «furcula» ab, was «kleine Gabel» bedeutet und die, ähnlich einem Y, zunächst ziemlich breit ist und sich dann allmählich zu einer Linie verjüngt.Der höchste Pass der Schweiz
Man denkt häufig, dass der auf 2478 Metern gelegene Nufenen der höchste Pass der Schweiz sei, doch in Tat und Wahrheit ist es der Umbrail auf einer Höhe von 2501 Metern. Er bildet die Grenze zwischen dem Graubünden und Italien.
Der niedrigste Pass der Schweiz
Es handelt sich um den Zurzacherberg, der seine 476 Meter Höhe stolz zur Schau stellt. Er liegt zwischen den beiden Aargauer Gemeinden Bad Zurzach und Tegerfelden, nicht weit von der deutschen Grenze entfernt.
Der schönste Pass der Schweiz
Eine verzwickte und zwangsläufig subjektive Entscheidung, denn fast alle sind wunderschön! Aus diplomatischen Gründen fällt unsere Wahl auf die Publikumsmagnete Flüela-, Bernina-, Grimsel-, Gotthard- und Sustenpass. Aber auch auf den Klausenpass, den Col de la Croix und den Sanetschpass (wegen seiner landschaftlichen Vielfalt), auf den Ofenpass (wegen seiner Ähnlichkeit mit Kanada) und den Chasseral (wegen seiner beeindruckenden Aussicht auf das Mittelland, die Alpen und den Jura).
Der Lieblingspass der Biker
Auch hier hat wohl jeder Biker seine eigene Meinung, und der vorherige Punkt liesse sich fast eins zu eins übernehmen. Erwähnt seien dennoch das Dreiergespann Susten-Grimsel-Furka (insgesamt 120 Kilometer, welche die Ausdauerndsten hintereinander absolvieren), die Auffahrt zum Gotthardpass über die alte Kopfsteinpflasterstrasse der Tremola und für diejenigen, die dem Verkehr entgehen wollen, der Sanetschpass, der allerdings kein Übergang ist.
Der Lieblingspass der Motorradfahrer
Noch immer voll und ganz subjektiv wagen wir es, die Pässe Grimsel, Nufenen, Susten, Flüela und Klausen zu nennen, und fügen noch zwei weitere, zwar etwas bescheidenere, doch sehr idyllische Pässe an: den Jaun- und den Gurnigelpass.
Der gefährlichste Pass
Es ist die die Maloja-Passstrasse, auf der sich zwischen 2011 und 2022 die meisten Unfälle ereigneten. Susten- und Oberalpstrasse ergänzen die wenig beneidenswerte Liste. (Quelle: Astra, Stand 2022)
Es waren die Römer, die unter Claudius bereits im 1. Jahrhundert n. Chr. den Pass des Grossen St. Bernhards überquerten, und es scheint erwiesen, dass der Julier- und der Malojapass schon damals als Verbindungsachsen zur Via Claudia Augusta im Osten des Bündnerlandes fungierten.
Erst viel später, unter den Karolingern im 8. Jahrhundert, sind Spuren von Hauptstrassen auszumachen, die vom Bodensee zum Lukmanier, Splügen, Septimer und Julier führten, während sich nördlich der Alpen in der Gemmi-, Grimsel-, Furka- und Oberalp-Region ein Nahverkehr entwickelte.
Jedenfalls wurde die alpenquerende Durchfuhr von Personen und Waren erst gegen Ende des 12. Jahrhunderts wieder richtig aufgenommen, auf Saumpfaden über das Graubünden (Julier, Maloja, Splügen, San Bernardino, Lukmanier) und das Wallis (Simplon, Grosser St. Bernhard). Der Bau der Schöllenenstrasse Anfang des 13. Jahrhunderts machte den Gotthard bereits damals nicht nur zu einer neuen Transitroute, sondern auch zu einer politischen Angelegenheit.
Im 18. Jahrhundert begannen Bern, Luzern, Zürich, Zug und das Bistum Basel im Zuge der Zolleinnahmen mit ihren Strassenbauprogrammen. So wurde die Simplonstrasse gegen 1805 auf Anweisung Bonapartes fertiggestellt, noch vor den Strassen über den San Bernardino, den Splügen und schliesslich den Gotthard. Ab 1848 forderte die Schweizerische Eidgenossenschaft den Bau von Alpenstrassen, hauptsächlich für militärische Zwecke, von denen zahlreiche Pässe in den Kantonen Uri, Graubünden, Tessin und Wallis profitieren sollten. Doch einige Jahre später führte dann die Konkurrenz der Schiene zu einem drastischen Rückgang des Strassengüterverkehrs.
Nach dem Zweiten Weltkrieg führte der Aufschwung des Autos zum Bau eines Nationalstrassennetzes, wovon vor allem der Simplonpass und die Tunnels des Grossen St. Bernhards und des Gotthards profitierten.
Ein Gebirgsmassiv, das zu teilen weiss
Das Gotthardmassiv, auch das «Wasserschloss Europas» genannt, beherbergt nicht nur die dreifache Wasserscheide zum Rhein, zur Rhone und zum Po hin, sondern auch eine Vielzahl wichtiger Pässe. Dazu gehört natürlich der Gotthardpass, aber auch der Furka-, der Nufenen-, der Lukmanier- und der Oberalppass zählen dazu.
Dem Himmel ein wenig näher
Obschon das Hospiz auf dem Grossen St. Bernhard wahrscheinlich das berühmteste ist, gibt es noch weitere Hospize auf den Pässen Simplon, Albula, Bernina, Gotthard, San Bernardino, Flüela und Grimsel.
Das Ende eines Mythos
Entgegen der Legende soll Hannibal den Grossen St. Bernhard nie überquert haben. Und auch von seinen 37 Elefanten gibt es wohl kaum eine Spur.
Ein kleines Dorf hoch oben
Das Dorf Juf mit seinen dreissig Einwohnern liegt am Fusse des wunderschönen, für Wanderer zugänglichen Septimerpasses in Graubünden. Es befindet sich auf einer Höhe von 2100 Metern und ist das höchstgelegene ganzjährig bewohnte Dorf Europas.
Mein Name ist Bond …
Für den Film «Goldfinger» fuhr Agent 007 in der Gestalt von Sean Connery mit seinem Aston Martin auf dem Furkapass herum. Die Spuren von James Bond in der Schweiz finden sich insbesondere auch in den Filmen «GoldenEye» und «Im Geheimdienst Ihrer Majestät».
Da die Schweiz mit 69 Prozent Berggebieten das gebirgigste Land Westeuropas ist, zählt es natürlich auch sehr viele Pässe. In der Tat gibt es über hundert Strassenpässe – und fast ebenso viele Passübergänge für Wanderer –, die aufgrund ihrer Lage oft natürliche Grenzen zwischen zwei Kantonen sowie zwischen der Schweiz und ihren Nachbarn Frankreich, Italien und Österreich bilden.
Heutzutage werden sie hauptsächlich aus touristischen Gründen besucht: um die Aussicht zu geniessen, im Gipfelrestaurant zu essen, in einem Souvenirladen ein paar Kleinigkeiten zu kaufen und um frische Luft zu atmen. Die Sportlichsten werden versuchen, mit dem Bike dort hinaufzufahren, andere sehen darin einen wunderbaren Ausgangspunkt für Wanderungen oder, wenn genug Schnee liegt, für Skitouren in der Umgebung; andere wiederum nehmen einfach das Auto, das Postauto oder, um des Spasses willen, das Motorrad.
Manche Reisende nutzen die Pässe noch immer als Übergang auf ihrem Weg nach Italien, ins Tessin oder sogar nach Österreich. Das so erzeugte Verkehrsaufkommen macht das Nebeneinander nicht immer einfach, was häufig zu Parkplatzproblemen, Staus auf den Zufahrtsstrassen und Unfällen führt, die schwerwiegend sein können. Autofahrer aus dem Flachland, ob aus der Schweiz oder dem Ausland, haben manchmal Mühe damit, sich an die kurvenreichen Bergstrassen und das oftmals problematischen Kreuzen zu gewöhnen.
All diese Aktivitäten finden überwiegend im Sommer statt, denn hat der Herbst erst einmal richtig Einzug gehalten, sind viele Pässe wegen Schneefalls für den Verkehr gesperrt. Die Schliessungen hängen natürlich von der Höhe eines Passes ab, können aber auch je nach Klima variieren. So sind einige von ihnen auf der Nordseite manchmal schneebedeckt, während sie auf der Südseite schneefrei sind.
Gewöhnlich sind es die Pässe mit einer Höhe von 2000 Metern oder darüber, die von Oktober/November bis April/Mai im Winterschlaf verharren. Die Zeitpläne können entsprechend der Wetterlage variieren. Und es gibt Ausnahmen: Der Lukmanier (1914 Meter), der Simplon (2005 Meter) und der Berninapass (2328 Meter) sind im Winter nicht geschlossen – eine Herausforderung hinsichtlich Organisation und Schneeräumung. Umgekehrt bleiben der Pragel (1558 Meter) oder der Glaubenberg (1543 Meter) in der Zentralschweiz während der kalten Jahreszeit geschlossen, obschon sie weniger hoch liegen.
Doch auch im Winter steht der Verkehr nicht still. Dann sind die Strassentunnels durch die Alpen – am meisten bekannt sind Gotthard, San Bernardino und Grosser St. Bernhard – oder die Eisenbahntunnel mit Verlademöglichkeit (Lötschberg, Simplon, Furka, Oberalp und Vereina) gefragt. Der Autoverlad über den Oberalp wird jedoch auf Ende Saison 2023/2024 eingestellt. Auch der Zustand der Zufahrtsstrassen dahin sowie die Wartezeiten bis zum Verlad sind jederzeit auf der TCS-Website ersichtlich.
Text: Philippe Rawyler
Fotos: Adobe Stock, TCS
TCS Pässe-Portal Schweiz
Über diese Plattform stellt der TCS kostenlos umfassende Informationen zu über siebzig Pässen in der Schweiz zur Verfügung, die auf zwei verschiedenen Portalen zu finden sind.
Nahezu die Hälfte nicht konform
Im Laufe von 2024 prüfte der TCS Fussgängerstreifen in der Nähe von Schweizer Bahnhöfen.
Gold für Gelb
Jeden Herbst wetteifern Pannenhelferinnen und Pannenhelfer aus allen Winden Europas um den Titel «Road Patrol Team of the Year».
Von Tieren und Traditionen
Der Archipel der Bijagós in Guinea-Bissau ist bei Touristen weitgehend unbekannt. Unter Meeresschildkröten und Flusspferden ...
Sultanat der Düfte
Mit seinen weiten Ebenen, majestätischen Bergen, kargen Wüsten und sogar Fjorden bietet der Oman eine atemberaubende landschaftliche Vielfalt..